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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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warf mir schnell einen Blick zu, nickte kurz Kate zu und lächelte Langley unsicher an. Dann hängte sie den Bügel an einen Stuhl und ging nach draußen, um ihre Anrufe zu erledigen.
    Meine Mutter umarmte Kate und Langley und küsste beide auf die Wangen. »Ich freue mich so, dass ihr hier seid, Mädchen. Wir wollen eine Pressekonferenz geben und eine Belohnung für Hinweise darauf aussetzen, was mit Jane passiert ist.«
    »Eine Belohnung?«
    »Die Polizei hat gesagt, es würde helfen. Also hat Joe sich bereit erklärt, eine Belohnung von zehntausend Dollar auszusetzen für Informationen, die zur Festnahme der Person führen, die dir das angetan hat«, sagte meine Mutter und lächelte ihn an.
    »Danke, Joe«, sagte ich und meinte es auch, tat es aber ungern. »Das ist sehr großzügig.«
    »Ich tue, was ich kann, um zu helfen«, erklärte er und war plötzlich verlegen. »Ich wollte mehr tun, aber Officer Rowley sagte, das wäre nicht nötig.«
    Meine Mutter tätschelte sein Gesicht und strahlte ihn an, so wie sie meinen Vater immer am Frühstückstisch angelächelt hatte, wenn sie am Abend vorher einen Babysitter für mich engagiert hatten, damit sie zusammen zum Essen ausgehen konnten. Ihre Finger berührten sich dann, wenn sie ihm Kaffee nachschenkte, und sie schreckten beide schüchtern ein wenig zurück. Und obwohl ich mich dann ein bisschen ausgeschlossen fühlte, hatte ich gewusst, dass das Liebe war, und ihnen gewünscht, dass es immer so sein würde.
    Jetzt verhielt sie sich gegenüber jemand anderem so. »Du bist ein wunderbarer Mann«, sagte sie zu Joe. Mein Magen zog sich zusammen.
    Sie wandte sich wieder an meine Freundinnen. »Wärt ihr beide dazu bereit, später für eine Stunde Anrufe entgegenzunehmen?«
    »Klar«, antwortete Kate. Ihre Anspannung war noch stärker geworden, seitdem meine Mutter gekommen war, und ich hatte das Gefühl, sie konnte es kaum erwarten, endlich zu gehen.
    »Ich bin sicher, wir können eine Menge Freiwillige zusammentrommeln«, versicherte Langley und holte ihr Handy heraus. »Wie viele Leute brauchen Sie?«
    »Hm …« Für den Bruchteil einer Sekunde sah meine Mutter verloren aus. Dann war sie wieder konzentriert. »Besprich das mit Sloan, wenn’s dir nichts ausmacht. Sloan? Sloan?« Meine Mutter ging hinüber zur Tür, murmelte: »Wo ist das Mädchen?«
    »Ich glaube, sie ist rausgegangen, um …«, begann Kate, aber meine Mutter steckte schon den Kopf zur Tür hinaus.
    »Sloan«, rief sie. »Sloan? Ich brauche … oh, da bist du.« Sloan schien die Wünsche meiner Mutter vollkommen gelassen zu nehmen. Nur wir Mädels brachten sie aus der Fassung. »Sloan, ich möchte das Skript noch mal durchgehen. Joe, bitte nimm Annie und warte auf den Eingangsstufen des Krankenhauses auf uns. Kate und Langley, danke für eure Hilfe. Ihr seid echte Freundinnen. Jane kann sich glücklich schätzen, dass sie euch hat.«
    Langley zwinkerte, als sie sich herunterbeugte, um mich auf die Stirn zu küssen. Ich roch ihr Grapefruit-Parfüm, und es war so vertraut, so beruhigend, wie das Versprechen von Normalität. Kate küsste mich flüchtig auf die Wange und flüsterte: »Werd wieder gesund, Sailor Girl.«
    Ich bekam einen Kloß im Hals. »Danke«, sagte ich zu ihnen und meinte es im engeren wie im weiteren Sinne.
    »Sei nicht albern«, sagte Langley. »Was sollen wir sonst tun? Zu Hause herumsitzen und wünschen, dass du bei uns wärest?«
    Der Kloß in meinem Hals wurde größer.
    Wir verabschiedeten uns mit einem Pinkie, obwohl ich es nicht spüren konnte, und die beiden gingen zur Tür. Langley drehte sich noch einmal um, um zu winken, aber Kate ging eilig hinaus, als könnte sie plötzlich nicht schnell genug wegkommen.
    Und dann war ich allein. Also allein mit Richter Zonin. Die Sendung ›Das letzte Wort in Sachen Gerechtigkeit‹ füllte im Fernsehen die Lücke vor den Fünf-Uhr-Nachrichten. Mit seinen dicken gewellten Haaren, die an den Schläfen bereits ergrauten, der aufgesprühten Bräune und den extrem weißen Zähnen sah Richter Zonin für mich eher so aus, als müsste er Zahnpasta verkaufen oder das süße Leben, statt Recht zu sprechen.
    Zwei Männer standen Richter Zonin gegenüber, beide mit kurz geschorenen Haaren. Einer trug Anzug und Krawatte, der andere war lässiger gekleidet, mit einem langärmeligen Pullover, der eng an seinen Brustmuskeln anlag.
    »Und dann ruft er mein Mädchen an«, sagte der mit den Brustmuskeln und zeigte auf den Mann im Anzug. »Er benutzt

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