Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
Vom Netzwerk:
oberen Rand der Wärmebilder.
    »Wenn Polizisten oder Verbrecher auf dieses Gerücht anspielten – das wird auch Ihr Onkel Jim gewusst haben – drückten sie es immer gleich aus: ›eine einfache Fahrt in die Campsies‹. Und jetzt für zwei Punkte und den Hauptgewinn: An welcher Hügelkette kommt man vorbei, wenn man vom Campsieview Hotel in Lennoxtown zu Stephen und Eilidh Ramsay nach Hause nach Bishopbriggs fährt?«

Leise Stimmchen
    »Schläft er noch?«, fragte Stephen seine Frau.
    Er hatte das Fenster heruntergekurbelt, weil der Lüfter des Audis nur warme Luft herumwirbelte. Draußen war es auch nicht kälter, aber es kam ihm jetzt nicht mehr so stickig vor, und nach dem Essen durfte er nicht schläfrig werden. Aus Erfahrung wusste er aber, dass vor allem der Rücksitz den Luftzug abbekam, wenn man das Fenster aufmachte, und das wollte er Charlie nicht antun.
    Eilidh kniete sich auf den Beifahrersitz und sah sich um, wobei sie Stephen mit der Schulter berührte.
    »Tief und fest«, berichtete sie.
    »Hab mir nur Sorgen wegen dem Luftzug gemacht.«
    »Geht fast alles über ihn weg. Und das Verdeck vom Tragebett schützt ihn.«
    »Ist trotzdem laut, oder?«
    »Ach, Charlie lässt sich doch von so was nicht stören.«
    »Ja, da ist er wirklich toll«, stimmte Stephen mit einem Lächeln zu. »Das absolute Gegenteil seiner großen Schwester.«
    Annie war schlimm gewesen. Es lag wohl auch zum Teil an ihrer haarsträubenden Inkompetenz als erstmalige Eltern, aber in den ersten drei Monaten hatten sie die Kleine einfach nie länger als zwei Stunden zum Schlafen bringen können. Und wenn sie wach war, war ab und zu eine halbe Stundeohne Geschrei auch das höchste der Gefühle. Auch jetzt war sie weiß Gott nicht das friedlichste Kind weit und breit, was wohl einer der Gründe für die vierjährige Pause vor Nummer zwei war. Stephen hatte sich oft Gedanken gemacht, dass das zweite Kind nicht genug Aufmerksamkeit bekommen würde, nachdem Annie die elterliche Geduld schon zum Großteil aufgebraucht hatte, bevor es überhaupt auf der Welt war.
    Charlie dagegen gehörte zu der Sorte Baby, die anderen frischgebackenen Eltern wohl das Gefühl gab, alles genau richtig zu machen. Er dämmerte schnell weg, schlief stundenlang und lag einfach zufrieden da, wenn er wach war. Stephen hätte wohl gesagt, Charlie sei einfach damit zufrieden, die Welt an sich vorbeiziehen zu lassen, hätte er nicht gewusst, dass der Kleine bisher nur unscharfe Schemen sehen konnte, doch schon die faszinierten ihn anscheinend sehr.
    Eilidh hatte ihn im Wagen gestillt, bevor sie ins Restaurant gegangen waren, damit er einschlief und sie in Ruhe essen konnten. Stattdessen lag er wach in seinem Tragebett neben dem Tisch, starrte still und interessiert alles an, was seine kleinen Augen ausmachen konnten, bevor er endlich beim Nachtisch einschlummerte.
    »Was haben wir bloß gemacht, dass wir so ein ruhiges Baby bekommen haben?«, fragte Eilidh, als sie sich wieder auf den Sitz rutschen ließ und einen Ellenbogen ins offene Fenster lehnte.
    »Vielleicht hatten wir was gut nach dem letzten. Ich liebe Anne aus tiefster Seele, sie ist mein ein und alles, aber man hat mit ihr wirklich alle Hände voll zu tun.«
    »Je komplexer und ausgeklügelter eine Maschine ist, desto mehr Wartung braucht sie«, erwiderte Eilidh. »So erklär ich mir das. Falls sie sich als kleines Dummerchen herausstellt, komm ich mir ziemlich verarscht vor.«
    »Das würde mich wundern. Sie ist genauso schlau, wie sie dickköpfig ist. Weißt du noch, als du damals auf dem Spaziergang auf ein Pferd gezeigt hast und sie darauf bestanden hat, dass es eine Kuh ist?«
    »Da war sie achtzehn Monate«, lachte Eilidh. »Sie hatte die beiden verwechselt, weil sie in ihrem Bilderbuch auf einer Doppelseite waren, und wollte es sich einfach nicht ausreden lassen.«
    »Die wird mal Anwältin«, sagte Stephen. »Oder vielleicht Diktatorin von ’nem kleinen Land in Mittelamerika.«
    »Und ihr kleiner Bruder?«
    »Charlie hat’s nicht eilig. Der guckt sich erst mal in Ruhe alles an, bevor er sich entscheidet.«
    Stephen sah Eilidh an, die zufrieden vor sich hin lächelte.
    »War ein schöner Abend. Hoffentlich hat sie deine Eltern nicht allzu schlimm geärgert«, sagte sie.
    »Das finden die doch toll. Die würden sie auch ganz behalten. Ja, das haben wir wirklich gebraucht. Ein Bier wär jetzt aber nicht schlecht. Vielleicht nehm ich mir zu Hause ’ne Dose. Die Pfeffersauce zu meinem Steak war

Weitere Kostenlose Bücher