Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Fälschungen unter den Originalen, die Lily besitzt, herauszukennen, insbesondere deshalb, da ich wusste, welche vier gefälscht worden waren.«
    Simon schwieg einen Moment und fragte sich, wie viel er Frasier wohl erzählen sollte und ob es den Mann aus der Reserve locken würde. Von den Fälschungen hatte er natürlich gewusst, tat nicht mal so, als wäre er schockiert. Wieso nicht gleich aufs Ganze gehen, noch dazu, wo er eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, wie die Dinge abgelaufen waren? Es würde ihn zum Handeln zwingen. Er hatte Lily noch nichts davon erzählt und hoffte, dass sie ihre Überraschung nicht zeigen würde. Er lächelte ihr zu und meinte dann: »Zuerst dachte ich, Sie hätten das ganze Geschäft eingefädelt. Aber dann kam ich zu dem Schluss, dass Sie im Grunde ein ziemlich unbedeutender Mann sind, mit keinerlei Kontakten. Es gibt da einen Kunstsammler, einen Schweden namens Olaf Jorgenson, und der ist kein unbedeutender Mann. Er ist sogar ziemlich einflussreich und mächtig. Wenn er etwas will, dann bekommt er es auch, lässt sich durch nichts davon abbringen. Ich glaube, es war Jorgenson, der alles in die Wege leitete. Und zwar so: Olaf wollte die Sarah-Elliotts bereits, als sie noch im Chicago Institute hingen, kam aber nicht an sie heran und musste warten. Er wusste genau, wann Lily von Chicago nach Hemlock Bay umzog, hat seine Fühler ausgestreckt und auch sehr rasch Sie und Ihren Sohn Tennyson gefunden, der das richtige Alter hatte. Dann haben Sie einen Handel mit ihm abgeschlossen. Tatsächlich habe ich gehört, dass Olaf nur drei der Bilder hat. Ich weiß im Moment noch nicht, wo sich das vierte befindet. Wenn wir Glück haben, besitzt er auch das schon. Macht alles sauberer, einfacher.« Simon schnippte Frasier direkt ins Gesicht. »Wir kriegen sie so schnell wieder. Also, Mr. Frasier, habe ich alles richtig erzählt?«
    Elcott Frasier zuckte mit keiner Wimper. Ja, er wirkte gar ein wenig gelangweilt. Lily aber, die ihn ziemlich gut kannte, sah das ganz leichte Zucken seines linken Auges, das immer nur dann auftrat, wenn er unter Druck stand oder zornig war. Im Moment schien beides möglich. Sie war zunächst überrascht gewesen angesichts dessen, was Simon erzählte, erkannte dann aber, dass es sich wahrscheinlich genau so abgespielt haben musste. Sie sagte: »Jorgenson ist wirklich mächtig, Elcott. Kein unbedeutender kleiner Mann wie du.«
    Simon befürchtete, Lilys Schwiegervater würde gleich seinen Gürtel rausziehen und ihr den Hintern versohlen, aber Frasier gelang es, sich zu beherrschen. In glattem, verächtlichem Ton, wie ein Politiker, der Bestechungsgeld für ein Pardon annimmt, sagte er: »Was für ein Szenario, Mr. Russo. Tut mir Leid zu hören, dass vier der Bilder Fälschungen sind. Egal, was Sie sagen, es muss schon im Chicago Institute geschehen sein. Dieses ausgefeilte Schurkenstück dieses Olaf Jorgenson klingt ja wie ein schlechter Krimi. Nichts davon hat mit mir zu tun oder mit meiner Familie. Ich habe wirklich keine Ahnung, wieso Sie ausgerechnet mir das alles vorwerfen.«
    Er richtete seinen Blick nun auf Lily, und in diesem Blick stand eine ganze Menge Zorn. »Was dich betrifft, Lily, du hast meinen Sohn verlassen. Ich fürchte um seine Gesundheit. Es geht ihm nicht gut. Er redet nur noch über dich. Er sagt, dein Bruder und deine Schwägerin hätten ihn verleumdet, doch nichts davon sei wahr. Er will dich sehen – obwohl, wenn ich an seiner Stelle wäre, und das habe ich ihm schon tausendmal gesagt, dann würdest du mir nicht mehr unter die Augen kommen. Du warst ihm keine gute Ehefrau. Du hast ihm nichts gegeben, und dann hast du ihn obendrein einfach verlassen. Seine Mutter macht sich ebenfalls große Sorgen. Der bloße Gedanke, dass er dich geheiratet hat, um ein paar Bilder in die Hände zu bekommen, ist mehr als lächerlich.«
    »Ich finde es überhaupt nicht lächerlich, Elcott. Es könnte so passiert sein, wie Mr. Russo es beschrieben hat. Oder vielleicht war es ja Mr. Monk, der Mr. Jorgenson fand. Wie auch immer, vier von meinen Bildern sind Fälschungen, und dafür bist du verantwortlich.
    Also, wenn es Tennyson nicht gut geht, dann würde ich ihm empfehlen, Dr. Rossetti aufzusuchen, diesen fähigen Psychiater, den er mir so unbedingt ans Herz legen wollte, als ich noch im Krankenhaus lag. Man fragt sich unwillkürlich, was er mit dem Ganzen zu tun hat.« Lily hielt einen Moment inne, zuckte mit den Schultern, dann fuhr sie fort. »Aber

Weitere Kostenlose Bücher