Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
zu sehen, seine Augen fest geschlossen, den Kopf zurückgelehnt, aber als ich die Hand nach ihm ausstreckte, löste er sich auf.
Meine Arme schlugen um sich, als würden sie nicht zu mir gehören, aber genau in dem Moment, als ich es nicht mehr auszuhalten glaubte, sackte ich auf meine Knie, ins Nichts, und wurde von gnädiger Finsternis umfangen.
34. Kapitel
»Hilfe!«
Ich zwang mich, eins und dann auch das zweite Auge zu öffnen, und traute mich noch immer kaum hinzuschauen – wie ein Überlebender nach einer Katastrophe.
Es war helllichter Tag.
Ich lag auf dem Rücken, unter mir spürte ich etwas Feuchtes. Als ich mit den Fingern danach tastete, fühlte ich, dass es Gras war.
Über mir wölbte sich der Himmel, blassblau und mit Wolken übersät. Alles schien wie immer.
Ich drehte den Kopf, aber ein schrecklicher Schmerz durchfuhr mich. An Aufstehen war gar nicht zu denken. Es fühlte sich an, als wäre ich von einem Auto überfahren worden. Ich sank zurück ins Gras und biss die Zähne zusammen. Es würde auf keinen Fall wehtun? Ich bring Elliot um, wenn ich ihn sehe.
Eine Weile lag ich da, dehnte meine Glieder und kontrollierte, ob alles an seinem Platz saß. Haare, Nase, Beine, Kleidung, Asthmaspray.
Meine Brust fühlte sich überraschenderweise freier an denn je, klare Luft strömte hinein und heraus. Ein leichter Erdbeerduft hing in der Luft.
Ich war drauf und dran, einfach liegen zu bleiben, wo ich war. Aber als der Schmerz in meinem Körper nachließ und auch der hämmernde Kopfschmerz, siegte die Neugierde. Ich war in der Zukunft. In der Zukunft! Zumindest war ich mir einigermaßen sicher, dass es so war.
Ich setzte mich auf. »Elliot?«
»Hier bin ich.« Er kam auf mich zu. Sein Mantel schlug an seine Knöchel. Er sah besser aus, immer noch blass und mit wirren Haaren, die Augen blutunterlaufen und das Hemd zerknittert, aber er schien nicht mehr an der Schwelle des Todes zu stehen.
»Los geht’s«, sagte er munter, streckte seine Hand aus und zog mich schwungvoll hoch. »Alles okay?« Seine Augen glitten über meinen Körper, dann strich er mir über Arme und Beine wie das Sicherheitspersonal am Flughafen. »Kaum zu glauben, dass Sie tatsächlich hier sind«, sagte er, als er fertig war mit seiner Inspektion, und packte mich an den Schultern. Als er lächelte, bildeten sich unzählige Fältchen um seine Augen herum.
Ich lächelte vorsichtig zurück und erwartete, jeden Augenblick daheim in meinem Bett aufzuwachen.
»Wo sind wir?«, fragte ich und sah mich um.
»In der Nähe der Portobello Road in London.« Ich hatte auf einem Grasstreifen am Straßenrand gelegen. »Ich lande immer an derselben Stelle, wenn ich zurückkomme.« Er zeigte hinter mich. »In dem Haus dort drüben ist meine Großmutter aufgewachsen.«
»Total verrückt.« Ich starrte auf die helle Haustür und die schmalen Bleiglasfenster. Rosie würde kommentieren, dass hier kosmische Kräfte am Werk waren.
»Sieht aus wie immer«, sagte ich ein wenig enttäuscht, als ich mich umschaute. Halb hatte ich erwartet, kapselartige Fluggeräte über futuristischen Gebäuden schweben und Menschen in hautengen metallischen Anzügen herumlaufen zu sehen.
»Die meisten Veränderungen stechen nicht sofort ins Auge«, sagte Elliot, nahm meine Hand und zog mich vorwärts. »Kommen Sie.«
Ich trottete hinter ihm her und verspürte einen freudigen Schauder. »Wohin?«
»Immer der Reihe nach. Wir haben eine Verabredung.«
»Eine Verabredung?«
Er hielt an, damit ich zu ihm aufschließen konnte. »Sind Sie bereit dafür?« Sein Blick leuchtete herausfordernd. Die Sonne betonte seine charakteristischen Wangenknochen und zauberte ihm Kupfertöne in sein Haar.
»Okay. Warum nicht.« Mein Kiefer schmerzte, und mir wurde bewusst, dass ich immer noch lächelte. Es war wie Urlaub, weit weg von den Anforderungen des Alltags zu sein. Außerdem konnte ich mich nicht einmal mehr erinnern, wann ich zum letzten Mal eine spontane Verabredung gehabt hatte.
»Was haben Sie vor?«
»Das werden Sie schon sehen.« Er grinste und wirkte um Jahre jünger. Dann marschierte er im Zickzack über den Bürgersteig, immer um die Passanten herum, die alle lächelten und merkwürdig zufrieden aussahen, als hätten auch sie Urlaub.
Er hatte seinen Mantel ausgezogen und die Ärmel von seinem hellgrauen Hemd hochgeschoben. Eine Hand steckte in seiner dunkelgrauen Jeans. Schlank, gut aussehend und zielstrebig, zog er bewundernde Blicke auf sich.
»Warum ist es so
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