Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Clarke
Vom Netzwerk:
Worte hatten jedoch einen hohlen Klang.
    »Wie meinen Sie das?« Ich fühlte mich dumm und begriffsstutzig, als hätte ich einen Scherz nicht kapiert.
    Sie holte tief Luft, bevor sie sprach. »Ich bin gar nicht Elliots Mutter. Ich bin seine Tante.«

25. Kapitel
    Mein Gehirn sprang auf Schockzustand. Davon hatte ich im Internet gar nichts gelesen. Andererseits hatte ich natürlich auch keine familiären Hintergründe recherchiert. »Teddy war mit meiner großen Schwester Gracie verheiratet.« Und mit einem brüchigen Lachen fügte sie hinzu: »Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle.«
    Das wusste ich auch nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass ich allmählich etwas Entscheidendes zu begreifen begann. Wie ein Talkmaster beugte ich mich vor und fragte: »Ist das der Grund, warum Elliot und sein Vater nicht miteinander klarkommen?« Ich hoffte, das ging nicht zu weit, aber sie nickte zustimmend.
    »So ist es.«
    »Er war mit Ihrer Hochzeit nicht einverstanden?« Mir fiel auf, dass Beatrice uns den Kopf zugewandt hatte, und ich fragte mich, ob man die Gedanken von Menschen aus der Distanz steuern konnte.
    »Es geht noch weiter.« Juliette stellte ihr Glas ab und faltete ordentlich ihre Hände im Schoß. »Er macht seinen Vater für den Tod seiner Mutter verantwortlich.«
    »Hatten Sie …?«
    »Wir hatten keine Affäre miteinander, um Gottes willen.« Sie klang schockiert, obwohl man sie das vermutlich schon häufiger gefragt hatte. »So etwas hätte ich Gracie nie angetan. Ich habe sie verehrt. Außerdem war Ted ja um einiges älter, und ich habe ihn gar nicht als meinen möglichen Mann wahrgenommen. Zumindest damals nicht. Nein, Elliot macht seinen Vater dafür verantwortlich, dass er immer so viel gearbeitet hat. Gracie langweilte sich, wenn er auf Geschäftsreise war. Sie trank, hatte Affären, hatte ein paar Fehlgeburten. Und dann verließ sie ihn. Sie starb bei einem Verkehrsunfall, als sie am Tag von Elliots vierzehntem Geburtstag zu ihrem Liebhaber fuhr.«
    »O Gott, das ist ja furchtbar.« Ich stellte mein Glas neben das ihre auf den Tisch. Deutlich konnte ich es vor mir sehen, wie er oben am Fenster stand und darauf wartete, dass sie zurückkam, und wie dann die Polizei eintraf, um die Nachricht zu überbringen. Schon hatte ich einen Kloß im Hals.
    »Er war alleine, als die Polizei kam«, sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen, und der Kloß in meiner Kehle wurde noch größer. »Hinterher versteifte er sich darauf, dass es nicht passiert wäre, wenn sein Dad nicht immer nur Arbeit und Geld im Kopf hätte und nicht immer überall der Beste sein müsste.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, und das tat ich auch. Es erklärte eine Menge.
    »Nach dem Vorfall war ich viel hier und habe geholfen, und Ted hat mir einen Job in einem seiner Unternehmen verschafft. Wir sind uns nähergekommen«, erzählte Juliette, und ich fragte mich, wie oft die beiden ihre Beziehung schon hatten rechtfertigen müssen. »Elliot kam mit der Sache nicht klar. Er fing an, immer mehr Ärger anzuzetteln, und geriet dabei selbst in Schwierigkeiten. Schließlich hat man ihn von der Schule geworfen. Er sagte, er wolle nie werden wie sein Dad. Im Zweifelsfall würde er sich immer für das Leben entscheiden und nicht für irgendein Geschäft.« Sie lachte ohne jede Bitterkeit. »Vorwerfen kann man ihm das nicht, wenn man es recht bedenkt, aber Ted war am Boden zerstört. Natürlich ist er falsch damit umgegangen, und das tut er immer noch. Den einen Moment distanziert er sich von ihm, um schon im nächsten Moment wieder auf ihn einzureden, er möge doch bitte ins Unternehmen einsteigen, weil er der Einzige sei, der es übernehmen könne. Ted wollte keine Kinder mehr nach …« Die Worte hingen in der Luft, und ich versuchte mir vorzustellen, wie schwer das alles auch für Juliette sein musste. Offensichtlich liebte sie Elliot sehr.
    Ich dachte an all die Listen, die ich über die Jahre hinweg angefertigt hatte, um mein Leben bis ins kleinste Detail zu planen und zu kontrollieren. Die Erkenntnis, dass sich alles im Nu ändern konnte, war einmal mehr ernüchternd. Es war nichts als pures Glück, dass ich relativ normal aufgewachsen war, ohne jedes Kindheitsdrama, das mich aus der Bahn hätte werfen können. Sicher, es hatte diesen Moment gegeben, in dem ich nach einem Asthmaanfall fast im Krankenhaus gestorben war. Aber ich war zu jung gewesen, um mich daran zu erinnern. Doch jetzt wurde mir bewusst, wie viel schlimmer es

Weitere Kostenlose Bücher