Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
nun unbedingt, dass er Ja sagte, als würde unsere Zukunft davon abhängen. »Vielleicht finden wir es ganz großartig.«
»Ich weiß nicht.« Er zögerte und klopfte sich auf den Magen, als würde der jetzt schon rebellieren.
»Wir haben es noch nie versucht.«
»Manche Dinge muss man nicht versuchen, die weiß man einfach«, sagte er zögerlich und rang sich ein Lächeln ab. »Ich mag mich nicht unaufhörlich um mich selbst drehen. Oder hoch und runter. Hab ich dir erzählt, dass ich mal aus einem Karussell gefallen bin und mir den Kopf aufgeschlagen habe? Mum musste mich den ganzen Weg bis zur Notaufnahme tragen.«
»Das ist doch schon viele Jahre her.«
»Ich war vierzehn.«
Ich lachte, weil ich mir nicht sicher war, ob das ein Scherz sein sollte. »Komm schon.« Ich versuchte, ihn mitzuziehen, als er im selben Moment meine Hand losließ, rückwärtstaumelte und in irgendetwas Undefinierbarem im Gras landete.
»Igitt, was ist das denn?«, fragte er, sprang auf und ignorierte eine Gruppe Jugendlicher, die sich totlachten, als er seinen Hosenboden zu inspizieren versuchte.
»Ist nichts Schlimmes. Das ist … Sieht aus, als hätte jemand mit Currysoße gekleckert«, sagte ich, schaute genauer hin und spürte, dass mir der Spaß verging. »Vielleicht habe ich ein Feuchttuch in der Tasche.«
»Lass mal, ich geh zurück zum Auto und zieh mir eine frische Hose an.« Er hatte stets eine Reisetasche mit alten Klamotten und Turnschuhen im Kofferraum, für alle Fälle.
»Man kann nie wissen«, hatte er bei unserem zweiten Date gesagt und einen Matrosenpulli herausgeholt. Wir wollten eine Bootstour machen, und es war kalt geworden. »Die hier könntest du noch aufsetzen«, fügte er hinzu und zog eine Wollmütze heraus. Sie war viel zu groß, und er musste lachen, als ich sie aufhatte. »Besser, als sich den Tod zu holen«, sagte er.
Vielleicht war das der Moment, in dem ich erkannt hatte, dass er der Mann meines Lebens ist.
»Es dauert nicht lange«, sagte er, deutlich irritiert wegen der Schweinerei, die an seinem Hosenboden klebte. »In fünf Minuten bin ich wieder da.«
»Okay«, seufzte ich und blickte ihm nach, als er sich zu den ohrenbetäubenden Klängen von Another One Bites the Dust durch die Menge schlängelte. Da fiel mir mit einem Mal ein, dass ich die Musik für unseren Hochzeitsempfang noch nicht ausgesucht hatte. Wie hatte ich das nur vergessen können?
Ich wurde ungeduldig und schaute mich um. Vielleicht konnte ich mir irgendwo Zuckerwatte kaufen. Stattdessen fand ich mich plötzlich in der Schlange für die Krake wieder. Wenn Pete partout nicht wollte, dann würde ich eben alleine damit fahren. Was konnte schon groß passieren?
Mein Mund war trocken vor Aufregung. Ich zahlte, kletterte in die Gondel und klammerte mich an den Sicherheitsbügel, der sich nun über mich legte. Der Sitz ruckelte ein Stück vorwärts. O Gott. Ich musste dringend pinkeln.
»Könnte ich noch mal zum Klo?«, fragte ich den Mann, der das Geld kassiert hatte. Er war klein und dunkelhäutig, und über seinen Oberarm schlängelte sich eine tätowierte Kobra.
»Kann das nicht warten?«, fragte er finster.
Da bekam ich einen Schlag. »Autsch!« Ich riss die Hände hoch und starrte auf meine Handflächen. Sie fühlten sich heiß an. Neben mir war ein zischendes Geräusch zu hören wie von einer knisternden Wunderkerze, dann blitzte weißes Licht auf, und der Aufpasser war gezwungen, zurückzutreten und seine Augen zu schützen.
»Haben Sie bezahlt, Sir?«, fragte er dann. Seine Miene wirkte bedrohlich, als er jetzt an mir vorbeischaute.
Mein Kopf schoss herum. Da saß er, der zukünftige Elliot, und dehnte und streckte in aller Ruhe seine Finger. Aus dem Revers seines Ledermantels stieg leichter Rauch auf. Er grinste mich an. »Ich sagte doch, dass ich wiederkomme. Gib dem Mann bitte das Geld, Schatz.« Er wechselte einen Blick mit dem Aufpasser. »Sie versucht es immer wieder«, erklärte er, kramte nach meinem Portemonnaie und holte eine Fünfpfundnote heraus.
»Was glauben Sie eigentlich, was … Aaaahhhh!«, schrie ich, als wir uns in Bewegung setzten, und klammerte mich an Elliots Arm. »Lassen Sie mich raus!«, brüllte ich. »Das ist mein voller Ernst. Ich will hier nicht mitfahren!«
»Potzblitz, so panisch haben Sie ja nicht einmal reagiert, als ich Sie zum ersten Mal in Ihrem Zimmer aufgesucht habe«, sagte er, lachte und legte seinen Arm um mich.
»Nehmen Sie Ihre Finger weg!«, schrie ich und schüttelte
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