Wer nie die Wahrheit sagt
du weißt das natürlich. Wie viel hast du Morrie Jones dafür bezahlt, mich umzubringen?«
»Ich hab ihm gar nichts …« Sie hatte ihn erwischt, hatte ihn eiskalt erwischt. Er war einfach damit rausgeplatzt und hatte sich dann abgewürgt, wie einen Wasserhahn, doch zu spät. Simon war beeindruckt.
Das Zucken war jetzt deutlicher, dazu war sein Gesicht vor Wut rot angelaufen.
»Du bist ein richtiges Miststück, weißt du das, Lily? Ich sehe jetzt, wieso du deinen Bodyguard mitgebracht hast. Diese Sache mit den Bildern, ich weiß nicht, was du angestellt hast, aber mir kannst du’s nicht vorwerfen. Ich trage keine Schuld.«
Simon hätte am liebsten über den Schreibtisch gelangt, den Mann an seinen teuren Hemdaufschlägen gepackt und ihm eins in die Schnauze gehauen. Es überraschte ihn, wie sehr es ihn danach drängte, dem Mann Gewalt anzutun. Aber als er sprach, klang er vollkommen ruhig, vollkommen beherrscht. »Vertrauen Sie mir, Mr. Frasier, Lily ist kein Miststück. Was Ihren kostbaren Sohn angeht, steht wohl außer Zweifel, was der ist. Möchten Sie uns vielleicht verraten, warum Abe Turkle in Ihrer Strandhütte wohnt?«
Simon beugte sich vor, der Inbegriff des höflich Interessierten.
»Ich weiß nicht, wer das ist und warum er da wohnt. Vermietungen regelt mein Immobilienmakler.«
»Natürlich kennt Abe Sie, Mr. Frasier, er weiß alles, da er die Bilder ja für Sie gefälscht hat. Und ich weiß, dass er teuer ist. Oder kümmert sich Olaf vielleicht darum, als Teil Ihrer Abmachung?«
Mr. Frasier erhob sich. Er beherrschte sich nur noch mit äußerster Mühe, seine Hände zitterten. Fast am Ziel, dachte Simon. Elcott Frasier deutete mit dem Finger zur Tür und brüllte: »Ich kenne keinen verdammten Olaf! Und jetzt raus mit Ihnen. Lily, ich will dich nie wieder sehen. Eine Schande, dass dir dieser Punk im Bus nicht eine Lektion erteilt hat.«
»Wir kommen noch mal wieder«, versprach Simon, »und zwar mit dem FBI, sobald wir unsere Beweise haben. Was nicht mehr lange dauern wird. Betrachten Sie dies als einen Vorlauf. Vielleicht möchten Sie ja gleich einen Handel mit uns machen. Falls nicht, denken Sie bloß an all die groben Kerle im Gefängnis; die mögen sensible alte Knaben wie Sie.«
»Raus hier, oder ich rufe den Sheriff!«
Lily lachte, sie konnte nicht anders. »Sheriff Bozo?«
Elcott Frasier brüllte: »Sein Name ist Scanlan, nicht Bozo!« Dann rannte er fast zur Tür, riss sie auf und ließ sie beide hinter ihm hergaffend stehen. Simon sagte zu Lily, während er ihr beim Aufstehen half: »Was für ein Vormittag. Erst lässt uns Abe sitzen und jetzt dein künftiger Exschwiegervater. Aber wir haben sie gehörig aufgeschreckt, Lily. Wir haben richtig Wirbel gemacht. Jetzt warten wir und schauen, wer was unternimmt. Vielleicht entschließt sich der alte Frasier ja tatsächlich, einen Handel mit uns zu machen. Also, wie wär’s jetzt mit einem Mittagessen, mexikanisch vielleicht?«
»In Hemlock Bay gibt’s leider keinen Mexikaner. Da müssen wir nach Ferndale fahren.«
Loralee Carmichael musterte sie durchdringend, als sie den Empfangsbereich durchschritten. Simon winkte ihr zum Abschied zu. Von Elcott Frasier keine Spur.
Vorsichtig sagte er, während er langsam mit ihr zum Aufzug schritt: »Ich möchte, dass du dir überlegst, ob du nicht doch den Rest mir überlässt. Kann ich dich irgendwie dazu überreden, nach Washington zurückzukehren?«
»Versuch’s gar nicht erst, Simon.«
»Ich musste. Wenn schlimme Menschen Angst bekommen, Lily, dann tun sie Dinge, die manchmal nicht sehr klug, aber umso tödlicher sind.«
»Ja. Wir werden sehr vorsichtig sein.«
Er seufzte und gab auf. »Bei einer Portion Tacos können wir unseren nächsten Vorstoß besprechen.«
»Glaubst du wirklich, dass Olaf Jorgenson das alles angestiftet hat?«
»Wenn du mal darüber nachdenkst, dann ist er derjenige mit allen Kontakten und mit der nötigen Expertise, außer unser Mr. Monk weiß mehr über die illegale Seite des Geschäfts, als uns bis jetzt bewusst war. Ich bin sicher, dass Frasier jetzt mit Mr. Monk reden wird, falls er das nicht bereits getan hat. Kann’s kaum abwarten zu hören, was dieser Knabe mit den Schlafzimmeraugen zu sagen hat.«
Simon schwieg kurz, dann sagte er: »Das wär alles, Savich, jede verdammte Einzelheit.«
Simon wechselte sein Handy zum anderen Ohr und wartete darauf, dass Savich ihn mit Fragen bombardierte, doch dieser sagte kein Wort. Simon konnte fast hören,
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