Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
Vom Netzwerk:
meistens beim dritten Glas Chablis auf den Spruch – sie spricht es übrigens ›Chabliss‹ aus«, erklärte Elsa und nahm einen Schluck von ihrem Energydrink. »Aber in Wirklichkeit wollte sie mich benutzen, um Türen zu öffnen, die ihr sonst verschlossen und dreifach verriegelt wären. Sie hat nicht ganz verstanden, wieso es nicht reicht, eine Schönheitskönigin in Idaho gewesen zu sein, um in Livingston nach ganz oben zu kommen. Weil sie eigentlich ganz süß ist, hab ich es für sie versucht, aber ich hab’s nicht geschafft. Du glaubst gar nicht, wie froh ich war, als du aufgetaucht bist und ich einen eleganten Abgang machen konnte.«
    Ich war schockiert, bemühte mich aber, gleichgültig zu klingen. »Was meinst du?«
    »Man muss ein Neurotiker sein, um einen Neurotiker zu erkennen. Wie Langley. Die bedauernswerte Waise. Sie braucht Gefolgsleute, Menschen, die sie wichtig nehmen.«
    »Was ist falsch daran, dass man für andere wichtig sein will?«, fragte ich ein bisschen scharf.
    »Es ist nichts falsch daran, dass man wichtig sein will. Falsch ist, andere zu benutzen, um sich selbst wichtig vorzukommen.«
    »Das tut Langley nicht.« Die Unterhaltung löste in mir ein tiefes Unbehagen aus, das nicht nur daher rührte, dass ich meine Freundin verteidigen musste.
    Elsa dachte darüber nach. »Vielleicht ist es für dich nicht so. Aber mir kam es so vor. Und dann noch Kate. Immer glücklich, so sollen alle sie sehen, aber in Wirklichkeit ist sie zutiefst unglücklich. Sie schauspielert die ganze Zeit, spielt allen die ganze Zeit etwas vor. Das ist ein Machtrausch. Wie sie zum Beispiel immer will, dass alle denken, sie hätte keine Sorgen. In Wirklichkeit ist sie sehr besorgt – sie sorgt sich nämlich ständig um sich selbst.«
    »Das stimmt nicht«, platzte ich los. »Kate ist absolut nicht egozentrisch. Und sie ist einer der großzügigsten Menschen, die ich kenne.«
    Im flackernden Schein des Feuers sah ich, wie Elsa reuevoll grinste. »Das stimmt wahrscheinlich, wenn man berücksichtigt, mit wem du herumhängst.«
    »Autsch«, sagte Scott.
    Elsa hob die Hände in gespielter Kapitulation. »Ich mache nur Spaß? Egal, als du kamst, warst du für sie eher ein neues Opfer als ein Ersatz für mich.«
    »Niemand könnte dich ersetzen«, sagte ich und versuchte so, das Thema zu wechseln.
    »Hört, hört«, stimmte Scott zu, sein Gesicht zeichnete sich im Feuerschein scharf und glühend gegen das Dunkeln ab.
    Elsa tat so, als würde sie an einen Hut tippen. »Es freut mich, dass du glücklich bist. Mir persönlich machen die beiden Angst. Einmal habe ich in Langleys Augen geblickt, und ich schwöre, es war kein Gefühl da. Nichts. Dann blickst du in Kates Augen, und es ist fast noch unheimlicher, denn es ist, als würde man in ein wirbelndes dunkles Loch blicken. Sie sind beide schwer gestört. Ich dachte, du müsstest hohl sein, wenn du Zeit mit ihnen verbringst.« Sie lächelte mich an. »Aber es hat sich herausgestellt, dass ich unrecht hatte. Obwohl mir dein Geschmack, was Freunde angeht, immer noch ein bisschen verdächtig ist.«
    »Sie hat uns ausgesucht«, sagte Scott von seinem Platz auf der anderen Seite des Lagerfeuers. Er rauchte eine selbst gedrehte Zigarette. »Wir sorgen für ›Noise and Funk‹.«
    Elsa schüttelte den Kopf, als er ihr die Zigarette anbot. »Klar. Aber wir werden sehen, was passiert, wenn wir wieder in der Schule sind.«
    Ich verteidigte Kate und Langley nicht länger, denn ich verstand nicht, was sie meinte. Sie hatte unrecht. Sie konnte nicht recht haben. Kate und Langley wären nicht so beliebt, wenn es wahr wäre, was sie gesagt hatte. Wenn Elsa es sich einredete, um besser damit zurechtzukommen, dass sie nicht mehr mit ihnen befreundet war, war das ihre Sache.
    Außerdem verbrachte ich gerne die Zeit mit ihr und wollte keinen Streit vom Zaun brechen. Sie, Scott und ich verbrachten viele Abende zusammen und sprachen darüber, wie jeder von uns fotografierte und wer unsere Lieblingsfotografen waren. Wir hatten zwar nichts gemeinsam unternommen, seitdem die Schule wieder angefangen hatte, aber ich wäre nicht auf den Gedanken gekommen, dass wir Feinde waren. Nicht einmal an dem Tag, als Mr Jergens uns beide in den Kunstraum rief, um uns von dem Praktikum zu erzählen.
    Er strahlte. »Die gute Neuigkeit ist, dass ich gerade einen Anruf von den Leuten von Getty Images wegen des Praktikums bekommen habe. Sie finden die Arbeiten von euch beiden sehr gut.«
    Ich war sprachlos. Die

Weitere Kostenlose Bücher