Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Clarke
Vom Netzwerk:
Er war ein großer Fan von Science-Fiction und sollte sich mit dieser Thematik auskennen. »Und falls es möglich ist – sollte man eine solche Möglichkeit dann nutzen?« Ich schaute in eine Kiste mit Schraubenziehern und versuchte, meine Frage ganz nebensächlich erscheinen zu lassen. »Um so etwas ging es mal in einer Episode von Lost «, fügte ich unbeholfen hinzu.
    »Wie kommst du denn jetzt auf so etwas, Gürkchen?«, fragte er und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. Ich bat ihn nicht oft um Rat, und man sah, dass er mir gerne helfen würde. »Was genau schwirrt dir im Kopf herum?« Er zog eine buschige Augenbraue hoch.
    »Das kann ich gar nicht genauer sagen«, druckste ich. »Es war eine rein hypothetische Frage.«
    »Aha. Hypothetisch, ja?« Nachdenklich strich er sich über den Bart.
    »Ich meine … Damit würde doch zwangsläufig die natürliche Ordnung der Dinge durcheinandergeraten, richtig?«, sprudelte es aus mir hervor, während ich mit einem rostigen Nagel herumspielte. »Es würde doch keiner dafür verantwortlich sein wollen … was weiß ich … dass irgendjemand vielleicht gar nicht existiert.« Ich dachte an Elliots ungeborenes Kind. »Ziehen nicht alle unsere Handlungen irgendwelche Konsequenzen nach sich?«, fragte ich. Verzweifelt versuchte ich, alles in klare, logische Linien zu entwirren, damit ich mich für einen der Wege entscheiden könnte.
    »Nun … Alles, was wir tun, hat Konsequenzen, auch wenn sie nicht immer ersichtlich sind«, sagte Dad mit einem weisen Nicken. »Was geschehen soll, wird geschehen, egal, was es ist. Das Schicksal findet immer seinen Weg.«
    Das klang ziemlich schwammig. »Mehr fällt dir nicht dazu ein?« Ich starrte ihn enttäuscht an. »Und dafür hast du jahrelang ›Akte-X‹ geschaut?«
    »Sasha, worum geht es dir überhaupt?«, fragte er und runzelte besorgt die Stirn.
    »Ach nichts. Ist nicht so wichtig.« Ich betrachtete das halb ausgeschlachtete Auto, an dem er arbeitete. »Was machst du da eigentlich?«
    »Ich bringe es für deine Hochzeit in Schuss«, sagte er stolz und klopfte auf die rostige Flanke, als handelte es sich um einen Esel. »Man kann ein Vermögen sparen, wenn man keins mieten muss.«
    Entsetzt starrte ich auf den Wagen. Die Beifahrertür hing herab, zwei Reifen fehlten, und aus den Schlitzen in der Polsterung drang gelber Schaum.
    Jedes Kinderauto aus Plastik hätte mehr Klasse gehabt.
    »Aha«, sagte ich zurückhaltend, um ihn nicht zu kränken.
    »Keine Sorge, ich bekomme das alles noch hin«, sagte er und tätschelte das Vorderlicht wie die Brust einer Frau. »Dein Urgroßvater ist im Jahre 1900 von London nach Brighton damit gefahren.«
    »Hoffentlich nicht in diesem Zustand.«
    Er schaute mich gekränkt an.
    »Also gut, ich muss jetzt los«, sagte ich schnell und verließ die Garage. Ich hatte die halbe Zufahrt zurückgelegt, als mich eine unvermittelte Böe fast umwehte. Im Rhododendron raschelte es, und die Härchen an meinen Armen knisterten.
    »Pssst!«
    Panisch fuhr ich herum, aber da war niemand.
    »Hier hinten.«
    Ich blinzelte und sah eine geisterhafte Erscheinung am Teich stehen, umgeben von schimmernden Lichtfunken. Er war es. Der zukünftige Elliot, wie ich ihn neuerdings nannte. Allerdings war er nicht so präsent wie beim letzten Mal. Wie das Fernsehbild bei schlechtem Empfang wurde er kurz scharf und verschwand dann zwischendurch wieder, wobei er Funken versprühte, die mit einem Zischen im Teich erloschen.
    »Was ist los?«, fragte ich, vergewisserte mich, dass Dad nichts gemerkt hatte, und eilte schnurstracks zu der Stelle, wo er kauerte. »Ich kann Sie kaum erkennen.« Mein Herz pochte – ob vor Freude oder vor Angst, konnte ich nicht sagen.
    »Diesmal hat es nicht richtig geklappt«, sagte er. Seine Stimme war schwach und kratzig, und sein Gesicht war unscharf, als würde er hinter einer Milchglasscheibe stehen. »Das wollte ich Ihnen geben.«
    »Was ist das?«
    Er hielt mir etwas hin, das wie ein Foto aussah. Ich wollte es an mich nehmen, aber es verschwamm vor meinen Augen immer wieder, und ich bekam es nicht zu packen.
    »Warten Sie!«, rief ich, als die Farbe gänzlich aus ihm wich, aber es war zu spät. Er hatte sich bereits in ein elektrisches Knistern aufgelöst. Meine Haare luden sich statisch auf und standen zu Berge. Als ich aufschaute, sah ich, dass sich ein Regenbogen, der vorher nicht da gewesen war, über den Himmel spannte.
    »Ist alles in Ordnung, Schätzchen?« Mrs. Pilling von nebenan

Weitere Kostenlose Bücher