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Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Clarke
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nie auch nur ein Knöllchen bekommen«, sagte ich. »Er ist der ehrlichste Mensch der Welt.«
    »Er verliert eine Menge Geld, wird depressiv und landet für eine Weile in der Psychiatrie.« Kurz bin ich versucht, Elliot eine reinzuhauen. Gleichzeitig höre ich ihm aber wie gebannt zu. »Nach seiner Entlassung kehrt er zur Arbeit zurück und beginnt, die Bilanzen zu fälschen. Er leitet Geld auf geheime Konten um.«
    »Betrug«, kam es gepresst aus meiner Kehle.
    »Er behauptet, er habe es für seine Familie getan«, sagte Elliot, als würde das irgendetwas ändern.
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Nun, so etwas kommt vor«, sagte er und breitete die Arme aus, um zu unterstreichen, dass er es ernst meinte. »Tut mir leid, dass ich es bin, der Ihnen diese Nachricht überbringt, Sasha. Aber bedenken Sie, dass Sie die Möglichkeit haben, diese Entwicklung zu verhindern.«
    »Hören Sie um Himmels willen auf. Ich bin doch kein verdammter Erlöser.« Bei ihm klang das alles so einfach, als wäre es nichts weiter als ein alltäglicher Handgriff.
    Wir schwiegen eine Weile. »Ist es für Sie jetzt nicht wieder Zeit zu verschwinden?«, fragte ich schnippisch, und er nickte.
    »Es wird wohl jeden Moment losgehen, vermute ich. Wie das genau funktioniert, weiß ich selbst nicht.« Er hatte etwas von seiner normalen Gesichtsfarbe zurückgewonnen. »Zu einem guten Teil hängt das wohl vom Wetter ab«, fügte er hinzu. »Ich sollte diese Reiserei sowieso nicht zur Gewohnheit werden lassen, wegen der …«
    »… Moleküle, ich weiß.« Irgendetwas Ungreifbares entwickelte sich zwischen uns.
    »Wie läuft es eigentlich mit meinem gegenwärtigen Ich?«, fragte er und blockierte mit dem Fuß die Tür. Ich fragte mich, wie ich seine Anwesenheit erklären sollte, falls jemand hereinkam.
    Wie aufs Stichwort rüttelte es an der Klinke, und ich hörte eine vertraute Stimme.
    »Sasha, was um Himmels willen tust du da eigentlich?«, rief Vivienne. Diese Stimme konnte Glas zerbersten lassen. »Wir warten auf dich, um den Nachtisch zu bestellen.«
    »O Gott, meine zukünftige Schwiegermutter«, sagte ich und blickte mich nach einem Fluchtweg um. »Schnell! Hier rein.« Ich packte den verwirrten Elliot am Arm, zog ihn in die nächstbeste Kabine und verriegelte die Tür.
    »Steig hier drauf«, zischte ich und knallte den Deckel herunter. Kaum hockte er in unglücklicher Haltung auf dem Klo, da kam Vivienne auch schon herein.
    »Ich weiß, dass du hier irgendwo steckst. Mit deinem dicken Hintern kämst du gar nicht zum Fenster hinaus.«
    Verdammte Hacke. Ich schaute Elliot peinlich berührt an, und er machte eine Geste, als würde er Vivienne mit dem Schrotgewehr umblasen. Ich unterdrückte ein Kichern.
    »Du benimmst dich wie ein kleines Kind«, sagte sie und polterte lautstark gegen die Tür. Als ich zurückwich, hätte ich Elliot fast von der Toilette gestoßen. Ich würde ihr ohne weiteres zutrauen, über die Tür zu klettern, aber glücklicherweise war die zu hoch, und es gab auch keine Spalten zum Durchschauen.
    »Kommst du jetzt raus, oder sollen wir gehen und dich hier drinlassen?«
    Elliot malte einen Strick in die Luft und tat so, als würde er sich aufhängen. Er verdrehte wild seine Augen. Ich musste heftig lachen und presste beide Fäuste auf den Mund, damit kein Geräusch nach draußen drang. Tränen rannen mir die Wangen hinab.
    »Sasha!«
    Elliot hatte sich von meiner Reaktion anstecken lassen, bebte lautlos und presste die Lippen zusammen.
    »Sasha, das ist nicht lustig!«
    »Doch«, formulierte Elliot lautlos und ließ mich erneut losprusten. Als ich mich vornüberbeugte und meine Rippen umklammert hielt, hatte ich das Gefühl, aus den Tiefen eines Gewässers ans Tageslicht emporzuschießen.
    »O Gott«, flüsterte ich halb erstickt. Mir war klar, dass ich unmöglich aussehen musste, aber das war mir egal.
    »Fühlst du dich nicht gut?«, fragte Vivienne streng, und Elliot machte ein Geräusch, als würde eine Katze einen Fellball auswürgen.
    Ich stopfte mir die Fäuste in den Mund.
    »O nein, sag nicht, dass du jetzt auch noch an Bulimie leidest«, erklärte Vivienne. Scharfe Missbilligung schwang in ihrer Stimme mit. »Mir war so, als hätte vorhin schon der Geruch von Erbrochenem an dir gehaftet.«
    Der Ausdruck absoluten Unglaubens in Elliots Gesicht drohte mir den Rest zu geben. Ich stieß gegen den Klorollenhalter.
    »Autsch! Mir geht es gut, Vivienne. Ich komme gleich«, brachte ich heraus. Meine Stimme klang rau und

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