Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
Vom Netzwerk:
egal. Willst du es nicht?«
    »Ich glaub schon. Ich weiß nicht.«
    »Warte.« Er holte sein Handy heraus und hielt es mir hin. »Hier ist die Aussteiger-Hotline für dich.«
    »Ich steige nicht aus.« Ich ließ Wasser auf meinen Wurm tropfen, so dass er zu wachsen begann.
    »Du hast Angst. Du hast Angst, es zu versuchen und keinen Erfolg zu haben. Was ist das Schlimmste, das passieren könnte, wenn du es versuchst und es nicht kriegst?«
    »Ich werde gedemütigt.«
    »Von wem?«
    »Ich weiß nicht. Meinen Freunden?«
    »Deine Freunde werden es cool finden, dass du es versucht hast. Oder erzähl’s ihnen nicht.«
    »Klar. Du hast recht.« Ich schob ein Reiskorn mit meinen Stäbchen auf meinem Teller herum.
    Er zeigte mit seinen Stäbchen auf mich. »Du wartest immer auf Anerkennung von anderen. Warum machst du nicht einfach, was du willst?«
    »Nein, das stimmt nicht.« Er hatte jetzt diesen durchdringenden Blick.
    »Weißt du, was deine Bilder von meinen unterscheidet?«
    Ich verdrehte die Augen. »Deine Selbstüberschätzung?«
    »Du benutzt den Autofokus. Du überlässt einen Teil deiner Wahrnehmung jemand anderem.«
    »Aber es geht gut. Und wenn es mir nicht gefällt, ändere ich es.«
    »Immer?« Er trank den Rest seines Tees und schenkte uns neuen ein.
    »Was bedeutet das?«
    »Ich denke nur, wenn man anfängt die Dinge so zu sehen, wie die Kamera es vorschreibt, ist es der durchschnittliche Weg, eben so, wie es die meisten Menschen wollen. Es kann schwierig sein, den eigenen Fokus wiederzufinden, deinen eigenen Blickwinkel.«
    »Wer bist du eigentlich, der Vorsitzende des Fachbereichs ›Erweiterte Metaphern‹? Auf jeden Fall scheinst du ja viel über mich zu wissen.«
    »Ich hab dich beobachtet. Ich achte auf alles, was du machst.« Seine Stimme war weicher geworden, aber sie wurde scherzhaft, als er hinzufügte: »Ich weiß zum Beispiel, dass du sarkastisch wirst, wenn du dich bedrängt fühlst.«
    »Und du wirst nervig, wenn du so aufdringlich bist.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Vielleicht. Aber deshalb magst du mich.«
    In dem Moment war es nicht so. Tatsächlich war ich erleichtert, als mein Handy eine SMS von Kate und Langley meldete.
    Sind in der Stadt einkaufen
lautete sie.
Bei Agent Provocateur dann Intermix. Wo bist Du?
    »Hey.« Ich begann, meine Sachen zusammenzusammeln. »Komm mit, und du lernst Kate und Langley kennen.«
    »Jetzt?« Er sah verwirrt und ein bisschen enttäuscht aus.
    »Ja, sie sind in SoHo. Das ist perfekt. Ich kann es kaum erwarten, dass du sie kennenlernst.«
    »Oh, ich auch nicht. Elsa klang ja ganz begeistert von ihnen. Wie war das noch, die eine hat keine Seele und die andere ein Herz der Finsternis?«
    »Sei still.«
    »Das war’s dann also mit der Wolkentour.«
    »Für heute. Es war toll.«
    Scott und ich bezahlten unsere Nudeln und gingen nach SoHo, unterwegs schossen wir noch ein paar Fotos. Aber es war anders. Ich war damit beschäftigt, an jeder Ecke im Stadtplan nachzusehen, ob wir auch auf dem richtigen Weg waren. Er kam mit mir zu Intermix, um Kate und Langley zu treffen. Es war lustig zu beobachten, wie alle Frauen, die dort einkauften, sich nach ihm umdrehten und ihn anstarrten.
    Nachdem er gegangen war, sagte Kate: »Er ist noch viel schärfer, als du gesagt hast, und er ist so in dich verknallt.«
    »Auf keinen Fall. Wir sind nur Freunde. Und er denkt, ich lebe im Autofokus.«
    »Was immer das bedeutet.«
    »Er hat eine Freundin.«
    »Hast du sie gesehen?«
    »Ich habe Fotos von ihr gesehen.«
    »Ein Foto kann täuschen«, hob Kate hervor.
    »Egal, wir haben recht und du nicht«, sagte Langley. Sie zog eine Augenbraue hoch. »Hast du ihm von deinem Date mit David erzählt?«
    Hatte ich nicht. »Das Thema kam nicht auf.«
    »Na klar«, sagte Kate, »es ist zwar das Einzige, wovon du seit ungefähr einer Woche geredet hast, aber, wenn du meinst …«
    »Na vielleicht haben Scott und ich Wichtigeres zu besprechen.« Es sollte ein Scherz sein, aber es stimmte auch irgendwie. Ich liebte meine Freundinnen, aber ich könnte mir nicht vorstellen, mich mit ihnen über Kunst, Gehorsamkeit oder Verkehrsschilder in Europa zu unterhalten.
    »Da wir gerade von David sprechen«, fiel Langley ein, »was ziehst du an, wenn du dich das nächste Mal mit ihm triffst? Wenn es nur eine Affäre ist, mit der er sich tröstet, zählt jedes Date mit ihm.«
    Ich fand nicht, dass sie recht damit hatten, dass Scott in mich verliebt war, oder dass Scott damit richtig lag, dass ich im

Weitere Kostenlose Bücher