Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
unbedingt nachgefärbt werden«, sinnierte sie. »Ich dachte, ich versuche es mal mit etwas Hellerem.«
»O nein, das würde zu deinem Teint überhaupt nicht passen«, sagte ich. »Außerdem ist es doch sowieso egal, wenn du einen Hut trägst.«
»Das ist gar nicht egal«, sagte sie entsetzt. »Ich werde doch nicht zulassen, dass Vivienne denkt, ich hätte mir keine Mühe gegeben.«
Nachdem sie unter empörtem Gemurmel die Treppe hinuntergegangen war, kramte ich in meiner Handtasche nach dem Zettel, den mir Elliot gegeben hatte. Ohne groß darüber nachzudenken, warf ich mich in meine Klamotten und lief hinunter zum Telefon. Im Grunde ging es schließlich nur um einen weiteren Auftrag.
Meine Finger zitterten, als ich die Nummer wählte.
»Hallo«, meldete sich eine schläfrige Stimme, als ich schon wieder auflegen wollte. »Belle Summers.«
»Oh, hallo. Hier ist Sasha Clayton von der Dinnerparty bei den Frobishers gestern Abend. Elliot hat mir Ihre Nummer gegeben«, sprudelte es aus mir heraus.
War ja klar, dass ihr Nachname nach sonnigen Zeiten klang. Gestern auf dem Heimweg hatten wir versucht, ihren Namen zu erraten, und Rosie hatte gesagt: »Stell dir vor, sie heißt Lauter.« Dann hatte sie gute zehn Minuten lang nicht mehr aufhören können zu lachen.
»Er sagte, Sie seien für die nächste Woche auf der Suche nach einem Catering?«, erkundigte ich mich. Am anderen Ende war ein gewaltiges Gähnen zu hören
»Ja, das stimmt.« Nun klang sie wacher. »Er ist ja wirklich ein Schatz. Ich werde meine neue Modelinie lancieren. ›Bellissimo‹«, sagte sie.
Ich nahm Block und Stift und schrieb mir ihre Adresse auf.
»Es werden nur ich und so etwa zwanzig engste Freunde da sein.«
Unglaublich. Ich setzte mich auf die unterste Treppenstufe. Meine engsten Freunde konnte ich an einer Hand abzählen. Wie konnte man bloß mit zwanzig Leuten eng befreundet sein?
»Es könnten noch ein paar Geschäftsleute dazukommen«, sagte sie, als wäre das nicht weiter von Bedeutung. »Mein Verlobter hat da Beziehungen.«
»Also sollte es Häppchen, Kanapees, so etwas in der Richtung geben?«, fragte ich und versuchte, mir den Rahmen genauer vorzustellen. Rosie und ich könnten alles vorher zubereiten und dann selbst servieren.
»Vermutlich«, sagte sie träge mit ihrer verrauchten Stimme, die mich daran erinnerte, dass ich sie am Abend hatte qualmen sehen. Kein Wunder also, dass sie so eine raue Stimme hatte. »Elly-belly zahlt, ich kann also voll auffahren«, sagte sie, und ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass sie von Elliot sprach.
Im Hintergrund hörte ich eine Männerstimme und erstarrte. Natürlich, war ja klar, dass er bei ihr war.
»Nein, das geht jetzt nicht«, sagte sie mit einem unterdrückten Kichern und jaulte auf. Ich betrachtete meine Füße mit den Garfield-Pantoffeln und fragte mich einmal mehr, wie ich die beiden bloß auseinanderbringen sollte. Und ob ich das wirklich wollte.
»… Liebeshäschen«, vermeinte ich Elliot sagen zu hören, aber es klang, als würde er eine Stimme imitieren.
»Haben Sie irgendwelche Allergien, von denen wir etwas wissen sollten? Ich könnte Ihnen auch schon einen Kostenvoranschlag machen«, sagte ich betont laut, weil ich auf keinen Fall Zeugin irgendwelcher … Sexspielchen werden wollte. Die Vorstellung, wie Elliot mit Belle herumalberte, machte mich nervös. Und ein bisschen eifersüchtig.
»Ach, Geld spielt keine Rolle«, sagte sie leichthin. »Massenweise Champagner, aber nichts Schweres zu essen. Wir Frauen müssen auf die Linie achten.«
Ich fragte mich, warum sie sich darüber Gedanken machte. Wenn ich schwanger wäre, würde ich für vier essen.
Und mit einem Mal ging mir auf, dass Elliot, wenn wir je zusammenkommen sollten – was natürlich nie passieren wird –, bereits ein Kind haben würde. Ich starrte an die Wand und versuchte, mir auszumalen, wie es für uns zur Gewohnheit werden würde, dass Elliot seinen Sohn oder seine Tochter nach den Wochenendbesuchen wieder zurückbrächte, aber meine Vorstellungskraft versagte kläglich.
»Dad«, rief ich, als ich nach dem Frühstück laut an die Garagentür klopfte.
»Was ist denn, mein Schatz?«, fragte er, machte mir auf und guckte mich über die Brille hinweg prüfend an. Er war ölverschmiert und wirkte schwer beschäftigt.
»Heute Nacht habe ich über etwas nachdenken müssen. Ist es möglich, dass Menschen in der Zeit zurückreisen und bestimmte Dinge ändern?«, kam ich direkt zum Punkt.
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