Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Eifrig nickte ich. »Genau. Ich habe ihn ins Handschuhfach gelegt, damit er in Sicherheit ist.« Ich versuchte, Rosies Adlerblick standzuhalten. Tinas Kinn zitterte.
»Bist du sicher?«, fragte Tanya, die skeptischer war als ihre Schwester. »Dann hole ihn doch schnell.«
»Keine Zeit«, sagte Rosie, die wie immer alles durchschaute und mir zu Hilfe eilte. »Gleich soll das Essen auf den Tisch. Der muss noch gedeckt werden, und wir müssen auch noch die Gläser polieren.« Sie schaute mich an. »Sie kann ihn hinterher holen, nicht wahr, Sash?« Ich nickte. »Heute Abend könnt ihr sowieso nichts mehr tun.«
»Das ist richtig«, sagte ich und wurde wieder zu Miss Clayton. »Los, an die Arbeit.«
Mit gesenkten Köpfen verließen sie die Küche und tuschelten miteinander.
»Hast du mir irgendetwas mitzuteilen?«, fragte Rosie, und ich spürte, wie sich ihr Blick in meinen Nacken bohrte, als ich mir die Hände wusch.
Ich grübelte noch über eine Antwort nach, als eine gewisse Unruhe in der Vorhalle ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. »Ist das nicht Elliots Stimme?«, fragte sie. Mir sträubten sich die Haare.
Bei meiner Ankunft eben hatte ich bemerkt, dass ein Auto in die Garage fuhr, aber ich war zu aufgewühlt gewesen, um es weiter zu beachten.
Er redete mit Juliette, und ihre Stimmen wurden lauter, als sie sich der Küche näherten. Ich hatte gerade noch Zeit, mir die Hände abzutrocknen und mein Haar zurückzustreichen, als sie auch schon den Raum betraten. Wir standen stramm, als würde eine Königliche Hoheit eintreten.
»Schauen Sie mal, wer da ist«, verkündete Juliette freudig, als wäre Prinz Charles persönlich vorbeigekommen.
Elliot hob verlegen die Hand. »Hi.« Er trug ein schwarzes Hemd zu einer dunklen Jeans. An den Füßen hatte er Schnürschuhe, keine Flip-Flops. Er hatte wohl eben erst geduscht, denn sein feuchtes Haar wellte sich. Ich konnte kaum den Blick von ihm lassen und wurde geradezu wütend, dass er eine solche Wirkung auf mich hatte, obwohl Pete doch so viel netter war. »Da ich wusste, dass Sie heute für meinen Vater kochen, wollte ich das hier kurz vorbeibringen«, sagte er und legte die Mappe, die ich in seiner Wohnung vergessen hatte, auf die Arbeitsplatte. »Sie sind ganz schön geworden«, fügte er verlegen hinzu. Ich fragte mich, ob er ebenfalls krampfhaft zu verdrängen versuchte, was gestern vorgefallen war.
»Danke.«
In der Luft lag eine andere Spannung als die, an die ich mich mittlerweile gewöhnt hatte. Juliettes offenkundige Neugier kam noch hinzu.
»Das ist wirklich nett von Ihnen«, sagte ich matt und spürte plötzlich meinen Puls. »Werden Sie … äh … zum Essen bleiben?«
»Ich könnte noch ein Extragedeck auflegen«, sagte Juliette schnell. »Dein Vater würde sich freuen.«
»Nein, nein, ich möchte mich nicht aufdrängen.« Er hob abwehrend die Hände. Juliette wirkte enttäuscht. »Vielleicht könnte ich aber hier drinnen einen Bissen essen, wenn Ihnen das recht ist.« Er schaute zum Herd hinüber. »Es riecht köstlich. Was ist das?«
»Lamm in Kräuterkruste«, sagte Rosie. »Es ist genug da.«
Er nickte begeistert. »Mein Lieblingsessen.«
Juliette war ganz aufgeregt. »Ich bringe eine Flasche Wein«, sagte sie und war schon auf dem Weg hinaus, als Elliot sie am Arm zurückhielt.
»Ich wollte noch fragen … Könnte ich vielleicht ein paar Nächte in meinem alten Zimmer schlafen?«, erkundigte er sich zögerlich. Unmerklich änderte sich die Stimmung. »Heute zieht schon der neue Mieter in meine Wohnung ein, und Belle kommt erst Sonntag zurück.« Er zuckte mit den Achseln. »Vermutlich möchte sie bei meinem Einzug dabei sein, damit ich nicht irgendetwas falsch hinstelle, daher …« Er ließ den Satz in der Schwebe. Rosie und ich schauten uns an und blickten dann zu Juliette hinüber, ohne uns Mühe zu geben, unsere Neugier zu verbergen.
Als er redete, war sie ganz rot geworden. »Natürlich kannst du bleiben«, sagte sie und klang fast sprachlos. »So lange, wie du willst.«
»Nur bis Sonntag«, sagte Elliot und lächelte. Sie nickte.
»Ich kümmere mich um frische Bettwäsche.« Ihr Tonfall war sachlich, aber ihre Augen leuchteten, als hätten seine Worte ein Feuer entzündet. »Vielleicht könnten wir ja zusammen frühstücken?« Sie zögerte, als befürchtete sie, nun doch zu weit gegangen zu sein. »Zusammen mit deinem Vater, meine ich.«
Elliots Blick kreuzte den meinen. Ich hielt ihm stand. »Warum nicht?«, sagte er, als hätte
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