Wer schön sein will, muss sterben
italienischer Herkunft und sie somalischer und amerikanischer – oder weil ihr Vater Tattoos auf jedem sichtbaren Zentimeter Haut hatte.
Ich starrte sie an, weil sie barfuß waren und sich an den Händen hielten.
Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich meine Mutter das letzte Mal barfuß gesehen hatte, außer wenn sie aus der Dusche kam, und selbst dann stieg sie normalerweise direkt in Pantoffeln. Und Eltern die Händchen hielten? Niemals.
Sie gerieten mit den Zwillingen in eine heftige Diskussion darüber, was an dem Abend zum Essen gekocht werden sollte, während Nicky und ich nach oben in ihr Zimmer gingen.
Das war auch eine Überraschung, denn es war nicht voller Musikposter, wie ich erwartet hatte, sondern voller American-Girl-Puppen. »Ich kann nichts dafür, aber ich liebe sie«, gab sie zu.
Ich berührte eine und sah, dass sie ein bisschen zusammenzuckte.
»Sorry. Es ist nur so, dass ich sie normalerweise nicht ohne Handschuhe anfasse.« Sie sah verlegen aus. »O mein Gott, ich benehme mich wie irgend so ein Sonderling. Ich schäme mich.«
»Überhaupt nicht«, sagte ich. »Meine Mutter bewahrt die Kleidung ihrer Puppen immer noch in besonderen Kleidersäcken auf, die sie für sie gemacht hat.«
»Wow. Das werde ich mir merken für das nächste Mal, wenn David sich darüber lustig macht. Er will immer, dass ich die Augen der Puppen schließe, wenn wir hier oben herumknutschen.«
David war damals ihr Freund, und sie waren das coolste Paar der Livingston High. Die Vorstellung, dass sie hier herumknutschten, umgeben von Puppen – selbst von Puppen mit geschlossenen Augen –, war wirklich lustig. »Wie lange seid ihr schon zusammen?«
»David und ich? Sieben Monate, fünf Tage und« – sie blickte auf ihre Uhr – »sechzehn Stunden. Wir haben uns in der Schlange für die Mitternachtsvorstellung von Casablanca getroffen.«
»Das ist so süß«, sagte ich. »Er scheint der perfekte Freund zu sein.«
Sie rieb sich das Handgelenk. »Das ist er. Klar.«
Ich aß mit der Familie di Savoia zu Abend und anschließend spielten wir eine Partie Minigolf auf dem Haus-Parcours, den sie gerade im Keller angelegt hatten, komplett mit einem Dampf speienden Vulkan. »Ich hab’s lieber, wenn meine Jungs sich hier gegenseitig mit Stöcken schlagen, als die Kinder anderer Leute irgendwo in der Öffentlichkeit«, erklärte Mr di Savoia. Die Art, wie Mrs di Savoia bei seinen Worten kicherte, machte klar, dass das genauso für ihn wie für sie galt. Bei jedem Loch musste man einen Tanz tanzen, bevor man schlagen durfte, und sie hatten einige geheime Handschläge. Ich konnte mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Spaß gehabt hatte. Als ich ging, nahm Mrs di Savoia meine Hand und küsste mich auf jede Wange und sagte mit ihrem leichten Akzent: »Ich hoffe, sie kommen wieder zu Besuch. Nicola bringt so selten eine Freundin mit. Komm bald wieder.«
Nicola wurde rot. »Mom.«
»Gern«, sagte ich und meinte es.
Am nächsten Morgen in der Schule trafen Kate und Langley mich bei meinem Schrank.
»Wo warst du gestern, Jelly Bean?«, fragte Langley, während sie die Silberfolie von einem Sandwich-Eis zog. Eine von Langleys vielen beneidenswerten Eigenschaften war, dass sie nicht zunahm, egal, was sie aß. »Wir haben dich die ganze Zeit angerufen.«
»Ich war bei Nicky, um was für Bio vorzubereiten. Wusstet ihr, dass sie einen Minigolfparcours im Keller haben? Mit einem Vulkan?«
»Echt?«, fragte Kate und schlürfte ihren Latte. »Lass das nicht meinen Vater hören, er legt sonst auch einen drinnen an, nur statt mit einem Vulkan mit einer Statue von sich.« Für einen Moment wurde sie nachdenklich. »Natürlich wäre es ein Spaß, Bälle dagegen zu schießen.«
»Und du könntest der Figur was anziehen.« Ich schulterte meine Tasche, und wir drei gingen zum Leistungskurs Europäische Geschichte.
Langley knabberte am Rand ihres Sandwich-Eises. Sie aß es immer auf dieselbe Weise, knabbern, lecken, knabbern, lecken, von außen nach innen. »Klingt, als hättest du Spaß gehabt.«
»Hatte ich.«
»Ich würde aber nicht zu viel mit ihr herumhängen.«
Ich blieb stehen. »Warum nicht?«
Langley blieb stehen. »Hast du nicht die Gerüchte gehört? Licky-Nicky? Lutscht gerne Dickie?«
»Ich habe nie so etwas gehört«, sagte Kate.
»Ich auch nicht«, stimmte ich zu. »Wovon sprichst du? Sie geht mit David Tisch.«
Langley zuckte mit den Schultern und ging weiter. »Ich vermute, er hat auch noch nichts
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