Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Ehrlich«, sagte ich, und meine Schuldgefühle ließen mich gereizt klingen. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass irgendjemand hinter meinem Rücken mein Leben komplett umkrempelte. »Ihr werdet sicher eine großartige Zeit haben ohne mich.«
»Nun sei doch nicht so, Kürbis.« Er zog die Mundwinkel herab und sah so Vivienne derart ähnlich, dass es mir die Sprache verschlug. »Ich dachte bloß, du könntest eine Pause gut vertragen, das ist alles. Du wirkst ein bisschen angespannt.«
»Ich bin überhaupt nicht angespannt«, protestierte ich und merkte selbst, dass ich mit krummem Rücken dasaß und an meinem Daumennagel kaute, als würde er eine lebenswichtige Substanz enthalten.
»Du mutest dir manchmal wirklich zu viel zu«, sagte Pete und zog mich an sich. »Es ist schon viel Arbeit, eine Hochzeit zu organisieren.«
»Woher willst ausgerechnet du das wissen?«, sagte ich und konnte eine gewisse Verärgerung nicht hinunterschlucken. Sein Ausdruck kühlte sich augenblicklich ab, und ich erschrak über mich selbst. »Tut mir leid, mein Schatz, das habe ich nicht so gemeint«, sagte ich schnell. »Ich weiß, dass Daddy und ich das Ganze an uns gerissen haben.«
»Okay, mach dir keine Gedanken«, sagte er und mied meinen Blick, als er seine Aktentasche nahm und sich zur Tür begab. »Ich muss gehen, sonst komme ich zu spät.«
Im Flur sah ich Vivienne stehen, in makellosen grauen Kaschmir gehüllt. Ich fragte mich, ob sie gelauscht hatte.
»Wir sprechen später darüber, Schatz«, sagte ich laut, als die Haustür hinter ihm zuknallte.
»Seinen Arbeitseifer hat er von mir«, sagte Vivienne und nahm ihre Tasche. »Schließ den Sicherheitsriegel, wenn du gehst, ja? Ich treffe mich mit ein paar Freundinnen zum Kaffee.«
10. Kapitel
»Sollten wir nicht besser ganz schnell wieder verschwinden?« Ich bekam augenblicklich kalte Füße, als wir am nächsten Nachmittag vor dem Haus der Frobishers anhielten.
»Wunderschön, oder?« Rosie betrachtete das Gebäude, dessen rotes Ziegeldach in Dunst gehüllt war, und grinste. »Das könnte dein zukünftiges Zuhause sein, wenn du deine Karten richtig ausspielst.«
»Dieser Kunde ist eine Nummer größer als unsere bisherigen, würde ich sagen.«
Das Haus lag in einem Gebiet der Chiltern Hills, das auch das Millionärsdreieck genannt wurde, und mein erster Gedanke war: Meine Güte, ist das riesig . Das komplette Haus meiner Eltern entsprach bloß einem Viertel des unteren Stockwerks.
Das schmiedeeiserne Einfahrtstor öffnete den Weg hin zu einem kreisrunden Vorplatz, hinter dem sich das Haupthaus mit seinen beiden Seitenflügeln erstreckte. Zwei riesige Schornsteine flankierten das Dach auf beiden Seiten. Das Grundstück schien sich endlos auszudehnen.
»Wir wissen doch nicht einmal, ob Elliot überhaupt da ist.«
»Das macht nichts«, sagte Rosie und schaltete den Motor des Lieferwagens aus. »Wahrscheinlich ist er nicht da, aber wir haben hier trotzdem die Gelegenheit, etwas mehr über ihn herauszufinden.« Auf alles hatte sie eine Antwort. »Nun komm schon. Wo bleibt deine Abenteuerlust? Ich dachte, du wärst hierfür bereit.«
»Bereit?«, fragte ich ängstlich. Ich kam immer mehr zu der Überzeugung, dass Elliot sich das alles ausgedacht hatte, um sich selbst zu retten. Er war schließlich derjenige, der im Elend gelandet war, dachte ich und war selbst verblüfft darüber, dass ich diese Sache anscheinend ernst nahm. Und womit hätte er mich einfacher dazu bewegen können, ihm zu helfen, als mit der Warnung, dass auch meine Zukunft düster aussah. Seltsamerweise beruhigte mich dieser Gedanke. Wenn es nur darum ging, Elliot davon abzubringen, die falsche Frau zu heiraten, dann könnte ich das womöglich schaffen. Tatsächlich gefiel mir dieser Gedanke sogar. Wie Rosie schon sagte, ich liebte Herausforderungen, und ein solches Projekt war tausend Mal besser, als meine Hochzeit mit Pete absagen zu müssen.
»Im ›Gilded Cage‹ hast du geradezu leidenschaftlich auf Elliot reagiert«, sagte Rosie und unterbrach meine Gedanken. »Viel emotionaler als auf Pete. Das ist gut, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Leidenschaftlich hasserfüllt«, rief ich ihr in Erinnerung, aber sie ließ sich nicht davon abbringen, dass die Dinge gut gelaufen waren.
»Beim nächsten Mal wird er sich bestimmt an dich erinnern«, sagte sie zuversichtlich, und mir erschien plötzlich das erschreckende Bild vor Augen, wie ich in Elliots Armen liege und leidenschaftlich geküsst
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