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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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in Kates Einfahrt vor seinen Range Rover zu stellen und zu sagen: »Werd wieder fit und komm zurück.« Ollie, der es nicht einmal zuließ, dass ich ihn fotografierte, »weil man ja nie weiß, was jemand damit macht.« Es sah aus, als hätten Langley und Kate, anstatt den freien Tag im Country Club zu verbringen, jeden Zentimeter in Livingston abgegrast, um all unsere Freunde zu finden, und als ich es mir ansah, war ich seltsam berührt. Davon, dass sie das für mich getan hatten und dass alle mitgemacht hatten.
Siehst du
, wollte ich der seltsamen Stimme in mir drin sagen.
Du irrst dich.
    Alle sahen glücklich und perfekt aus, wie die Leute in einem Musikvideo oder einem angesagten Katalog. Eine der doppelseitigen Anzeigen, in denen man einen Haufen absurd attraktiver Jungs zu sehen bekommt, die nichts anhaben als zerrissene Jeans und Lederhalsbänder. Und Mädchen, die in Cargoshorts, Rüschenblusen und Gummistiefeln mit Strasssteinchen in den losen Zöpfen irgendwo im Nirgendwo durch einen Fluss laufen, auf dem Weg zu irgendeinem coolen, ungewöhnlichen Picknick, wo sie aus altmodischen Flaschen Limo trinken, schlau und witzig sind und eine phantastische Zeit haben.
    Das erinnerte mich wieder an Scott und an die Fotoreihe, die er mal gemacht hatte. Er nannte sie ›Stillleben mit Sehnsüchten‹. »Die Leute spielen Rollen und sind sich dessen nicht einmal bewusst«, erklärte er mir. »Kennst du die Fotos, die in den Bilderrahmen sind, wenn man sie neu kauft? Sie zeigen die perfekten Ferien, die perfekte Ehefrau, das perfekte Kind. Es ist, als wenn du sie auf deine Kommode stellst und so tust, als wären es wirklich deine.«
    »Aber deine Fotos sind ungestellt. Sie zeigen reale Menschen.«
    »Die sich in Wirklichkeit aber verstellen. Sie tun so, als wäre es real, wenn sie so leben, wie sie denken, dass sie es sollten. Sie hoffen, dass wenn sie ihr Leben nach außen richtig darstellen, es auch in ihrem Inneren richtig ist.«
    »Ist das nicht ein bisschen zynisch?«, fragte ich ihn. »Könnte es nicht sein, dass die Leute einfach glücklich sind?«
    Scotts Augen blitzten. Anders als viele andere, mochte er es, wenn man in Frage stellte, was er sagte. »Woher weißt du, dass sie glücklich sind? Ich glaube, hinter jedem Lächeln verbirgt sich ein Geheimnis. Am meisten erfährst du über Menschen, wenn sie nicht wissen, dass du sie beobachtest.« Dann ging er die Fotos durch und wies auf Details hin, die die Lücke zwischen Schein und Sein zeigten, irgendeine störende Kleinigkeit, die man zuerst nicht sah, die aber darauf hindeutete, dass sich der perfekte Schein jeden Moment auflösen konnte. »Diese Bilder sind wie Weihnachtsschmuck, glänzend und hübsch. Sie spiegeln wider, was die Leute sehen wollen. Aber sie sind hohl – sie sind nur Oberfläche.« Seine Augen wurden dunkel, und er sah mich eindringlich an. In solchen Momenten war er manchmal ein wenig beunruhigend.
    »Mir gefällt die Oberfläche«, sagte ich, weil es stimmte und weil ich die Situation auflockern wollte. »Ich will an den perfekten Schein glauben.«
    »Vielleicht täuschst du deswegen vor, dass alle auf deinen Fotos tot sind«, sagte er, eine Feststellung. Keine Frage. »Weil nur die Toten perfekt sein können.«
    »Das stimmt nicht!«
    »Keine Anspannung, die unter der Oberfläche brodelt, J. J.? Keine versteckten Risse, die nur darauf warten, weiter aufzureißen und die Dinge in Bewegung zu bringen?«
    Nein, hatte ich gesagt, und hatte es geglaubt. Ich glaubte es immer noch. Ich wünschte, er wäre jetzt hier und könnte meine perfekten Freunde und das perfekte Video sehen. Es war möglich. Mein Leben war wirklich so. Die DVD war der Beweis.
    Keiner dieser Menschen würde mir Drogen untermischen. Keiner von ihnen wollte mir wehtun. Sie waren
Freunde
.

    In der letzten Minute der DVD war ein Schnitt zum Abend der Party, als Kate, Langley und ich uns im riesigen rosa Marmorbadezimmer von Kates Eltern fertig machten. Wir trugen die zusammenpassenden Märchenkostüme – Langleys lavendelfarben, Kates gelb, und ich in Blau –, und Langley filmte uns im goldgerahmten Spiegel. Ich betrachtete die drei Mädchen, ihre enge, ungezwungene Freundschaft – ich zupfe einen Faden von Kate, ich kann mein Lipgloss nicht finden, also leiht Langley mir ihres – und musste lächeln. Ich hatte so viel Glück.
    Das Video zeigte, wie wir unseren Pinkie machten, wie wir der Kamera Küsse zuwarfen und einem unsichtbaren Publikum zuwinkten. Dann folgte ein

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