Wer schön sein will, muss sterben
Szenenwechsel zur Party, und die Kameraaufnahmen wurden wackelig, weil wir tanzten. Langley wirbelte herum, glitt mit der Kamera über das Meer von Menschen, und als sie zu mir und Kate zurückkam, war Nicky di Savoia da, umarmte mich. Nicky sagte etwas, küsste mich auf die Lippen und gab mir einen roten Plastikbecher.
Meine Gedanken kehrten noch einmal zur Party zurück.
Wir betreten den Raum und Nicky kommt wie eine Naturgewalt über die Tanzfläche auf uns zu gerast. Beinahe als hätte sie auf uns gewartet. Sie trägt ein gelbes Minikleid mit einem Muster aus zarten silbernen Perlen, eine Luchsstola um den Hals und graue Bikerstiefel. Sie beachtet Kate und Langley nicht und greift meinen Oberarm.
Mit der anderen Hand tippt sie mir auf die Nase. »Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe mich in dir getäuscht. Okay?« Sie umarmt mich so fest, dass ich merke, dass ihre Stola aus echtem Fell ist, und küsst mich dann direkt auf den Mund. »Ich weiß, wir haben uns in letzter Zeit nicht so nahgestanden, und es tut mir leid. Lass uns doch wieder befreundet sein.«
»Klar, okay.«
»Gut.« Ihre Finger streicheln mein Gesicht. »Deine Haut ist so weich wie die eines Babys. Ich liebe das. Komm, wir stoßen auf uns an.« Sie hält den Becher, sagt: »Auf Nicky und Baby Jane«, und zeigt auf mich. »Du zuerst.«
Ich nehme einen Schluck – es ist ziemlich stark – und will ihr den roten Plastikbecher zurückgeben, aber sie streichelt bereits das Gesicht von Todd Quigley. Sie ruft mir zu: »Baby, du hältst das für mich, okay? Ich bin beschäftigt«, und befummelt ihn weiter.
»Ich wünschte, sie würde immer Ecstasy nehmen«, sagt Kate. »Sie ist dann viel friedlicher.«
»Wenn du es so nennen willst.« Langley weist mit dem Kopf in Nickys und Todds Richtung, die gerade herumknutschen. »Ich würde sagen, dass du es am nächsten Morgen unbedingt vergessen willst. Los kommt.«
Wir gehen über die Tanzfläche ins Musikzimmer, und eine Gruppe Zehntklässlerinnen schwärmt heraus wie frisch geschlüpfte Motten aus einem Schrank.
Ich behalte Nickys Becher.
Ich behielt Nickys Becher.
Bedeutete das, dass Nicky mir Drogen gegeben hatte? Und dann versucht hatte, mich zu überfahren?
»Nicky?«, sagte ich laut, ohne es zu wollen.
»Ich weiß. Sie war echt krass drauf.« Das Video war zu Ende und Langley nahm die DVD aus dem Laptop und legte sie auf die Fensterbank zu meinen anderen Geschenken. »Wie sie auf Ollie losgegangen ist, war total surreal.«
»Was meinst du? Hat sie ihn angeschrien?«, fragte ich.
»Nicht nur angeschrien«, sagte Langley mit solcher Betonung, dass sie große Augen bekam. »Sie sagte immer wieder: ›Wie gefällt dir Kicky Nicky?‹ und trat ihn gegen die Schienbeine.«
Kate beugte sich vertraulich vor und sagte mit einem boshaften Lächeln: »Was zugegebenermaßen spaßig zu beobachten war?«
»Für die Tochter eines Reverends stehst du ganz schön auf der Seite des Bösen. Das weißt du, oder?«, fragte Langley.
»Das gehört zu meinem Charme.« Kate klimperte mit den Augenlidern.
»Was glaubst du, warum Nicky ausgeflippt ist?«, fragte ich.
»So ist Nicky halt.« Langley zuckte mit den Schultern, als würde das die Frage beantworten. »Wir haben heute versucht, sie zu finden, aber es gab ein paar Leute, die sich nicht bei uns gemeldet haben, um im ersten Teil des Videos dabei zu sein.«
»Wahrscheinlich schlafen sie noch ihren Rausch aus«, sagte Kate. »Ich wette, das tun viele?«
Haben sie und Langley einen Blick gewechselt?
Langley sagte ein bisschen zu eifrig: »Der Arzt hat gesagt, wir sollen mit dir reden. Das würde dir helfen, dich zu erinnern, was Donnerstagabend passiert ist.«
»Obwohl …, ehrlich gesagt, wenn ich du wäre, würde ich es vielleicht lieber nicht«, sagte Kate.
»Was meinst du?«, fragte ich sie.
»Also, weil auch Breakdance getanzt wurde …«
»Buchstäblich«, warf Kate ein, »es ist ganz schön was zu Bruch gegangen.«
»… und viele Zehntklässlerinnen in unmöglichen gefälschten Markenklamotten, du kannst froh sein, dass du dich nicht erinnerst. Das Ganze war eher peinlich als spaßig.«
»Ich kann mich nur an ganz wenige Dinge erinnern. Ich weiß noch, wie ich in das Zimmer gegangen bin und nach den Jungs gesucht habe.«
»Wir haben sie doch in dem Fernseh-Zimmer gefunden, wo sie sich irgendeine Doku über das Paarungsverhalten von Zwergschimpansen angesehen und sich angeturnt haben«, erinnerte Langley mich. »Du bist auf Davids
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