Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
davonfuhr. Ich war mir gar nicht mehr sicher, warum ich überhaupt hierhergekommen war. Jetzt musste ich unbedingt mit Rosie sprechen.
»Die ist nicht zu Hause«, sagte Glen, als ich ankam, und stieg in sein nagelneues Auto. Es sah aus wie ein Laster auf Anabolika. Rosie mochte es nicht, weil es zu protzig wirkte, aber Glen hing an seinen Statussymbolen. »Ich habe heute Nachmittag zu tun, daher ist sie zu ihrer Freundin gegangen, Chloe. Sie hat vorhin versucht, dich zu erreichen«, fügte er hinzu. Wieder fühlte ich mich schuldig. Ich hatte sie anrufen wollen, um ihr zu erzählen, dass ich letzte Nacht alles vermasselt hatte.
»Was macht ihre Grippe?«
»Besser, glaube ich«, sagte er zerstreut und ließ den Motor aufheulen. »Ich werde ihr sagen, dass du hier warst.«
Ich wich zurück, als er mit Vollgas aus der Einfahrt röhrte. Ich könnte darauf wetten, dass er das ganze Wochenende keinen Finger für sie gerührt hat, und schwor mir, meiner Freundin ein paar Tage frei zu geben, damit sie sich richtig erholen konnte. Wir hatten sowieso eine ruhige Woche vor uns, da zwei unserer Stammkunden im Urlaub waren.
Langsam lenkte ich den Wagen nach Hause und versuchte, an nichts zu denken.
Von Mum und Dad war keine Spur zu sehen, daher machte ich mir ein Sandwich und eine Tasse Tee und setzte mich mit meinem Handy auf die Stufe an der Hintertür. Ich atmete tief durch und wählte die Nummer, die Juliette mir gegeben hatte. Sofort meldete sich die Mailbox.
»Hi, hier ist Sasha Clayton«, sagte ich stotternd und stellte mir seinen Gesichtsausdruck vor, wenn er meine Stimme hören würde. »Ich weiß, dass ich Ihnen nach gestern Abend nicht mehr über den Weg traue … Ich meine, ich weiß, dass Sie nach gestern Abend mir nicht mehr über den Weg trauen …« Frustriert stützte ich meinen Kopf in die Hände. »Ich verspreche Ihnen, dass es nicht so ist, wie Sie denken, was auch immer Sie denken, falls Sie überhaupt etwas denken.« Ich verschluckte mich. »Aber egal, jedenfalls hatten Sie gesagt, Sie könnten dieses Porträt für Mum machen, und das hatte ich auch schon Dad erzählt, und der ist ganz begeistert, und ich frage mich, ob Sie das noch machen würden. Hier haben Sie jetzt jedenfalls meine Telefonnummer.« Kurz bevor mich die Mailbox unterbrach, ging mir selbst die Puste aus, und ich ließ mich erschöpft zurückfallen. Ich atmete flach und fragte mich, warum ich überhaupt noch weitermachte.
Mein Käsebrot kaute ich unter den wachsamen Blicken von Mrs. Pillings Hund. Es schmeckte wie Sägemehl, aber ich musste mich schließlich für die Kirmes stärken.
26. Kapitel
»Das war eine tolle Idee von dir, auf die Kirmes zu gehen«, sagte Pete, nahm vom Mann am Schießstand ein Stoffkänguru entgegen und reichte es an mich weiter. »War mir gar nicht klar, dass ich ein so guter Schütze bin.« Er schob eine imaginäre Waffe ins Holster.
»Kann ich mir nicht lieber einen Goldfisch aussuchen?«, fragte ich, aber er schüttelte den Kopf.
»Besser nicht. Als ich das letzte Mal einen gewonnen habe, ist er schon auf der Heimfahrt im Bus verstorben.«
»Vielleicht hättest du ihn nicht aus der Tüte nehmen sollen«, witzelte ich. Jetzt, da mich dieser wilde Geruchsmix aus Dieselmotoren und Hotdogs einhüllte, ließ ich mich von der Begeisterung anstecken. Der Abend war mild, und es wimmelte um uns herum von Leuten, die den altmodischen Zauber der Kirmes genossen.
Pete legte mir einen Arm um die Schulter. »Lustiger Gedanke, dass wir uns hier schon als Kinder hätten begegnen können.«
Ich nickte und betrachtete die Gesichter, die auf der Krake an uns vorbeiwirbelten. Jede Gondel war am Ende eines stählernen Tentakels befestigt, und ich stellte mir vor, wie sich eine löste und in die Nacht davonflog.
»Wird Zeit, dass wir auch mal etwas wagen«, sagte ich und stopfte Skippy mit dem Kopf zuerst in meine Tasche.
»Was?« Sofort schoss die Angst in Petes Blick, und das orangefarbene Licht der Geisterbahn tauchte ihn in einen roten Schein. »Vielleicht sollten wir dann aber mit dem Autoscooter oder dem Karussell da anfangen«, sagte er gequält, als ihm klar wurde, dass ich es ernst meinte.
Ich schaute auf die knallbunten Pferde, die gemächlich auf und ab wippten, und schüttelte den Kopf.
»Nein, ich denke, wir sollten etwas riskieren«, beharrte ich mit klopfendem Herzen. Plötzlich fühlte ich mich todesmutig. »Es wäre ein erstes Abenteuer, das wir gemeinsam bestehen könnten«, bettelte ich und wollte
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