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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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großartig, aber ein bisschen salzig.«
    »Hättest mehr Wasser trinken sollen.«
    »Ich weiß, aber das ist so langweilig. Blöd, dass du nicht fahren kannst, wo du doch sowieso nicht trinkst.«
    »So ist das nach ’nem Kaiserschnitt.«
    Über die Handbremse hinweg legte sie ihm die Hand auf den Oberschenkel.
    »Hat aber auch seine Vorteile.«
    »Wirklich?«, fragte er vielleicht etwas übereifrig. Nach Annies Geburt hatte es gut zwei Monate gedauert, bevor sie wieder Sex hatten, doch in Wahrheit war Eilidhs Dammschnitt der geringste Grund gewesen. So pflegeleicht Charlie war, war er doch ein Baby, weshalb Eilidh fast die ganze Zeit todmüde war, genauso wie Stephen, ehrlich gesagt. Deshalb hatte er ganz vergessen, dass es diesmal keinen physischen Grund gab, warum sie nicht durften.

    Eilidh ließ die Hand seinen Oberschenkel hinaufgleiten.
    »Hast du wirklich nichts getrunken?«, fragte er.
    »Ich bin ein absolutes Hormonbündel«, kicherte sie. »Das enthemmt noch viel mehr.«
    Stephen gab Gas.
    »Okay. Wenn wir ’nen Strafzettel kriegen, bist du schuld. Schnell nach Hause!«
    »So lange halt ich’s nicht aus.«
    »Was?«
    »Guck doch mal, wo wir sind«, erklärte sie. »Keine fünf Minuten weit. Lass uns hinfahren, wie früher.«
    »Aber Charlie liegt doch auf dem Rücksitz. Ich will ihn nicht umlegen. Ist immer so ein Krampf, das Teil da reinzuklemmen.«
    »Nicht auf dem Rücksitz. Ist doch so schön warm. Wir haben ’ne Decke dabei. Wie damals.«
    »Sind doch in zwanzig Minuten zu Hause.«
    »Ist aber so eine Sache mit den Hormonen. In zwanzig Minuten hab ich’s mir vielleicht anders überlegt.«
    »Dann los.«
    Er kannte die Stelle, weil er als Kind oft mit dem Fahrrad dort gewesen war. Sie war nur ein paar Kilometer vom alten Haus seiner Eltern entfernt, wo er aufgewachsen war, bevor sie in die Doppelhaushälfte in Kilsyth zogen, wo sie jetzt noch wohnten. Oft war er den ganzen Sommer mit seinen Freunden mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, und sie hatten jedes kleine Sträßchen, jeden Feldweg und Pfad erkundet.
    Damals hatte es dort Absperrungen gegeben, weil der Steinbruch noch in Betrieb war. Er und seine Freunde hatten ihn überhaupt erst wegen der Explosionen gefunden. Er erinnerte sich, wie er in seinem Zimmer gesessen und es hatte knallen hören. Er hatte unbedingt wissen wollen, wo der Lärm herkam. Dann hatte er eines Tages die Schilder gefunden:»Lebensgefahr: Steinbruch« und »Zutritt verboten«, was sich für Zehnjährige las wie »Süßigkeiten zu verschenken«.
    Als er Eilidh kennenlernte und mit ihr dort hinfuhr, wurde schon lange nicht mehr gesprengt. Man konnte auf einem Feldweg an dem kaputten Holzzaun entlangfahren, der Stephen und seine Freunde damals mit seinen Verbotsschildern gelockt hatte.
    Stephen fuhr langsam. Nachts musste man aufpassen, weil ganze Zaunabschnitte gestohlen worden waren und der Abgrund nah war.
    Weil sie sich als Teenager für ihre Dates kaum mehr als eine Flasche Irn-Bru leisten konnten, waren sie an Sommernachmittagen oft hergekommen und hatten sich dort in Ruhe unterhalten. Später dann kamen sie gern abends her, weil seine Eltern sehr darauf achteten, die beiden nicht alleine im Haus zu lassen, da sie panische Angst hatten, er könnte sie schwängern.
    Einen besonders schönen Blick hatte man dort nie: nur ein breites Halbrund aus Felsen, Erde, Büschen und Pfützen. Das Beeindruckende war die Höhe, die man oberhalb der senkrechten Wände erst so richtig spürte.
    Stephen und seine Freunde hatten sich oft direkt an die Kante gelegt und die Arbeiter unten beobachtet. Wenn man leise war, bemerkten sie einen überhaupt nicht; so hatte er herausgefunden, wie selten Menschen nach oben schauen.
    Eilidh sah nach Charlie, während Stephen die Decke aus dem Kofferraum nahm. Seine Mutter hatte sie extra für das neue Baby gestrickt. Er fragte sich, was sie wohl dazu sagen würde, wenn sie wüsste, dass sie die Decke für einen Quickie im Freien an genau dem Ort benutzten, wo sie in ihrer Jugend schon viele, viele Quickies gehabt hatten.
    Eilidh hatte mit ihren Hormonen wirklich nicht übertrieben.
    »Pass nur mit meinen Busen auf, ich bin da ein bisschenwund«, sagte sie, bevor sie über ihn herfiel. Es war genauso ein Quickie wie bei ihren ersten, nervösen Versuchen. Die Kombination aus erotischen Erinnerungen, dem verruchten Reiz der frischen Luft und der Tatsache, dass ihr letztes Mal über einen Monat her war, führte dazu, dass sie beide nicht lange

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