Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
zu lachen, Ladys?« Glen kam herein und mit ihm der erste Duft des Frühlings. Der Februar war bereits in den März übergegangen und die Temperaturen milder geworden.
»Warst du beim Rugby?«, fragte ich, als er seine Beine dehnte und dann so tat, als wollte er in Karatestellung die Tür zukicken. Er trug seine blau-gelbe Spielerkluft.
»Hab trainiert.« Er stellte seine Tasche neben die Tür, und seine mächtige Statur füllte die gesamte Küche aus. »Er ist eben ein ganzer Mann«, sagte Rosie gerne. »Die Duschen waren kaputt«, ergänzte er und roch an seinen Achseln. »Stink ich schlimm?«
Seine braunen Augen streiften mich achtlos. Trotz dieser ganzen Selbstinszenierung als Waliser Naturbursche ließ er mich vollkommen kalt, schon weil er unbedingt berühmt werden wollte und alles tat, um mit seiner Musik, seinem Rugby oder mit seiner Gärtnerei den Durchbruch zu schaffen. Außerdem bewarb er sich auch noch ständig bei irgendwelchen Realityshows.
Seit wir unser Unternehmen gegründet hatten, verband er auch damit die größten Hoffnungen. Ständig drängte er Rosie, sich einen anständigen Agenten zu suchen oder auf eigene Faust einen Vertrag mit irgendeiner Berühmtheit abzuschließen – als wenn das so einfach wäre. »Vielleicht wirst du auch vom Fernsehen entdeckt, und sie bieten dir eine eigene Sendung an«, hatte er einmal mit glänzenden Augen geträumt.
Er würde das nie so sagen, aber mit Sicherheit vermutete er, dass ich Rosie ihre Karriere verbaute. Dabei hatte Rosie zwar wirklich viele Talente und ein Menge Charme, aber wenn es ums Geschäftliche ging, fehlte ihr eindeutig das entscheidende Gen. Ihr spärliches Geld steckte sie bis auf den letzten Pfennig ins eigene Haus und konnte somit immerhin etwas vorzeigen, womit Glen gegenüber seinen Kumpeln angeben konnte. Für nächsten Sommer hatte er bereits den Einbau eines Schwimmbads ins Auge gefasst.
»Wo ist denn dein Schatzi?«, fragte er, nahm sich einen Apfel und wischte ihn an seinen Shorts ab. Die Röte stieg mir vom Hals hinauf ins Gesicht.
»Ein paar Tage unterwegs«, sagte ich knapp. Er konnte mit Pete nichts anfangen. Einmal hatte er ihn dazu eingeladen, mit ihm und seinen Rugby-Kumpeln auszugehen. Sie hatten ihn abgefüllt, ihn dann dazu gezwungen, einen kompletten » KFC «-Familieneimer Hot Wings zu essen, und schließlich gejohlt, als er sich schon nach drei Hähnchenflügeln übergab. Das hatte mich ziemlich wütend gemacht.
»Ich sehe ihn nachher noch. Er führt mich zum Essen aus«, erklärte ich.
»Mit Mami und Papi war er unterwegs, was?« Glen grinste und hieb seine Zähne wie ein Pferd in den Apfel. Obwohl er groß und kräftig war, sah er nicht wirklich gut aus – seine Gesichtszüge wirkten irgendwie verrutscht.
Rosie schaute von ihrer Pfanne hoch. »Lass gut sein«, schimpfte sie, und er zog sich zurück, die Hände in gespielter Kapitulation erhoben.
»Muss angenehm sein, für nichts zahlen zu müssen«, konnte er sich dann aber doch nicht verkneifen. »Ihr beide müsst doch verdammt noch mal im Geld schwimmen.« Er zwinkerte, um die Schärfe aus seinen Worten zu nehmen, aber es war offensichtlich, wie er es meinte.
»Tut mir leid«, murmelte Rosie, als er die Treppe hochlief, immer drei Stufen auf einmal, und dabei dicke Matschflecken hinterließ. »Du weißt ja, wie er ist.«
Darauf wusste ich nichts zu antworten. Gelegentlich wunderte ich mich schon, warum sie mit Glen zusammen war – sie wirkte nie hundertprozentig entspannt in seiner Nähe –, aber das behielt ich stets für mich. Wie Mum sagen würde: »Über Geschmack lässt sich nicht streiten.« Rosie hatte immer ein solches Aufsehen darum gemacht, wie sie mit ihm zusammengekommen war, und dass es sich um Schicksal gehandelt haben musste, dass ich immer davon ausgegangen war, dass sie glücklich ist.
»Also, was sagst du?«, fragte sie und legte ihre Hände auf den Küchentisch, als wollte sie gleich Bockspringen.
Ich widerstand dem Impuls zu sagen, dass er ein Idiot ist, und erklärte stattdessen: »Wenn du von dem Foto redest, ich bin noch lange nicht überzeugt.«
»Schau dir die Augenbrauen an, Sash«, sagte Rosie mit einem bedeutungsvollen Blick. »Das bist definitiv du.«
Wir schreckten zusammen, als es oben laut krachte, gefolgt von einem unverständlichen Wortschwall.
»Das ist Glen. Er flucht auf Walisisch«, sagte Rosie, verdrehte die Augen und zog verkrampft ihre Schultern in die Höhe. »Vermutlich ist er über meine Schuhe
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