Wer schön sein will, muss sterben
erwähnt?«
»Ich hab mich erst gestern Abend daran erinnert – wie sie mir diesen roten Plastikbecher gegeben und mich aufgefordert hat zu trinken, kurz nachdem wir auf der Party angekommen waren.«
»Sie hat es Ihnen gegeben? Sind Sie sicher?«
Ich nickte. Sie machte sich eine Notiz auf ihrem Block. »Hat noch jemand anders den Becher angefasst?«
Ich hasste es, wie sie mich ansah. Als wäre ich eine Kriminelle. Wie sie über meine Freunde sprach. »Nein.« Ich machte eine Pause. »Ich habe nichts Falsches gemacht.«
Sie sah von ihrem Block auf, um den Blick auf mich zu richten. Ihre Augen waren kühl, verrieten kein Gefühl. »Niemand sagt das.« Sie kehrten zum Notizblock zurück. »Haben Sie sich sonst noch etwas geteilt?«
Ich ging meine Erinnerungen durch. Wie Nicky gleich auf mich zu kam, als wir ankamen und Frieden schließen wollte. Mich küsste und mir den Becher gab und mich aufforderte zu trinken. Sich weigerte, den Becher zurückzunehmen, als ich versuchte, ihn ihr zu geben. »Ich kann mich nicht erinnern, dass wir irgendetwas anderes geteilt hätten.«
»Außer den Freund natürlich.«
Das traf mich unvorbereitet. Ich war durcheinander, fühlte mich festgenagelt und spürte, die Röte in meinen Wangen aufsteigen. »Wahrscheinlich. Ich meine, klar. Aber Nicky und David hatten sich, bereits einige Wochen bevor wir zusammenkamen, getrennt. Ich hab ihn ihr nicht weggenommen.« Mir war bewusst, dass ich zu viel redete, dass es klang, als würde ich mich verteidigen. Ich holte Luft. »Was ich meine ist: Wir haben ihn uns nicht geteilt. Und sie hat mit ihm Schluss gemacht. Also wollte sie ihn nicht mehr.«
»Sie würden staunen, welche starken Gefühle wiedererwachen, wenn Sie Ihren Ex mit einer anderen Frau sehen«, sagte Officer Rowley und rückte den Block gerade, der auf ihrem Knie lag. Für einen Moment schien sie menschlich, fast verletzlich. Dann wanderten ihre Augen vom Notizblock zurück zu mir und sie war wieder vollkommen geschäftsmäßig. »Haben Sie sie während der Party noch einmal gesehen?«
»Ich glaube nicht.«
Aber als ich das sagte, hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Etwas regte sich in meinem Unterbewusstsein und sagte mir, dass das keinen Sinn ergab. »Warten Sie. Da es keinen Grund dafür gibt, dass Nicky sich selbst betäubt, muss jemand anderes uns beiden, Nicky und mir, das Medikament gegeben haben, richtig?«
»Das ist die eine Möglichkeit.«
»Welches ist die andere?«
»Ihre Mutter bekommt Paratol verschrieben.«
Ich wusste nicht, dass meine Mutter Probleme mit dem Schlafen hatte. All die Abende, an denen ich zu spät nach Hause gekommen war und sie noch wach war, aber kein Wort darüber verloren hatte, hatte ich angenommen, es wäre ihr egal. Hatte sie etwa unter Medikamenten gestanden? Sie hatte früher nie Probleme mit dem Schlafen gehabt – soweit ich wusste.
»Miss Freeman?« Officer Rowleys Stimme holte mich ins Krankenhauszimmer zurück.
»Tut mir leid, was haben Sie gesagt?« Die Tatsache, dass es vielleicht ebenso vieles gab, das ich von meiner Mutter nicht wusste, wie sie nicht von mir, traf mich.
»Nicky sagt, dass sie bereits aus dem Becher getrunken hatte, bevor sie ihn Ihnen gab, und dass es ihr da noch gutging. Aber als sie daraus trank, nachdem Sie ihn in der Hand hatten, begann sie sich seltsam zu fühlen.«
Ich schob die Gedanken an meine Mutter beiseite. »Moment mal, wollen Sie damit etwa sagen, ich hätte ihr das Medikament gegeben?«
»Wenn, wie Sie sagen, niemand anderes aus dem Becher getrunken hat und wenn Nicky vor Ihnen daraus getrunken hat, ohne irgendwelche Krankheitssymptome zu haben, sieht es danach aus.«
Ich fühlte mich wie auf dem Deck eines Schiffes, das ohne festen Halt von den Wellen hin und her geschleudert wurde. Es war unmöglich zu wissen, wo oben war, was wahr war und was falsch. »Ausgeschlossen. Nicky hat sich geirrt. Sie hat nach mir nicht mehr aus dem Becher getrunken. Sie hat ihn mir gegeben und ist zum Tanzen gegangen.«
»Sie sagt, sie hätte doch. Und da sie mir keine Informationen vorenthalten hat, Miss Freeman, bin ich im Moment geneigt, ihr zu glauben.«
In meinem Unterbewusststein verstärkte sich das Gefühl, dass mir ein Stück Wirklichkeit fehlte. Mir drehte sich der Magen um und mir wurde gleichzeitig heiß und kalt. »Welche Informationen habe ich vorenthalten?«
»Zum Beispiel, dass Sie an dem Abend auf der Party einen Riesenstreit mit Ihren beiden besten Freundinnen
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