Wer schlafende Hunde weckt
der Hamilton Road weiter nach Osten zu fahren. Vielleicht hatte er von einem Stau gehört, vielleicht hatte er seine Pläne geändert, aber sollte ihm der schwarze BMW zwei, drei Wagen hinter sich aufgefallen sein, konnte er sich mit einem unnötigen, hufeisenförmigen Umweg vergewissern, dass er verfolgt wurde.
Dann hätte er sie aber schon lange vorher bemerkt haben müssen, und das erschien ihr unwahrscheinlich. Sie hatte immer mindestens einen Wagen zwischen ihnen gelassen, und da er weder ihr Gesicht noch ihr Nummernschild gesehen haben konnte, hätte er auch nicht ahnen können, dass der schwarze BMW immer derselbe war.
Als er parallel zur M74 weiter nach Osten fuhr, ließ er sich jedenfalls nicht anmerken, dass ihm irgendetwas aufgefallen wäre, was ihn von seinen Plänen abbringen könnte. Gleichmäßig, vorsichtig, bedacht, zielstrebig, aber ohne Eile. Er fuhr auf der vierspurigen Straße am ehemaligen Calderpark Zoo vorbei, bis das grobe Gras und die Leitplanken an der Ortseinfahrt von Uddingston Bürgersteigen, Bäumen und Rotsandstein wichen.
Als der Mondeo rechts blinkte, zum Fluss hinunter, kribbelte es Catherine im Bauch. Dort unten kannte sie eine Adresse, ein stattliches Anwesen, das von elektronischen Schlössern und Überwachungskameras gesichert war, aber vor allem vom Ruf des Hausherrn. Es war aber auch nicht das einzige Haus in der Straße.
Sie durfte es nicht wollen, es sich nicht vorstellen, aber die Möglichkeit war einfach so faszinierend, dass ihr Herz schneller schlug.
Sie musste Abercorn überholen und weiterfahren, während er den Gegenverkehr abwartete. Sie behielt ihn aber im Rückspiegel im Blick und war jederzeit bereit zu reagieren. Erbog Sekunden später ab, als ihn wohl jemand durchgelassen hatte. Die Straße war breit genug, dass Catherine in einem Zug wenden konnte, ohne stark abbremsen zu müssen.
Sie beschleunigte auf die Kreuzung zu und hatte zum ersten Mal ein bisschen Angst, das Zielfahrzeug könnte außer Sichtweite sein, wenn sie abgebogen war. Sie hatte ihn heute schon ein paarmal aus den Augen verloren, hatte aber Ruhe bewahrt, besonnen abgewägt und ihn immer ungefähr da wiedergefunden, wo sie ihn erwartet hatte. Dieses Mal war es anders, weil sie sich dazu hatte hinreißen lassen, sich ein bestimmtes Szenario zu wünschen.
Einfach nur abwarten, sagte sie sich. Einfach nur abwarten.
Catherine bog höchstens dreißig Sekunden nach Abercorn an der Kreuzung ab, konnte aber kein einziges fahrendes Auto vor sich sehen.
Abwarten, abwarten.
Sie fuhr weiter und wollte überlegen, wo sie ihn wiederfinden könnte, wusste aber, dass ihr Gehirn erst wieder mitspielen würde, wenn sie an einer bestimmten Hausnummer vorbei war.
Schon vorher sah sie den Mondeo – zwischen einem großen X5 und einem Mercedes-Zweisitzer geparkt, Abercorn saß noch drinnen.
Catherine fuhr mit knapp über dreißig km / h wieder an ihm vorbei. Aus dem Kribbeln war ein richtiger Nervenkitzel geworden, als ihr Verdacht immer greifbarere Realität wurde. Die hundert Meter kamen ihr sehr lang vor, die zehn Sekunden wie eine Ewigkeit, aber erst, als sie eine zufriedenstellende Entfernung zurückgelegt hatte, parkte sie so, dass sie den Mondeo immer noch im linken Seitenspiegel beobachten konnte.
Sie erinnerte sich an das, was Fletcher vor einer Woche gesagt hatte.
Ich sag nur, pass auf mit Abercorn, solange du nicht weißt,welches Spiel er wirklich spielt. Und vor allem, auf wessen Seite er steht.
Laufenlassen Organisierter Krimineller Unter Speziellen Tauschgeschäften.
Dougie Abercorn, der Leiter von Locust, hatte gerade vor dem Haus eines gewissen Stevie Fullerton geparkt.
Phantome
Sie fingen Margaret Bain ab, als sie zu ihrem Schichtbeginn auf den Haupteingang des Krankenhauses zuging. Jasmine kam sich wie eine Journalistin vor, die eine ahnungslose Frau auf dem Weg zur Arbeit überfiel, und genau für so eine hatte sie sich ja bei den Bains zu Hause ausgegeben. Jasmine nahm nicht an, dass ihr Mann sie aufgeklärt hatte, wer sie und Fallan wirklich waren und was sie gewollt hatten.
Sie mussten noch ein bisschen warten. Margaret schaute misstrauisch, als die beiden sich näherten, und überlegte kurz, woher sie sie kannte.
»Ich darf nicht mit Journalisten sprechen«, sagte sie. »Wenden Sie sich bitte an die Krankenhausleitung.«
Jasmine wusste nicht, ob das stimmte, aber sie waren auch nicht da, um Mrs Bain in ihrer Eigenschaft als Krankenhausangestellte zu befragen, was
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