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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Loretta hereinkam und den Fernseher ausstellte, war für etwas, das sich
Narbenfrei
nannte. »Werden Sie in nur zehn Tagen mit unserer Wunderkur hässliche Narben los, oder Sie bekommen Ihr Geld zurück«, und meine Stimmung stieg. David liebte mich. Meine Narben würden unsichtbar werden. Alles würde wieder so werden, wie es war.
    Ich musste nur noch lernen, dass es Narben gab, die keine Wunderkur heilen konnte. Narben, die so tief verborgen waren, dass du sie nicht sehen oder erreichen oder verhindern kannst, dass sie wehtun. Narben, die dich töten können.

Samstag
    Zwölftes Kapitel
    D ie Bretter des Stegs unter meinen Füßen waren warm. Es war heiß, und ich hörte die Bienen in den blühenden Sträuchern hinter mir summen. Das braune Wasser des Sees erschien mir weich und einladend.
    »Trau dich, Jane«, sagte die hübsche Betreuerin. Ihr Kopf tauchte neben dem Steg auf, Wassertropfen schimmerten auf ihren Wimpern. Ihr langes blondes Haar glitt sanft über die Wasseroberfläche. Ihre Augenbrauen mussten gezupft werden.
    Dann legte sie den Kopf zurück, ihr Körper kam nach oben, sie streckte die Arme aus. Ihre Haare umrahmten ihren Kopf und ein ruhiges Lächeln lag auf ihren Lippen. Ihre Augen waren offen, die Pupillen geweitet. Ein Tropfen Blut kam aus ihrem Mund.
    Ich muss sie retten, dachte ich.
    Ich tauchte ins braune Wasser. Die Pflanzen zerrten an mir, zogen mich herunter. Entspann dich, sagten sie. Lass los. Kämpf nicht dagegen an.
    Ich kämpfte, bis ich nicht mehr konnte, und gab dann auf. Die Pflanzen gaben mich frei, und ich schwamm mit aller Kraft auf die Wasseroberfläche zu. Ich war fast oben, aber nur fast; ich würde es nicht schaffen, meine Lungen brannten ohne Luft. Ich würde sterben, ertrinken.
    Eine Hand stieß von oben ins Wasser. Es war eine Hand mit einem Ring, und ich erkannte ihn. Ich ergriff die Hand, und sie zog mich heraus, zog mich an die Oberfläche. Ich kam platschend an die Luft wie ein fliegender Fisch, schnappte nach Luft.
    Ich öffnete den Mund, um meinem Retter zu danken und sah sie. Die Augen. Gemeine, hasserfüllte Augen. Die mich verspotteten. Über mich lachten, mich verhöhnten. Augen, die mich tot sehen wollten, die mich beneideten, direkt über mir. Ich öffnete den Mund um zu schreien, und eine Stimme sagte …

    »Hey, Süße.«
    Ich kam zu mir und starrte hoch zu David.
    Wie immer trug er eine Sonnenbrille, und ihre Gläser zeigten zwei verzerrte Spiegelbilder von mir. Er beugte sich vor, um mich auf die Stirn zu küssen. Dabei streifte das Plektron, das er immer an einer Kette um den Hals trug, meine Haut und ich roch sein Parfüm – das teure, das er nur zu besonderen Gelegenheiten benutzte.
    Mein Herz machte einen Sprung.
    Er trug eines seiner Lieblings-Shirts, Jeans, einen Dreitagebart und sah einfach umwerfend aus. Ich war plötzlich aufgeregt. Wie sah ich aus? Er sah so gut aus, und ich war so …
    »Wie geht’s meinem tapferen Mädchen?«, fragte er und nahm meine Hand. Die Art, wie er mich tapfer nannte und wie er mich anlächelte, bewirkte, dass ich am liebsten geweint hätte. »Du siehst aus wie eine Prinzessin, die einiges mitgemacht hat.«
    »So fühl ich mich auch.«
    »Ich bin so stolz auf dich, Babe«, sagte er, und obwohl ich nicht wusste, warum – was hatte ich getan? –, machte es mich glücklich.
    »Danke.«
    »Ich arbeite an einem Song über dich«, erzählte er. »Ich hab den Refrain schon fast fertig.«
    Er schrieb ein Lied für mich. Das war … ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.
    »Hey … Süße, nicht weinen. Du weißt doch, dass ich dich liebe.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Er sah mich über den Rand seiner Brille an und zwinkerte. Dann richtete er sich auf und wies mit dem Daumen hinter sich. »Sieh mal, wer noch vorbeigekommen ist, um dir ›Hallo‹ zu sagen.«
    Ich weiß nicht warum, aber irgendwie war es ein Schock, Ollie da zu sehen. Die Sache mit den Blumen war schon komisch gewesen, aber jetzt fühlte es sich so an, als wäre ein Teil von mir angespannt. Die Atmosphäre im Zimmer schien sich zu verändern, als er näher an mein Bett trat.
    »Danke für die Blumen«, brachte ich hervor, »sie sind wunderschön.«
    »Oh, ja klar. Schicke Frauen immer Blumen, wenn es ihnen schlechtgeht.« Sein Tonfall war beiläufig, normal, aber er schlug nervös mit den Autoschlüsseln gegen sein rechtes Bein. »Wie geht’s dir? Ich meine, bist du gut drauf?«
    Es war eine merkwürdige Frage, aber die Antwort war leicht.

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