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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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dass es reiner Stoff war. In der Form und Menge stand das Zeug sicher nicht kurz davor, direkt in ein paar Tausend Tütchen zu zehn Pfund abgepackt zu werden. »Ich würde sagen, wir haben hier gerade einer großen Nummer die Versorgung für die nächsten Monate weggeschnappt.«
    »Joa«, sinnierte Cairns. »Das kann man schon explosiv nennen.«
    »Irgendeine Ahnung, für wen die Lieferung war?«
    »Nichts Konkretes, aber wir wissen es bestimmt bald, wenn der verhinderte Empfänger vor Wut um sich schlägt.«
    Cairns rief die Hundeführer zurück und erklärte dem, der nach Sprengstoff suchte, dass diese Möglichkeit jetzt ausgeschlossen sei.

    Der andere Hund wollte aber noch nicht gleich Feierabend machen. Jetzt schnüffelte er begeistert an einem anderen Schließfach herum, das er beeindruckenderweise sogar selbst öffnete.
    Auf den zweiten Blick wurde klar, dass das daran lag, dass die Tür nicht mehr richtig schloss. Das Fach selbst war leer, was in der Gegend aber bei allen Dingen der Fall war, die sich nicht abschließen ließen.
    »In dem hier sind auch mal Drogen gelagert worden«, sagte der Hundeführer. »Das ist wohl nicht die erste Lieferung, die hier verstaut wurde.«
    »Nein«, erwiderte Cairns mit einem Grinsen. »Ich geh aber jede Wette ein, dass es die letzte war.«
    Er seufzte und fing aus Erleichterung und Begeisterung an zu lachen. Es war ansteckend. Auch Catherine musste lachen. Das war ein Erfolg. Ein Riesenerfolg.
    Der Koffer wurde von zwei Polizisten der Drogenfahndung nach draußen transportiert und in einem Wagen mit zwei Motorradeskorten weggefahren, die für zusätzliche Sicherheit und Geschwindigkeit sorgen sollten. Catherine gab grünes Licht, dass der Bahnverkehr wieder beginnen und die Absperrungen abgebaut werden konnten, wobei die Mitarbeiter der Bahnhofsläden wie vereinbart zuerst wieder hineindurften.
    Catherine sah, wie sich die Filialleiterin des Juweliers an die Spitze der Gruppe schob. Trotz ihrer Stilettos hängte sie die anderen ab wie die schnellste Glamour-Mutti beim Elternrennen auf dem Schulsportfest.
    Catherine nahm an, dass es ihr Alarm war, der da immer noch durchs Gebäude schrillte. An einem anderen Tag wäre sie wahrscheinlich hingegangen und hätte ihr auf die Finger geklopft, weil sie sich ausdrücklichen Polizeianordnungen widersetzt hatte, aber heute war ihr nicht danach. Sie fühltesich wohl in ihrem Job als Polizistin und wollte sich die Laune nicht verderben.
    Die Filialleiterin verschwand in ihrem Laden, aber der Alarm hörte nicht auf. Augenblicke später kam sie schockiert und wutentbrannt wieder heraus und stürmte auf Catherine und Cairns zu. Sie pöbelte, schnaufte und geiferte die beiden an, und was sie zu sagen hatte, bewies, dass auch an so einem schönen Tag auf jeden Sonnenschein ein Regen folgte.
    Sie hieß Maraidh Morgan, und wie sich herausstellte, hatte sie die Anordnungen bedingungslos befolgt, und ihr Alarmsystem nicht scharfgestellt. Im Laden stand allerdings eine stets alarmgesicherte Vitrine mit den allerteuersten Luxusuhren, und der Alarm war ausgelöst worden, als sich jemand daran mit einem Trennschleifer zu schaffen gemacht und den gesamten Inhalt mitgenommen hatte.

Die Verlassene
    Wie vereinbart, kamen sie kurz nach eins an. An der angegebenen Adresse in einem ruhigen Wohngebiet in Clarkston, südlich der Stadt, fanden sie ein rotes Sandsteinreihenhaus vor. Im Vorgarten spielte ein kleines Mädchen mit ihren zwei Plastikpuppen, die in einer Kinderkarre festgeschnallt saßen. Sie hatte schwarze Zöpfe und trug den Rock, das Hemd und den Schlips einer Schuluniform.
    Jasmine öffnete das Gartentor und begrüßte sie, aber das Mädchen sagte nichts und rannte nach drinnen. Tron und Jasmine gingen den Plattenweg auf die offene Haustür zu. Sie hörten, wie das Mädchen ihrer Mutter ankündigte, dass jemand da war.
    Jasmine klingelte trotzdem und wartete am Fuß der Steinstufen. Sie sah sich den Hausflur an und fragte sich: Was stimmt an diesem Bild nicht? Die verwirrende Antwort war wohl: gar nichts. Die Szene sah aus wie ein Bild häuslicher Zufriedenheit in einem Einkaufskatalog. Schönes Haus, geschmackvolle Einrichtung, ein süßer Fratz, der wohl gerade zur Schule ging, sowie ein Treppengitter und gerahmte Fotos, die auf die Existenz eines lockigen kleinen Bruders hinwiesen, der das Familienidyll vervollständigte.
    Am Ende ging eine Tür auf, und Anne Ramsay kam aus einer geräumigen Küche auf sie zu. Gleichzeitig hielt ein

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