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Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Clarke
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an.
    Er legte die Scheite in den Ofen, stocherte mit einem Schürhaken darin herum und goss mir dann Brandy in ein Glas, das so groß war wie mein Kopf. »Magst du?«, fragte er und lächelte. Hinter ihm erschien ein Tisch mit Gebäck und Käse.
    Mein Mund wurde wässrig, dann wurde alles schwarz.
    »Elliot?«
    »Mist! Wir müssen.«
    Desorientiert nahm ich die Brille ab und fühlte mich wie ein Maulwurf, der ans Tageslicht kommt. »Das hat mir aber gefallen«, sagte ich patzig. Er nickte, offenbar selbst ein wenig benebelt.
    »Mir auch. Aber es wird allmählich Zeit.«
    »Wo gehen wir denn hin?«, fragte ich und folgte ihm hinaus. »Müssen wir nicht zahlen?«
    »Wird schon erledigt«, sagte er und schaute hoch. »Der Scanner hat bei unserer Ankunft meine Daten erfasst.«
    Als wir zur Tür hinaustraten, bemerkte ich den grünen Lichtstrahl, der von oben herabfiel. »Unheimlich.«
    »Man gewöhnt sich dran.« Wieder schaute er auf seine Uhr. »Ich muss schnell im Büro vorbei und etwas holen.«
    »Was denn?«
    »Eine Adresse. Sie müssen um acht bei einem Fest sein.«
    »Es ist doch schon weit nach acht«, sagte ich und versuchte, mir vorzustellen, wie Rosie daheim in meinem Zimmer auf mich wartete. »Um acht sind wir aufgebrochen.«
    »In Ihrer Zeit.« Er schaute mich an, und sein Blick wurde sanft. »Sie sind jetzt in der Zukunft, Sasha. Hier ist alles anders.«

35. Kapitel
    »Das ist also Ihr Büro?«
    »Ja.«
    Während er auf seinem Schreibtisch herumsuchte und in den Schubladen wühlte, schaute ich mich um. Das Büro war vollkommen anders, als ich es mir vorgestellte hatte. Selbst für gegenwärtige Verhältnisse war es altmodisch, mit seinen Holzdielen und den abgenutzten Aktenschränken, die rechts und links vom Fenster standen.
    Das einzige Zugeständnis an die Technik war ein riesiger Computer, der in die Wand eingelassen war. Ein grellbunter Bildschirmschoner erleuchtete die Fläche.
    »Wenn wir mitten in London sind, warum ist es dann so ruhig hier?«, fragte ich, durchquerte das Büro und schaute hinaus. Zuvor hatte ich sogar eine Eule rufen hören. In London riefen keine Eulen.
    »Weniger Verkehr«, sagte er und kramte immer noch hektisch herum. »Vor ein paar Jahren sind die Benzinpreise extrem in die Höhe geschossen. Niemand kann sich mehr ein Auto leisten. Die Züge sind dafür nicht mehr zu toppen.«
    Mitten auf seinem chaotischen Schreibtisch sah ich ein Foto stehen. »Ist … Ist das Ihr Sohn?«, fragte ich, nahm es und betrachtete das mürrische Teenagergesicht mit dem leichten Oberlippenflaum. Er war Belle wie aus dem Gesicht geschnitten.
    »Ja.« Elliot schaute auf. »Maximillius«, sagte er knapp. »Leider kommen wir nicht miteinander klar. Wir haben uns nie verstanden. Er war von Beginn an Mamas Junge. Vielleicht hat es damit zu tun, dass er zu früh auf die Welt gekommen ist.« Über sein Gesicht legte sich ein Schatten. »Jetzt ist er im Ausland, auf der Suche nach sich selbst.«
    Dann zog er etwas aus der Schublade, hielt es hoch und grinste wieder übers ganze Gesicht.
    »Das ist mein Strumpfhalter! Geben Sie ihn mir zurück!«, quiekte ich und schnappte danach.
    »O nein, bestimmt nicht. Den behalte ich. Das erinnert mich daran, dass ich tatsächlich eine Zeitreise gemacht und Sie gefunden habe«, sagte er entschieden und legte ihn zurück in die Schublade.
    »Na gut«, sagte ich und grinste ebenfalls. Unser virtuelles Date ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Es war überwältigend gewesen – so selbstverständlich. »Was suchen Sie eigentlich?«
    »Eine Adresse. Ich habe sie heute Morgen ausgedruckt.«
    »Ist das hier alles, was vom Vermögen der Frobishers übrig geblieben ist?«, fragte ich und betrachtete die Wände, die so gut wie kahl waren und ein bisschen Farbe vertragen konnten.
    »Leider ja. Mein Vater hat sein gesamtes Vermögen verspielt. Ich musste das Haus verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen.« Er presste die Lippen zusammen.
    »Wo wohnt er denn jetzt?«
    »Der ist tot«, sagte er eisig. »Nach Juliettes Tod ist er total verwahrlost – hat sein Geld verloren und einen tödlichen Herzinfarkt gehabt.«
    »Beide sind tot?« Ich blieb stehen. »Das ist ja schrecklich.«
    »Ich habe es ohnehin nie geschafft, mich mit ihnen zu versöhnen.«
    »O Elliot …«
    »Da ist es!« Sein Gesicht leuchtete auf, und er wedelte mit einem Zettel herum, aber hinter seinem Lächeln konnte ich die Traurigkeit erkennen. »Lassen Sie uns gehen«, sagte er und knallte die Schublade zu.

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