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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Presse gelandet, also können wir leider nicht nachprüfen, ob es wirklich so absurd ist oder nicht.«
    »Lily«, hub Tennyson in diesem sanften Ton an, »könnte es nicht sein, dass du dir das nur einredest, um dir die Qual der letzten sieben Monate zu erleichtern?«
    »Das glaube ich nicht, Tennyson, denn weißt du, es ist mir unter Hypnose wieder eingefallen. Und dann, als ich wieder aufwachte, fiel mir der Rest auch noch ein. Alles.«
    Eine dicke Augenbraue schoss in die Höhe. Savich hatte noch nie gesehen, dass eine einzelne Augenbraue dermaßen vertikal in die Höhe schießen konnte. Tennyson blickte Savich an und sprach mit leiser, kontrollierter Stimme, der man die mühsam unterdrückte Wut nichtsdestoweniger anhörte. »Wollt ihr mir erzählen, ihr habt Lily zu einem Hypnotiseur geschleppt? Zu einem dieser Scharlatane, die irgendwelchen Mist in die Köpfe der Leute pflanzen?«
    »O nein«, sagte Sherlock und umklammerte Lilys unter dem Tisch geballte Faust. »Das war kein Scharlatan, Tennyson. Diese Ärztin half Lily einfach nur, sich an das zu erinnern, was in jener Nacht geschah. Dillon und ich waren die ganze Zeit über dabei, und wir beide kennen uns mit Hypnosebehandlungen aus, das gehört zu unserem Beruf. Alles war vollkommen in Ordnung. Also, findest du es nicht auch komisch, dass die Bremsen nicht funktionierten? Hältst du es nicht zumindest für möglich, dass sie manipuliert wurden, so wie Lily sagt?«
    »Nein, ich denke, Lily hat sich das alles zusammenfabriziert. Ich weiß nicht, ob absichtlich oder einfach nur, weil sie verwirrt ist und sich sehnlichst wünscht, es wäre so gewesen. Kapiert ihr denn nicht? Sie hat sich das mit den Bremsen nur ausgedacht, um ihr eigenes Handeln, ihre Verantwortung nicht sehen zu müssen. Ich glaube nicht, dass die Bremsen ausgefallen sind. Und dass jemand daran manipuliert haben soll, schon gar nicht. Das ist einfach hirnrissig, jenseits aller Vernunft. Und dass sie so etwas behauptet, nun ja, das finde ich offen gesagt Besorgnis erregend. Ich will nicht, dass Lily eine solche Möglichkeit auch nur in Betracht zieht, dadurch kommt sie nur noch mehr durcheinander als ohnehin schon.
    Hört zu, ich bin Psychoanalytiker – ein richtiger –, einer, der nicht irgendwelchen Hokuspokus mit Leuten anstellt, um gewisse vorherbestimmte Resultate zu erzielen. Das alles gefällt mir nicht, Savich, ganz und gar nicht. Ich bin Lilys Ehemann. Ich bin für sie verantwortlich.«
    Sherlock zeigte mit der Gabel auf ihn und sagte: »Na, ein so übermäßig guter Ehemann warst du ja noch nie, nicht wahr, Tennyson?«

7
    Tennyson sah aus, als würde er Sherlock am liebsten seinen Teller mit Lasagne an den Kopf werfen. Er atmete laut und stoßweise.
    Sherlock fuhr, nachdem sie einen Moment nachdenklich auf einer grünen Bohne herumgekaut hatte, fort: »Auch der Zeitpunkt wundert mich ein bisschen. Du erinnerst dich doch, nicht, Tennyson? Du hast Lily angerufen und sie gebeten, diese Unterlagen nach Ferndale zu bringen, obwohl du wusstest, dass es bereits dunkel wurde und sie die zu nehmen müsste. Und dann fallen die Bremsen aus. Nur ein Zufall? Schwer vorstellbar.«
    »Verdammt, ihr beiden habt einfach hinter meinem Rücken etwas gemacht, von dem ihr wusstet, dass ich es nicht gutheißen würde! Lily geht’s wieder gut. Sie braucht euch hier nicht mehr. Ich wiederhole, ich bin ihr Mann. Ich kümmere mich schon um sie. Und was eure lächerlichen Anspielungen betrifft: Darauf einzugehen ist unter meiner Würde.«
    »Vielleicht doch nicht«, bemerkte Sherlock, und für einen Augenblick sah Tennyson aus, als wollte er ihr an die Kehle.
    Savich wartete ein wenig, gab ihm Zeit, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, und sagte dann: »Also gut, Würde oder nicht, hier geht’s um mehr. Angenommen, Tennyson, dass Lily sich genau so an die Ereignisse erinnert, wie sie geschehen sind. Das wirft doch ein paar Fragen auf, findest du nicht? Wieso haben die Bremsen versagt? Weil sie kaputt waren? Also eine Bremse, ja, aber auch noch die Notbremse? Kaum vorstellbar, dass beide zur gleichen Zeit ausfallen, oder? Und das bedeutet, dass jemand daran rumgepfuscht haben muss. Wer, Tennyson? Wer hätte ein Interesse an Lilys Tod? Bedenke auch, dass im Falle ihres Todes das Ganze wie ein eindeutiger Selbstmord ausgesehen hätte. Wer könnte das wollen, Tennyson?«
    Tennyson erhob sich langsam. Sherlock konnte sehen, wie die Schlagader an seinem Hals pulste. Er war wütend, aber da war noch etwas.

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