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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Agentur Getty Images war dafür bekannt, dass sie die besten Fotografen und die meisten Pulitzer-Preis-Gewinner hatte. Getty-Fotografen nahmen die Titelseiten der bedeutendsten Zeitschriften auf der Welt in Beschlag, zierten die Titelseiten von Time und Newsweek. Sie waren die Besten.
    »Was ist die schlechte Neuigkeit?«, fragte Elsa.
    »Die schlechte Nachricht ist, dass es nur einen freien Platz gibt. Ich habe versucht, sie zu überreden, und sie haben sogar versucht, intern darauf Einfluss zu nehmen, aber es kann nur eine von euch kommen. Jede von euch muss für die letzte Entscheidung einen Essay über ihr Verständnis von Fotografie schreiben, um zu gewinnen. Und ihr habt nur eine Woche.«
    Der Essay über Fotografie und soziale Gerechtigkeit, an dem ich an dem Abend gearbeitet hatte, als David vorbeikam, brachte eine Entscheidung zu meinen Gunsten. Ich bekam den Praktikumsplatz.
    Als Mr Jergens uns die Neuigkeit mitteilte, lächelte Elsa und sagte: »Glückwunsch. Ich kaufe dir einen Energydrink zum Feiern.«
    »Irre.«
    »Denk daran, Elsa«, erinnerte Mr Jergens, »du bist immer noch ihre zweite Wahl. Wenn Jane den Platz aus irgendeinem Grund nicht annehmen kann, ist es deiner.«
    »Ich vergifte den Energydrink«, scherzte sie.
    Ich freute mich riesig, aber es erforderte auch enormes Engagement, fast den ganzen Sommer. Es würde bedeuten, mit dem Zug nach New York City zu pendeln, so dass ich weniger Zeit für meine Freundinnen und David hätte. Insbesondere würde es bedeuten, dass die zehntägige Campingtour ausfiel, die er und ich unternehmen wollten.
    Ich hätte es ihm gleich sagen müssen, als ich erfuhr, dass ich in der Endausscheidung war. Aber es war der Tag, an dem wir den Streit hatten, und außerdem wusste ich nicht, ob ich den Platz bekommen würde. Ich wollte es ihm an dem Tag sagen, an dem ich erfuhr, dass ich gewonnen hatte – ich sagte sogar Langley in letzter Minute ab –, aber seine Band hatte einen Auftritt, und wir hatten keine Gelegenheit zu reden. Ich schob es nicht auf, ich wartete nur auf eine gute Gelegenheit.
    David hatte es am liebsten, wenn die Dinge so liefen, wie er es geplant hatte. Deshalb wusste ich, dass er sich ärgern würde, wenn die Campingtour ausfallen musste. Aber er liebte mich, deshalb würde er sich auch für mich freuen. Es war eine Wahnsinns-Chance. »Als würde deine Band einen First-Look-Deal mit einer Plattenfirma abschließen«, würde ich zu ihm sagen.
    Das war Teil der Rede, die ich mir für den Abend der Party überlegt hatte. Das Picknick, das ich mit Kates und Langleys Hilfe organisiert hatte, bestand aus Davids Lieblingsessen, mit Törtchen zum Nachtisch. Ich wollte ihn mit Chicken-Wings als ersten Gang milde stimmen und dann zu Mini-Burgern übergehen. Während er die verdaute, würde ich ihm von dem Praktikum erzählen. Wir würden mit Schokoladentörtchen und Champagner feiern, und dann würden wir für ein anderes Dessert unter die sechzehnköpfige Dampfdusche gehen. Das war die perfekte Gelegenheit ihm zu beweisen, dass wir auch Spaß haben konnten, wenn wir nicht campten.
    Die andere, weniger perfekte Art und Weise, wie er es erfahren konnte, war, dass Elsa zu ihm ging und ihm gratulierte, dass ich einen Praktikumsplatz bekommen hatte, der mich fast den ganzen Sommer kosten würde. Das war offenbar geschehen.
    Er sah mich jetzt verletzt und enttäuscht an und sagte: »Ich wollte nicht schon wieder zum Deppen gemacht werden, okay? Dass jeder außer mir über meine Angelegenheiten Bescheid weiß.«
    »Es tut mir so leid. Ich dachte nicht, dass es so eine große Sache ist …«
    »Keine große Sache? Dass du irgendwelche Pläne hinter meinem Rücken machst?«
    Er war so stur, hatte solche Angst, verletzt zu werden. Ich wollte unbedingt zu ihm durchdringen. »Komm schon, mein Süßer, es tut mir leid. Es war nicht meine Idee. Ich weiß, ich hätte dir davon erzählen sollen, sobald ich wusste …«
    »Ja.«
    »Aber ich wollte es dir auf jeden Fall auf die richtige Weise erzählen. Damit du nicht ausflippst.«
    »Auftrag nicht erfüllt«, sagte er.
    Tränen brannten in meinen Augen. Ich brauchte ihn, brauchte seine Liebe gerade jetzt mehr als je zuvor. Jetzt, da ich hässlich war und am Boden lag. Ich könnte es nicht ertragen, alleine zu sein. »Ich habe einen Fehler gemacht. Ich gebe es zu. Nichts ist passiert, ich habe mich zu nichts verpflichtet. Alles kann wieder so sein, wie es war, alle unsere Pläne, alles. Du hast mir schon mal eine Chance

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