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Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Clarke
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zurückzukämmen. Alles an ihm war ordentlich, fiel mir plötzlich auf, als ich mich in seinem Zimmer umschaute. Selbst sein Bett war ordentlich gemacht. So sauber war es hier, dass es fast schon aseptisch wirkte. Als er mich zum ersten Mal hierher mitgenommen hatte, war mir das noch positiv aufgefallen.
    »Ich mag es, wenn alles an seinem Platz ist«, hatte ich mich damals gefreut, und es hatte mich auch nicht gestört, dass seine Mutter, wie er mir gebeichtet hatte, dafür extra eine Putzfrau engagierte. Petes Leben hatte Struktur und passte insofern perfekt zu dem meinen, und das hatte mir gefallen.
    »Du hast gar nichts von einem dringenden Auftrag erzählt«, sagte Pete, ließ sein Haar, wie es war, und strich sich nun die Krawatte glatt.
    »Doch das habe ich.« Ich ließ mich auf einen Stuhl am Fenster fallen. Um ehrlich zu sein, konnte ich mich nicht erinnern, was ich ihm alles erzählt hatte und was nicht. Ich war so sehr darauf bedacht, dass mir nichts Falsches herausrutschte, dass ich vielleicht sogar vergaß, die wichtigen Dinge zu erwähnen. Mein Hirn war einfach überfordert. »Wir haben doch diesen uralten Kunden. Aus der Zeit, als wir uns noch gar nicht kannten. Damals, diese Geschichte mit dem Unwetter …«
    »Ich erinnere mich.« Er nickte, straffte die Schultern und drehte sich zu mir um. Seine Wimpern waren immer wieder beeindruckend – lang und sinnlich, geradezu eine Verschwendung im Gesicht eines Mannes. Einmal habe ich ihm, als er tief und fest schlief, Wimperntusche aufgetragen, und so ist er dann am nächsten Tag zur Arbeit gegangen. Mr. Wilson dachte, er habe sich jetzt andersrum orientiert.
    »Das war doch die Wohltätigkeitsparty für Ted Frobisher, oder?«
    Sein Gedächtnis überraschte mich immer wieder. »Ja, genau«, bestätigte ich zögerlich. »Also … Rosie hat ihn kontaktiert, da wir in letzter Zeit zu wenig Aufträge hatten. Sie hat ihn an diese Party erinnert und gefragt, ob er nicht auch privat einen Catering-Service brauche. Ihre Courage schien ihn … äh … beeindruckt zu haben«, erklärte ich, stolperte dabei über meine eigenen Worte und spürte, wie ich rot wurde. »Jedenfalls erwartet er demnächst ein paar wichtige Gäste – Politiker, glaube ich –, und er hat uns gebeten, vorher ein Menü zur Probe zu kochen.«
    Allmählich fand ich zu meiner Begeisterung zurück. Es war immer noch ein unfassbares Glück für mich, selbstständig zu arbeiten. Jedes Mal, wenn mir bewusst wurde, dass ich tatsächlich meinen Jugendtraum lebte, war ich nicht mehr zu bremsen. Während meine Klassenkameradinnen von Jungs und Rockbands geschwärmt hatten, war ich mit meinen kulinarischen Kreationen beschäftigt gewesen. Es dauerte nicht lange, und ich verkaufte sie in den Schulpausen, bis meine Lehrerin Wind davon bekam und meine Kuchenform beschlagnahmte. Als ich sie dann in ihrem Büro dabei ertappte, wie sie alle Reste in sich hineinstopfte und ziemlich glücklich dabei aussah, war mir klar gewesen, wie ich später einmal mein Geld verdienen möchte.
    Wenn man an die Probleme dachte, mit denen Rosie und ich uns anfangs herumzuschlagen hatten – ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass immer alles glattgelaufen war –, war es jetzt umso schöner, noch einmal von einer so einflussreichen Persönlichkeit wie Ted Frobisher engagiert zu werden. Gesetzt den Fall, es würde gut laufen, könnte uns der Auftrag in ganz andere Sphären katapultieren.
    Fast hatte ich vergessen, dass uns noch eine ganz andere Motivation zu dieser Aktion angetrieben hatte, und war dankbar, dass sich jetzt alles so gut anließ. Fast so, als wäre es ein … Nein, hör auf damit , warnte ich mich selbst. Andererseits … Tatsächlich hatte Rosie schon damals, gleich nach der verunglückten Wohltätigkeitsparty, versucht, die Organisatoren zu kontaktieren, um ihnen zu versichern, dass wir gerne weiterhin für sie arbeiten würden. Aber sie hatten sich nie wieder gemeldet. Als Rosie dann jetzt gleich direkt Mr. Frobishers Büro angerufen hatte, war sie wider alle Erwartungen sofort durchgekommen.
    War es also doch ein Zeichen?, fragte ich mich und schalt mich sofort dafür. Bald würde ich noch an Feen glauben.
    »Nun, das freut mich für dich, mein Schatz«, sagte Pete so sachlich wie immer, und ich fühlte mich noch schlechter, weil ich nicht ehrlich zu ihm war. »Ich werde das Wellness-Wochenende auch absagen, wenn du nicht mitkommst.«
    »Es macht mir aber gar nichts aus, wenn du fährst, Pete.

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