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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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grüner Audi stand in der Einfahrt, und als ich zurücktrat, sah ich, dass sich der Vorhang an seinem Fenster bewegte. Deshalb wusste ich, dass er zu Hause war. Ich klingelte noch einmal. Nach einer Minute ging die Sprechanlage an.
    »Was?«, fragte er barsch. Nicht gerade freundlich. Gut, dass ich mich in Unkosten gestürzt und die Packung mit den sechs Törtchen genommen hatte.
    »Hm, ich bin’s, Babe. Ich wollte dir sagen, dass es mir wegen heute leid tut. Und ich hab dir was mitgebracht.«
    »Ich übe gerade«, sagte er, obwohl es mir vorkam, als hätte ich Musik im Hintergrund gehört.
    Mein Herz pochte wild. Ich hasste seine Launen, seine Unsicherheiten. Ich wollte, dass er begriff, wie sehr ich ihn liebte. Warum war es manchmal so schwer? »Es sind Törtchen.« Ich klang schüchtern.
    »Es … wird nicht funktionieren, Jane. Es ist nicht so einfach.« Ja, ganz sicher Musik im Hintergrund. Tatsächlich hörte er The Doors, ›Light My Fire‹, das Lied, bei dem wir immer herumknutschten.
    »Wovon sprichst du?«
    »Von dir und mir. Es geht so nicht.«
    Machte er etwa über die Sprechanlage mit mir Schluss? Ich begann zu zittern. »Können wir wenigstens reden? Also direkt?«
    »Ich weiß nicht.« Pause. »Gut, warte.«
    Ein paar Minuten später kam er runter. Er trug nur Jeans, und die Boxershorts mit den Blitzen guckten oben heraus. Sie gefielen mir am besten, weil er so irrsinnig gut darin aussah.
    Er kreuzte die Arme über seiner Brust, wobei er die Sommersprossen direkt oberhalb der gut trainierten Bauchmuskeln genau einrahmte. »Also rede.«
    Ich riss meinen Blick von seinem Körper los. »Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es so eine große Sache ist.«
    »Keine große Sache? Wir hatten was vor, Babe, und du hast es in letzter Minute gecancelt.«
    »Aber wir wollten doch nur bei dir abhängen.«
    »Nur? Weil es dir nicht reicht, mit mir herumzuhängen? Das war mal anders. Also, wenn dir diese Beziehung nichts bedeutet, wenn deine Freundinnen so viel wichtiger sind …«
    »So ist es nicht. Langley brauchte mich.«
    »Du benutzt Langley verdammt oft auf diese Art. Deshalb denke ich, dass du an dem hier vielleicht nicht mehr interessiert bist.«
    »Dem hier?«
    Er verlagerte sein Gewicht und zuckte mit seinen mit Sommersprossen übersäten Schultern. »Uns.« Sein Gesicht war leer, eine Maske. Ein Fremder.
    Ich war verzweifelt und stieß mit hoher und gepresster Stimme hervor: »Nein, David, das ist es nicht. Ich, ich versuche nur eine gute Freundin zu sein. Außerdem, wie oft hast du abgesagt, weil du mit der Band geübt hast?«
    Er trat zurück und hob die Hände, als hätte ich ihn geschlagen. »Wow. Hab ich eben richtig gehört? Vergleichst du
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etwa mit meiner
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    Das Herz sackte mir in die Hose. Was redete ich? »Nein, natürlich nicht. Ich … es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich dachte nicht, dass es dir so wichtig war, es tut mir wirklich leid.«
    Sein Blick war auf etwas über meinem Kopf gerichtet, als könnte er es nicht einmal ertragen, mich anzusehen.
    Ich weinte, und als ich mir die Tränen aus den Augen reiben wollte, merkte ich, dass ich immer noch die Törtchen in den Händen hielt. »Hier. Die hab ich dir mitgebracht.«
    Er bewegte sich nicht.
    »Es tut mir leid«, sagte ich, es war kaum ein Flüstern. »Bitte, verlass mich nicht.«
    »Dich verlassen?« Er runzelte die Stirn.
    Ich war so bestürzt, dass ich kaum wusste, wovon ich sprach. »Ich meine, verzeih mir. Bitte verzeih mir.«
    Ohne mich anzusehen, sagte er: »Ich brauche Zeit«, nahm die Törtchen und schloss die Tür.
    Ich war mitten auf der Straße nach Hause gegangen, mir war völlig egal, was mit mir geschah. Ich war wie betäubt, mir war innerlich eiskalt. Als ich nach Hause kam, war Annie gerade mit etwas Seltsamem im Bad beschäftigt. Sie sah mich, kam herausgelaufen, blieb vor mir stehen und machte große Augen. »Du siehst traurig aus«, sagte sie.
    »Mir geht’s gut«, murmelte ich.
    Sie sah mich durch ihre dicken Brillengläser prüfend an. »Ich spiele gerade ›Bride of Slime‹. Willst du mitspielen? Du kannst auch die Braut sein.«
    Das war eine Ehre, aber in dem Moment konnte ich sie nicht annehmen. »Nein, danke. Ich muss Hausaufgaben machen.«
    Sie umarmte mich. »Ich bin in meinem Büro« – sie deutete zum Bad –, »falls du es dir noch anders überlegst.«
    Ich sah, wie sie wieder zum Spielen ging, und fragte mich einen Moment, wie sie so selbstvergessen sein konnte. Sie

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