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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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davon gehört.«
    Vielleicht weil ich darauf achtete, hörte ich von da an die Licky-Nicky-Gerüchte. Zuerst war es nur ein Tröpfeln, aber bald sprachen alle davon. Ein Junge sagte, sie hätte ihm vor einer der goldenen Schallplatten ihres Vaters einen geblasen, ein anderer erzählte von einer heißen Nacht auf dem Vulkan des Minigolfparcours, die Art Details, die dem Gerücht Glaubwürdigkeit verliehen. Einmal, als ich gerade im Flur war, kam ein Zwölftklässler vorbei und sagte zu ihr: »Hey, Nicky, hungrig? Wie oft musst du lecken, um in die Mitte dieses Lutschers zu kommen?«, und griff sich zwischen die Beine. Sie zog sich immer mehr zurück, deshalb sah ich sie nicht oft, und als wir keine Partner in Bio mehr waren, sah ich sie überhaupt nicht mehr. Ich hörte, dass sie und David sich trennten, aber ich kannte keine Einzelheiten.
    Das letzte Mal, das wir miteinander gesprochen haben, war im frühen Dezember. Es war ein warmes Wochenende, und so ging ich mit Annie in den Park, und Nicky war mit den Zwillingen da. Ich ging seit etwa einem Monat mit David und dachte, dass es vielleicht merkwürdig wäre, aber auf mein nervöses Winken kam sie herüber und sagte: »Ich hab gehört, du und David.«
    »Ja.«
    Sie warf mir einen seltsamen Blick zu. »Genieß es.«
    »Hm, danke?« Sie wandte sich zum Gehen und ich hielt sie zurück. »Willst du später einen Kaffee oder so?«
    »Warum? Damit du und deine Freundinnen meinen Ruf noch mehr zerstören können? Es gibt einfachere Methoden, um jemandem den Freund auszuspannen.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Ich weiß, woher die Licky-Nicky-Gerüchte herkamen. Ich wollte es erst nicht glauben, aber wie sollte ich anders? Als die ›Details‹ herauskamen. Mein Dad hat gerade seinen Minigolfparcours fertig, und du bist eine der wenigen, die da unten waren.«
    »Du denkst, ich hätte die Gerüchte aufgebracht?«
    Sie sagte nichts. Starrte mich nur regungslos an.
    »Warum hätte ich das tun sollen?«
    Sie warf mir einen bösen Blick zu. »Tu nicht so naiv. ›Er scheint der perfekte Freund zu sein‹«, äffte sie mich nach. »Und jetzt hast du ihn. Obwohl ich dir dankbar sein müsste. Ich hatte überlegt, wie ich mit ihm Schluss machen könnte, aber du hast es mir leichtgemacht.«
    »Nicky, du musst mir glauben. Ich habe keine Gerüchte in de Welt gesetzt.«
    »Ich muss gar nichts. Und vor allem muss ich nicht hier herumstehen und mich mit dir unterhalten.«
    Sie ging weg, drehte sich dann noch einmal um und blickte zu mir zurück. »Das Traurige ist, dass ich dich wirklich mochte. Ich dachte, du wärst cool. Jetzt tust du mir einfach nur leid. Bist du es nicht manchmal leid, die Schachfigur zwischen den beiden zu sein? Ihre kleine Puppe, die alles tut, was sie sagen?«
    »So bin ich nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Stimmt. Eines Tages wirst du aufwachen und merken, wie teuer du dafür bezahlst.«
    »Was meinst du?«
    »Du wirst den wahren Preis erkennen, den du für deinen Freund und deine Beliebtheit bezahlt hast.«
    Jemand anderes hatte einmal etwas Ähnliches zu mir gesagt. Aber sie hatten beide unrecht.
    »Wohl eifersüchtig?«, rief ich ihr hinterher, aber nicht nur ihr, sondern auch einer Erinnerung, jemandem, der mich nicht hören konnte. Sie war es. Sie war eifersüchtig wegen David und auf meine Beliebtheit.
    Sie lachte, zeigte mir über die Schulter den Mittelfinger und ging weiter.
    Das war das letzte Mal, dass Nicky und ich miteinander gesprochen hatten.
    Und dann hatte sie mich auf der Party umarmt und gesagt, sie wollte meine Freundin sein. Und sie gab mir einen Drink.
    Das alles war seltsam. Aber aus irgendeinem Grund konnte ich nicht glauben, dass Nicky mir Drogen untermischte.
    Es sei denn, sie und David …
    Nein.
    Aber David war nicht auf der DVD gewesen, rief ich mir ins Gedächtnis. Und Nicky auch nicht.
    Es ergab keinen Sinn. Obwohl, nachdem ich mir eingebildet hatte, dass etwas auf den Spiegel geschrieben war, und nach meiner seltsamen Reaktion auf Kate und Langley, hatte ich das Gefühl, dass es mit meinem Urteilsvermögen, was Sinn machte und was nicht, nicht zum Besten stand.
    Die Blumen, die Sträuße und Karten waren doch real, oder etwa nicht?
    Ich hätte am liebsten laut geschrien vor Enttäuschung. Umso mehr als das Telefon klingelte.
    Ich wollte den Arm heben, aber es ging nicht. »Hilfe!«, brüllte ich. »Jemand …«
    Loretta kam mit gespitzten Lippen und kopfschüttelnd herein. »Niemand sollte Anrufe zu dir durchstellen.« Sie nahm

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