Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Clarke
Vom Netzwerk:
keuchend, als hätte ich mich tatsächlich übergeben. »Nur noch eine Minute.«
    »Pete hätte wirklich etwas Besseres verdient«, wetterte sie. Und sie konnte sich dann doch die Spitze nicht verkneifen: »Er hätte Becky Carmichael heiraten können, ist dir das eigentlich klar?«
    Becky Carmichael war die Tochter des Bürgermeisters. Pete war ein Jahr mit ihr zusammen gewesen, bevor er mich kennengelernt hatte. Ihr Hauptanliegen in dieser Zeit war es offenbar gewesen, ihn dazu zu überreden, fechten zu lernen.
    »Tut mir leid, dass Sie das so sehen«, sagte ich trocken, während Elliot ein mitleidiges Gesicht zog. Für heute hatte ich aber genug Schaden angerichtet. »Sagen Sie Pete, dass ich gleich komme.«
    Als sie mit klappernden Absätzen davoneilte und dabei irgendetwas Unverständliches vor sich hin murmelte, wandte ich mich an Elliot. »Diese dämliche Becky Carmichael«, sagte ich, plötzlich von einem heftigen Schluckauf geschüttelt, und wischte mir mit dem Ärmel die Augen trocken. »Die hatte wirklich nichts mit Pete gemeinsam.«
    »Und Sie?« Sein Lächeln verschwand, und er schaute mich forschend an, immer noch wie ein gut aussehender Riesenfrosch auf dem Klodeckel hockend.
    »Natürlich«, sagte ich und versuchte, meine Gedanken zu sortieren. »Wir mögen dieselben Bücher, dieselben Filme, dieselben Fernsehprogramme. Dasselbe Essen.« Ich zählte es an meinen Fingern ab. »Außerdem konnte ich schon manches von ihm lernen. Er weiß eine Menge über römische Geschichte.«
    »Pfff«, sagte er und winkte ab. »Und was ist mit den wichtigen Dingen? Kinder, Politik, was weiß ich … Religion?«
    »Oh … Na ja.« In meinem Magen machte sich ein ungutes Gefühl breit, als ich an Pete und seinen kleinen Neffen dachte. Letztes Jahr Weihnachten waren wir ein paar Tage bei Petes Bruder gewesen, da hatte Bob ihm Zacharias in den Arm gedrückt.
    »Und was soll ich jetzt mit ihm machen?« Pete hatte panisch ausgesehen und das Baby weit von sich gehalten. »Nimm du ihn«, hatte er gesagt und ihn schnell an mich weitergereicht. »Sein Kopf hängt so komisch runter.«
    »Er wird schon nicht abbrechen«, hatte ich gesagt und gelacht, als ich den strampelnden Körper genommen, an die Schulter gelegt und hin- und hergewiegt hatte. »Ich hoffe, dass du mit unseren Kindern etwas entspannter sein wirst.«
    »Falls wir eigene haben werden«, hatte er gesagt und war meinem Blick ausgewichen. Unbehagliches Schweigen hatte sich ausgebreitet.
    Dennoch, ich war zuversichtlich, dass ich ihn im entscheidenden Moment schon rumbekommen würde.
    Mir wurde bewusst, dass ich Elliot ununterbrochen angestarrt hatte, und ich wechselte schnell das Thema. »Ich habe einen Fototermin mit Ihnen arrangiert«, sagte ich, zog meine Bluse zurecht und hatte es eigentlich gar nicht eilig, die Kabine zu verlassen.
    »Ach ja?« Er wirkte angenehm überrascht, als er jetzt vom Klo herabstieg und sich die Hände an seiner Jeans abwischte. Von nahem war mehr von seinem jüngeren Selbst zu erkennen, vor allem in der Art und Weise, wie er seinen Kopf neigte, wenn er mich anblickte. »Das nenn ich Fortschritt«, sagte er und zupfte sich am Ohrläppchen. »Ich hätte vermutet, dass es ein längerer Kampf sein würde, mich dazu zu bringen, Sie auch nur anzuschauen.«
    »Nun, es ist noch lange nicht geschafft. Nicht, wo Sie eine Verlobte haben und auch noch ein Kind unterwegs ist«, sagte ich trocken. Gleichzeitig wurde mir bewusst, dass ich mich seit Ewigkeiten nicht mehr so gut amüsiert hatte. Wie war das möglich? Ich war mit einem attraktiven Mann aus der Zukunft in einer Toilettenkabine eingesperrt, während mein Verlobter nur wenige Meter weiter an einem Tisch saß, zusammen mit seiner Mutter, die mir den Krieg erklärt hatte.
    Ich hatte mich so weit hinausgewagt aus meinem vertrauten Nest – und dennoch, wie ich so dastand, seine Anwesenheit atmete, seine Gegenwart zu fassen versuchte, egal, was er auch sagte, fühlte ich mich mehr ich selbst, als ich es vermutlich je getan hatte. Es war fast … wie eine chemische Reaktion. »Haben Sie irgendeine Vorstellung, wie ich das hinbekommen soll?«, fragte ich und wusste selbst nicht, was ich genau meinte. Mein Atem ging plötzlich unregelmäßig, und ich lehnte mich an die Tür, um wieder zu mir zu kommen.
    »O Gott«, stöhnte er jetzt, legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Bevor er noch etwas hinzufügen konnte, wurde das Licht schwächer, und ein vertrautes Brausen erfüllte die Luft. Er

Weitere Kostenlose Bücher