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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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»Jetzt großartig«, sagte ich und lächelte David an.
    Ollie nickte. »Ja, du siehst okay aus. Wie geht’s dem Kopf?«
    »Noch ein bisschen langsam. An vieles erinnere ich mich nicht.«
    »Kann ich mir denken.« Er sah mich einen Moment an, mit einem seiner entnervenden, eindringlichen Blicke, und wiederholte: »Kann ich mir denken. Ist wahrscheinlich besser. Kein Grund, eine Menge nutzloser Fragen zu stellen.« Dann wandte er sich an David. »Ich warte draußen auf dich, Mann. Mach nicht so lange, es ist jetzt zehn vor elf, und ich will ins Shopping-Center, bevor da so viel los ist.«
    »Bin in ein paar Minuten bei dir, Kumpel.«
    Gott, er war so sonderbar. Sobald er ging, verschwand die seltsame Stimmung.
    David setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett. Er strich mir die Haare aus dem Gesicht. »Wie kommt es, dass du sogar toll aussiehst, wenn du völlig kaputt bist, Süße?«
    Ich musste so lachen, dass mein Gesicht und auch mein Oberkörper wehtaten, aber es war trotzdem das wunderbarste Gefühl. Es kam mir vor, als hätte ich seit Ewigkeiten nicht richtig gelacht. »Sei nicht albern.«
    Er schob seine Brille von der Nase, und ich sah, dass seine Augen ein bisschen glasig waren, aber er war nur ein bisschen bekifft. »Würde ich dich anlügen?« Er schenkte mir das schiefe Grinsen, in das ich mich gleich am ersten Tag verliebt hatte, an dem wir zusammen abgehangen hatten. Als ich nicht einmal auf den Gedanken kam, dass er an mir interessiert sein könnte.

    Es war ein Samstag im Oktober letzten Jahres gewesen. Langley, Kate und ich betreuten einen Stand auf dem Stadtfest während der Livingston-Tage. Wir wollten Geld für das Tierheim der Stadt sammeln, in dem Langley ehrenamtlich arbeitete, und verkauften Cookies. Um möglichst viel einzunehmen, hatte Langley beschlossen, dass wir uns als sexy Pfadfinderinnen verkleiden sollten. Und da die Sache zwischen ihr und Alex zu der Zeit auf Eis lag, hatten Kate und ich eingewilligt, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
    Wir hatten gerade unseren Stand aufgebaut, als David und Ollie vorbeikamen. Kate winkte sie herüber und stellte sie als Lockvögel für uns auf dem Stadtfest an. »Ihr müsst nur herumgehen und laut sagen, wie toll unsere Cookies sind«, erklärte sie. »Wir machen dann den Rest.«
    Kate und David waren unmittelbare Nachbarn, seit sie klein waren, deshalb kannte sie ihn ziemlich gut. Ich hatte weder mit ihm noch mit Ollie je zuvor gesprochen. Sie waren extrem beliebte Zwölftklässler, und ich war immer ein bisschen von ihnen eingeschüchtert. Sie blieben den ganzen Nachmittag da und spielten unsere Türsteher und schleusten Leute zum Stand. »Treten Sie näher und kaufen Sie eine Ladung von diesen ungemein guten Happen«, sagte Ollie, und David warf dann ein: »Und die Cookies sind auch der Wahnsinn!«
    Sie waren lustig und witzig, und wir hatten eine coole Zeit zusammen. David unterhielt sich fast den ganzen Nachmittag mit Kate und Langley, während Ollie mit mir sprach. Selbst da hatte er eine Art, mich anzusehen, als würde er durch mich hindurchsehen. Aber da war es noch nicht so, dass er mich nicht mochte. Das kam später.
    An dem Tag auf dem Stadtfest war er nett und überraschte mich damit, dass er viel über Fotografie, Kunst und Galerien in New York wusste. Und nachdem wir alle Cookies verkauft hatten, lud er uns zu sich zum Barbecue ein. Die Vorstellung war aufregend – ein Barbecue mit zwei beliebten Zwölftklässlern –, aber samstagabends aß meine Familie immer zusammen bei uns zu Hause, und ich wusste, meine Mutter würde mich auf keinen Fall davon befreien.
    Es war peinlich, Ollie und David zu sagen, dass ich Samstagabend mit meiner Mutter, Schwester und Joe vor dem Fernseher verbringen und ›Muppets Take Manhattan‹ anschauen musste. Aber statt sich über mich lustig zu machen, bot David mir an, mich nach Hause zu fahren. Er und ich hatten den Tag über kaum miteinander gesprochen, und so war es anfangs ein bisschen merkwürdig –
    Ich: Das ist ein schönes Auto.
    Er: Es ist neu.
    Ich: Welche Marke ist es?
    Er: Audi.
    Ich: Hast du die Farbe Grün ausgesucht?
    Er: Nee, meine Mom.
    – dann sah er mich aus dem Augenwinkel an und fragte, ob ich tatsächlich schon mal Pfadfinderin gewesen sei.
    »War ich, in Illinois, bevor wir hierher gezogen sind«, gab ich zu.
    Das war das erste Mal, dass ich das schiefe Grinsen sah. »Dachte ich mir. Du hast so was Unschuldiges an dir, das ist gleichzeitig süß und sexy. Ich musste dich

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