Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Erbärmlichste, was ich je gehört habe.«
Sein Gesicht wurde hart. »Rosie liebt mich«, sagte er. »Ich werde mich um sie kümmern. Sie wird es nie erfahren.«
Ich wandte mich ab, da ich seinen Anblick nicht länger ertragen konnte. »Du erzählst es ihr besser«, sagte ich. »Denn wenn du es nicht machst, werde ich das tun.«
»Das wirst du nicht«, sagte er und versperrte mir den Weg. »Bitte mach das nicht, Sasha.«
»Geh mir aus dem Weg.«
»Wie bist du überhaupt hier hereingekommen?«, fragte er kleinlaut. Ich faltete den Entwurf zusammen, steckte ihn in die Hosentasche und dachte angestrengt nach.
»Rosie hatte einen Verdacht«, sagte ich in einer Eingebung. »Sie hat mich gebeten, dir zu folgen, als du heute Morgen gegangen bist. Ich habe gewartet, bis Belle weg war.« Das muss überzeugend geklungen haben, denn in seinen Augen flackerte Panik auf.
»Rosie hat einen Verdacht?« Er klammerte sich an sein Handtuch. »Mist.« Er schürzte die Lippen und dachte offenbar darüber nach, was er nun tun sollte. An seiner Schläfe zuckte ein Muskel.
Als ich ihn so betrachtete, tauchte eine Erinnerung auf.
»Du bist uns gefolgt, als wir einkaufen waren«, sagte ich, und er zuckte zusammen. »Ich habe dich draußen vor dem Laden gesehen.«
Die verschiedensten Gefühle spiegelten sich in seinem Gesicht. »Ich wollte wissen, was ihr im Schilde führt«, gestand er dann. »Nachdem ihr diesen Job bei Ted Frobisher gemacht habt, kam mir der Verdacht, dass ihr mich vielleicht im Visier haben könntet. Rosie hat erzählt, dass Elliot mit Belle dort war, und ihr habt euch in letzter Zeit so seltsam benommen, ihr beide. Ständig habt ihr irgendetwas zu tuscheln gehabt.«
»Quatsch!« War es wirklich Quatsch?
»Was suchst du hier eigentlich? Du weißt doch, dass Elliot noch gar nicht hier wohnt, oder?«
»Meinen … Verlobungsring«, sagte ich schnell. »Nach Belles Modenschau habe ich ihn hier verloren.«
»Hier oben?« Er schaute sich im Atelier um.
Herr im Himmel. »Nein. In der Küche. Dann musste ich aber aufs Klo.«
»Hier drinnen?« Seine Augen zogen sich zusammen.
»Ich habe mich verirrt.«
»Das Klo ist da hinten.«
»Ich gehe jetzt besser. Ich muss wieder zurück.«
Als ich mich an ihm vorbeidrückte, versuchte ich mich so dünn wie möglich zu machen. Fast hätte ich geschrien, als er mich am Handgelenk packte. »Bitte erzähl Rosie nichts«, bat er. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich den Eindruck, er würde einen herzerweichenden Appell folgen lassen. »Ich möchte nicht, dass irgendjemand leiden muss«, jammerte er dann nur.
»Dafür ist es ein bisschen spät.« Ich schüttelte ihn ab, lief nach unten und schnappte mir auf dem Weg meine Schuhe. An die Rückfahrt hatte ich keinerlei Erinnerungen, nur, dass ich das Gaspedal durchtrat und ein paar rote Ampeln überfuhr.
Alles, woran ich denken konnte, war die arme Rosie, die so sehr an diesem erbärmlichen Mann hing. Und ich konnte ihr nicht einmal sagen, was er hinter ihrem Rücken anstellte, denn wenn ich es tat … Mich schauderte.
Ich würde ihr Leben zerstören, und den Gedanken konnte ich einfach nicht ertragen.
42. Kapitel
Als ich zurückkam, waren die Zwillinge schon da. Sie trugen identische schwarze Röcke, weiße Blusen und flache Schuhe und waren ungewöhnlich kleinlaut.
Ich war dankbar, dass ich nicht mit Rosie allein war. Ich wusste, dass mein Gesichtsausdruck mich verraten würde, aber sie sah in meiner entgeisterten Miene offensichtlich nur die Bestätigung dafür, dass Belle tatsächlich den Dunga-Kleid-Entwurf gestohlen hatte.
»Es stimmt also?«, fragte sie, während sie ein Apfel-Safran-Chutney probierte, das sie für die Hühnerleber zubereitet hatte. Tausend Düfte erfüllten die Küche, aber mir schlugen sie alle auf den Magen.
Ich nickte, und Tina juchzte auf.
»Ich wusste es!« Sie und Tanya klatschten ab und fielen sich in die Arme. Dann kamen sie näher zu mir, Rosie dicht auf den Fersen.
»Wo ist er?«, fragte Tanya atemlos, und ich steckte die Hand in die Hosentasche. Da war er nicht. Merkwürdig. Ich suchte in den anderen Taschen, aber er war definitiv nicht da.
»Bitte sag nicht, dass du ihn verloren hast, Sasha.« Aus Tinas Gesicht wich die Hoffnung, und ihr schossen sofort wieder Tränen in die Augen.
Ich dachte angestrengt nach. Das Blatt musste aus meiner Tasche gefallen sein, als ich weggelaufen war. »Ach, ich weiß«, sagte ich mit so viel Nachdruck wie nur möglich. »Er ist im Auto.«
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