Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
wiedersehen. Mir kam regelrecht die Galle hoch, als ich mir vorstellte, dass Belle so weitermachen und aus unersättlicher Geldgier selbst ihre Liebe zu Glen opfern würde. Als mir das Lächeln gänzlich vergangen war, merkte ich, dass Ted mich ansah.
»Ist alles in Ordnung, Miss Clayton?«, fragte er, die Augen besorgt zusammengekniffen. Als ich nickte, klingelte es auch schon an der Tür, und er wandte sich etwas ratlos ab. »Na, dann begrüße ich wohl mal besser die Gäste«, sagte er. »Geben Sie Ihr Bestes, Ladys. Hals- und Beinbruch.«
»Was ist los?«, zischte Rosie, nachdem er mir einen letzten besorgten Blick zugeworfen hatte und dann gegangen war.
»Nichts.« Ich schüttelte den Kopf und wischte schnell eine Träne weg, die ich zuvor gar nicht bemerkt hatte.
»Los, Mädchen, serviert die Drinks. Und redet nur, wenn ihr angesprochen werdet. Und das Lächeln nicht vergessen«, rief sie. Verängstigt zogen die Mädchen los. »Gott, ich hoffe, sie packen das heute«, murmelte sie, als die beiden fort waren. »Was, wenn sie Ed Naylor Bratensoße über den Anzug kippen?«
»Zum einen ist es nicht Bratensoße, sondern ein Jus«, sagte ich knapp. »Zweitens haben sie eine Menge Erfahrung. Und drittens ist es ja nicht so, dass sie königliche Hoheiten bedienen. Wen stört es schon, wenn irgendetwas schiefläuft?«
Rosie schaute mich fassungslos an.
»Meinen Vater möglicherweise?«, sagte eine Stimme hinter mir, und mein Herz setzte fast aus. Elliot war zurück und rieb sich die Hände wie sein Vater, nur, dass seine Fröhlichkeit gezwungen war. »Kann ich irgendwie helfen? Einen gebratenen Vogel zerlegen oder so?«
Er lächelte, aber seinem Blick war eine gewisse Anspannung anzumerken. Seine Augen wichen den meinen aus, als würde er noch einen inneren Konflikt ausfechten. »Fleisch zerteilen ist Männersache, das wissen Sie doch.«
»Heutzutage nicht mehr.« Rosie wurde rot und kicherte, und ihr Dekolleté wogte auf und ab, als sie durch die Küche flitzte. »Sash beherrscht das Tranchierbesteck, nicht wahr, Sash?«
Als ich in ihr argloses Gesicht blickte, gab irgendetwas in mir nach. Jetzt war mir egal, dass wir wichtige Gäste zu versorgen hatten. Ich konnte es einfach nicht länger für mich behalten. An Rosies Stelle würde ich es auch wissen wollen, wenn mein Freund ein verlogener Mistkerl war.
»Ich muss dir etwas erzählen«, sagte ich. Der unverhoffte Themenwechsel schien sie zu überraschen.
»Ja?«
Elliot, der gerade ein Messer schärfte, hielt inne. »Soll ich gehen?«, fragte er und legte das Messer hin. Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern suchte bloß auf dem Weg hinaus meinen Blick. »Machen Sie aber nicht zu lange. Dieses Essen ist sehr wichtig für meinen Vater.«
Ich war überrascht und erfreut, dass er sich deswegen sorgte. Gleichzeitig wurde mir auch noch etwas anderes klar. Wenn ich Rosie von Glen und Belle erzählen würde und sie mir glaubte, dann würde sie es mit Sicherheit auch Elliot erzählen. Würde er ihr dann glauben, oder würde er denken, dass ich ihr etwas einreden wollte? In jedem Fall würde sie es mir nie verzeihen, dass ich ihr den Abend verdorben hatte.
»Was ist denn los?«, fragte Rosie besorgt.
43. Kapitel
»Sasha?«
Verdammt. »Es ist nur …« Ich zögerte und dachte darüber nach, ob ich mir besser noch eine Lüge ausdenken sollte. Nie im Leben hatte ich so viel Unwahrheiten verbreitet wie in den letzten Wochen, und das war kein gutes Gefühl. »Mir kommt es so vor, als wäre das Fleisch verdorben«, sagte ich schließlich. In ihrer ängstlichen Miene war jetzt nur noch Irritation zu erkennen. »Ich wollte es nicht vor …«
»Verdorben?« Sie raste zum Herd. »Warum hast du denn nicht gleich etwas gesagt? O Gott!« Sie schaute mich entsetzt an. »Was, wenn die Gäste eine Lebensmittelvergiftung bekommen?«, fragte sie und raufte sich die Haare. »In sämtlichen Zeitungen wird das stehen. Wir werden nie wieder einen Auftrag bekommen. Warum zum Teufel hast du denn nichts gesagt?«
Sie war wirklich sauer, und ich senkte den Blick. Vielleicht hätte ich ihr besser die Wahrheit erzählt.
»Eigentlich …«, begann ich und suchte krampfhaft nach einer anderen Erklärung, als plötzlich die Hintertür aufflog.
Ich hatte wohl im Augenwinkel registriert, dass ein Auto vorgefahren war, aber dass nun Belle in die Küche stürmen würde, gefolgt von Glen, darauf war ich nicht vorbereitet.
»Sie halten sich wohl für besonders schlau«, rief
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