Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
sich argwöhnisch. Ich hielt die Luft an.
»Vergessen Sie es«, sagte Beatrice hochmütig, drehte sich flink, wie man es in ihrem Alter nicht für möglich gehalten hätte, um die eigene Achse und marschierte davon. Ihr Cape schwebte hinter ihr her, als sie durch die offene Tür am anderen Ende der Vorhalle verschwand.
»Das hat ja hervorragend geklappt«, sagte ich in die Stille, die nun eintrat.
»Verrückt«, sagte Rosie. »Sie ist irgendwie gruselig.«
Bevor wir den Vorfall noch weiter erörtern konnten, verrieten Stimmen die Ankunft von Ted Frobisher und einer Frau, die ich für seine Gattin hielt.
»Hallo, da sind ja die werten Dinner-Ladys.« Mr. Frobisher lächelte jovial und schüttelte uns beiden kräftig die Hand. »›Dining In‹, nehme ich an.«
Wir nickten stumm. Als Privatmann schien er zugänglicher zu sein als in seiner Fernsehshow, aber er blieb eine einschüchternde Erscheinung. Sein schneeweißes Haar hob seinen mediterranen Teint noch deutlicher hervor, und auf seiner Oberlippe saß ein ebenfalls schneeweißer Schnauzer. Obwohl er eine Strickjacke mit ausgebeulten Taschen trug, ging eine Aura von Wohlstand von ihm aus. »Willkommen in ›Frobisher Towers‹«, sagte er und seine grauen Augen musterten uns ungeniert hinter einer Metallbrille. Ich widerstand dem Impuls, einen Knicks zu machen. »Dies ist meine Frau Juliette.«
Sie war etliche Jahre jünger als ihr Ehemann und hatte lange, blonde Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und über die Schulter nach vorne gelegt hatte. Außerdem war sie mit einer gertenschlanken Figur, lebhaften Augen und aristokratischen Wangenknochen gesegnet. Es war klar, wem Elliot sein Aussehen verdankte. »Sehr erfreut«, sagte sie, lächelte anmutig und zeigte dabei ebenmäßige, weiße Zähne.
»Wir sind sehr gespannt auf Ihre Künste«, fuhr Ted fort. »Ich habe einen Blick auf Ihre Website geworfen und muss sagen, ich bin beeindruckt.« Er nickte beifällig, und ich wurde rot vor Freude. »Gute Referenzen haben Sie vorzuweisen. Es ist ein Jammer, dass nicht viel mehr junge Leute so etwas auf die Beine stellen.« Er steckte die Hände in die Taschen und wippte auf den Hacken zurück. »Mein Sohn, zum Beispiel.« Er warf den Kopf zurück, als wollte er die Götter anrufen. Seine Frau bedachte ihn mit einem warnenden Blick.
»Jetzt werde ich Ihnen aber erst einmal das Esszimmer zeigen und dann die Küche, wo Sie das Menü zubereiten«, sagte sie schnell, um das Thema zu wechseln. Rosie und ich schauten uns an. »Wir werden den ganzen Nachmittag fort sein, daher werden Sie das Reich ganz für sich haben.« Sie warf ihren Pferdeschwanz zurück. »Ich bin mir sicher, dass Sie alles finden, was Sie brauchen. Ansonsten ist auch meine Schwiegermutter da, falls Sie Hilfe benötigen.«
»Was sollte das wohl vorhin?«, flüsterte Rosie, als wir uns mit der Küche vertraut machten, auf die selbst die Göttin der Kochkünste stolz gewesen wäre. Flügeltüren führten zum Garten hinaus und fluteten alles mit Licht.
»Offenbar kommt er mit seinem Sohn nicht gut klar«, flüsterte ich zurück und schaute mich um, ob nicht Elliot irgendwo um die Ecke lugte. »Ich könnte nicht behaupten, dass ich ihm einen Vorwurf daraus machen könnte.«
»Wenn Elliot dich erst kennenlernt, wird er sich schon ändern«, sagte Rosie aufgekratzt und fuhr mit der Hand über den Metzgertisch aus edler Buche, der mitten im Raum auf dem Kalksteinboden stand.
»Ich will niemanden ändern«, brummte ich. »Ich will nur nach Hause.«
»Nein, willst du nicht«, sagte sie und kicherte. »Und jetzt lass uns ranklotzen. Ich geh schnell ein paar Sachen aus dem Wagen holen.«
Man hatte uns freie Hand gelassen, alles Nötige selbst mitzubringen, und so verschwand Rosie durch eine Tür, die sich zum Vorplatz hin öffnete. »Tu nichts, was ich nicht auch tun würde«, sagte sie, als sie eine Sekunde später noch einmal den Kopf hereinsteckte. Ich bewunderte ihre Fähigkeit, alles zu nehmen, wie es kam. Wenn nicht die Aussicht auf weitere Aufträge bestanden hätte, wäre ich nicht hierhergekommen, da war ich mir sicher.
»Was zum Teufel machen Sie denn hier?«
Ich schnappte nach Luft und ließ das Hackebeil fallen, mit dem ich geistesabwesend herumhantiert hatte.
Hinter mir stand Elliot Frobisher in der Tür.
11. Kapitel
»Haben Sie mir nicht bei unserer letzten Begegnung einen Drink übers Hemd geschüttet?«, fragte er. Seine grünen Augen funkelten wütend. »Verfolgen
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