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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dem körperlichen Verfall. Sie wurde von Tag zu Tag verwirrter. Sie hasste das. Sie wollte ihr Ende selbst bestimmen, und das tat sie dann auch. Sie hat sich selbst eine Kaliumchloridinjektion gegeben. Es war sehr schnell vorbei. Was den Tumor angeht, so habe ich dafür gesorgt, dass die Sache nicht rauskam. Es gab keinen Grund, irgendjemandem davon zu erzählen.« Er schwieg einen Moment lang und musterte zuerst Savich, dann Sherlock. »Selbstverständlich gibt es Unterlagen darüber. Ihr könnt ruhig nachsehen, mir ist es egal. Ich lüge nicht.«
    »Hm«, überlegte Sherlock. »Du hältst es also für besser, dass die Leute glauben, eine Frau hätte ohne ersichtlichen Grund Selbstmord begangen?« Sherlock lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
    »Das ist meine Sache, und so habe ich damals entschieden.«
    »Dreizehn Monate«, sagte Savich. »Die erste Ehe dauerte nur dreizehn Monate. Wenn Lily bei diesem Unfall umgekommen wäre, hätte sie Lynda um zwei Monate geschlagen. Oder wenn sie beim ersten Mal, nach Beths Tod, Erfolg gehabt hätte – das hätte förmlich die Schallmauer durchbrochen, nicht?«
    Tennyson Frasier erwiderte langsam, seine Frau dabei nicht aus den Augen lassend: »Das finde ich gar nicht lustig, Savich. Eure Vorwürfe beruhen lediglich auf Vermutungen, ohne jegliche Beweise, und das sollte einem Polizisten doch wohl nicht passieren. Lily ist nicht gestorben, Gott sei Dank, weder beim ersten noch beim zweiten Mal. Wenn sie bei dem Unfall umgekommen wäre, ich glaube nicht, dass ich das überlebt hätte. Ich liebe sie über alles. Ich möchte nur, dass es ihr gut geht.«
    Der Mann ist gut, dachte Savich, richtig gut. So wortgewandt, so vernünftig, so logisch, und seine Appelle ans Bauchgefühl waren unglaublich zielsicher. Mit einem hatte Tennyson jedenfalls Recht – sie hatten keine Beweise. Und noch etwas stimmte – er hatte ihn bereits verurteilt, ihn schuldig gesprochen. Sie brauchten Beweise. MAX musste noch tiefer graben. Sie würden etwas finden; es fand sich immer etwas.
    Sherlock kaute auf einem gebackenen Brötchen herum, das mittlerweile kalt geworden war, und sagte dann in einem geradezu unglaublich milden Ton: »Woher hatte Lynda das Kaliumchlorid?«
    »Von ihrem Arzt, von dem, der den Tumor überhaupt erst diagnostiziert hat. Er war verrückt nach ihr, und deshalb hat er ihr, glaube ich, auch geholfen. Ich erfuhr erst nach ihrem Tod davon; er hat’s mir selbst erzählt, hat mir erzählt, wie er ihr half. Ich habe ihn nicht verklagt, weil ich wusste, dass sie selbst bestimmen wollte, wie ihr Leben endete. Dr. Cord starb kurz darauf. Einfach schrecklich, diese ganze Sache.«
    »Eine Frau im Supermarkt hat mit von Dr. Cord erzählt. Sie sagte, er habe sich beim Reinigen seines Gewehrs versehentlich erschossen, ein tragischer Unfall. Von deiner Frau hat sie nichts erwähnt«, erinnerte sich Lily.
    »Die Leute wollen mir nicht noch mehr wehtun, nehme ich an, noch dazu, wo ich jetzt wieder verheiratet bin, deshalb halten sie wohl den Mund.« Mit flehender Stimme, die Hand nach seiner Frau ausgestreckt, sagte er: »Lily, als du vor anderthalb Jahren hierher kamst, hätte ich mir nie vorstellen können, noch einmal einen Menschen zu finden, der mich liebt, der mich glücklich macht, der mich ganz macht, aber das tust du. Und du hattest auch noch die süße kleine Beth. Ich habe sie vom ersten Moment an geliebt, so wie dich. Ich vermisse sie, Lily, ich vermisse sie jeden Tag.
    Was du durchgemacht hast – vielleicht ist es ja jetzt vorbei. Vielleicht hat dich das mit dem Explorer ja wieder rausgerissen. Glaub mir, Liebes, ich will nur, dass es dir wieder gut geht. Das wünsche ich mir mehr als alles andere. Ich will mit dir nach Maui fliegen, am Strand liegen und wissen, dass deine einzige Sorge die ist, keinen Sonnenbrand zu bekommen. Hör nicht auf deinen Bruder. Bitte, Lily, glaub nicht, dass an Lyndas Tod etwas faul war. Dein Bruder ist beim FBI. Polizisten denken, jeder hätte Hintergedanken, aber die habe und hatte ich nicht. Ich liebe dich. Ich möchte, dass du glücklich bist, mit mir.«
    Savich, der während dieses leidenschaftlichen Appells selenruhig seine Lasagne verspeist hatte, wirkte nur milde interessiert, als würde er einem Theaterstück beiwohnen. Er legte seine Gabel zur Seite und fragte beiläufig: »Tennyson, wie lange ist dein Vater schon im Museumsvorstand?«
    »Was? Ach, ich weiß nicht, schon seit Jahren, denke ich. Hat mich nie sonderlich

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