Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
Vom Netzwerk:
Geburtstag geschenkt hatte. Ich hatte meine Nase in der Quaste ihres duftenden Puders vergraben, das sie auf ihrer Kommode aufbewahrte, das Einzige, was sie auflegte, denn mein Vater mochte kein Parfüm. Deshalb bemerkte ich nicht, dass die Kette sich verknotet hatte. Plötzlich hielt sie sie mir hin und sagte: »Jane, kannst du das in Ordnung bringen?«, und ich sah, dass ihre Hand zitterte. Ich blickte auf und sah, dass sie weinte.
    Ich ging zu ihr, kniete mich neben sie, und sie vergrub ihr Gesicht in meinem Haar. Wir verharrten lange so, ich tröstete sie, und das wiederum war für mich tröstlich. Bis zu dem Moment war mir nicht bewusst gewesen, dass es für sie auch schwer war, wenn auch vielleicht auf andere Art, die ich nicht verstehen konnte. Dass er sie auch allein gelassen hatte.
    Als sie sich losmachte, gab ich ihr die Halskette, die jetzt keinen Knoten mehr hatte. Sie lächelte mich an und sagte: »Wir sind ein gutes Team, stimmt’s Liebling? Wir können jede Situation meistern, wenn wir nur zusammenhalten.«
    Ich nickte.
    »Die kommenden Monate werden schwer werden. Ich werde viel arbeiten müssen, damit wir über die Runden kommen. Ich weiß, du wirst mir mit Annie helfen. Ich weiß, du wirst tapfer sein.« Sie strich die Haare aus meiner Stirn. »Du bist so ein gutes Mädchen, meine hübsche Jane. Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Die Erinnerung versetzte mir einen Stich. Sie liebte mich, sie hatte mich geliebt und sie liebte mich immer noch. Bestimmt. Wir konnten alles durchstehen, wenn wir zusammenhielten. Wenn sie also sagte, dass es die Anrufe nicht gegeben hatte, dass niemand versuchte, mich zu töten, musste es stimmen. Oder nicht?
    Ich flehte die Fremde im Spiegel an. Oder nicht?
    Konnte ich meinem Bauchgefühl vertrauen? Auch wenn alle anderen sagten, es wäre falsch?
    Was war besser, verrückt zu sein, aber sicher, oder normal, aber von einem Mörder verfolgt?
    Ich wusch das Gesicht, das zu mir gehörte, mir aber nicht wie mein Gesicht erschien, und trocknete es mit den rauen Papiertüchern. Ich wünschte, das Make-up meiner Mutter wäre noch hier, damit ich etwas tun könnte, um besser auszusehen –
Nicht für Pete
, beeilte ich mich, mir selbst einzureden. Für wen dann?
    »Dann bist du also eine richtige Tussi geworden«, sagte eine Stimme. »Die sich Sorgen um ihr Make-up macht, während sie sich lieber darüber Sorgen machen sollte, ob sie wieder gesund wird.«
    Ich war allein. Es war niemand anders im Badezimmer. Und doch war es Bonnies Stimme, klar, mit einer Spur Ironie, aus dem Grab. Und in meinem Kopf. Wo sie hingehörte.
    Ich klopfte an die Tür, um hinausgelassen zu werden.
    »Ich glaube, ich bin immun.« Ich bemühte mich, locker zu klingen, als sich die Tür öffnete. »Ich habe einen Test mit mir gemacht, und ich hab mich noch nicht in dich verliebt.«
    Aber es war nicht Pete, der da stand.

Neunzehntes Kapitel
    » O h, das weiß ich nur zu gut, J. J.« Scott hatte in einem der Besucherstühle gesessen, aber er war wohl aufgesprungen, um mir die Tür zu öffnen.
    »Tut mir leid, ich dachte, du wärst jemand anders.«
    »Noch jemand, in den du nicht verliebt bist?«, scherzte er. Sein Tonfall verwirrte mich, aber er lächelte und lehnte sich jetzt lässig gegen die Wand, die Hände in den Taschen. »Mann, bist du hart.«
    Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass er so nahe bei mir stand, oder daran, dass ich im Rollstuhl saß, aber mir wurde bewusst, wie groß und attraktiv er war. Es war klar, warum es ihm schwerfiel zu glauben, dass ich als einzige Frau auf der Welt nicht in ihn verliebt war, und warum er routinemäßig von Modelagenten angesprochen wurde. Er trug schwarze Jeans und ein am Hals offenes Leinenhemd. Scotts Familie stammte ursprünglich von Haiti, und er verglich die Farbe seiner Haut mit poliertem Teakholz. Für mich war es die perfekte Bräune. Er hatte hohe Wangenknochen und einen zarten Mund, gerade voll genug, um nicht zu weiblich zu wirken. Seine Augen waren karamellbraun, passend zu seinen lockigen Haaren und der Haut. Dadurch sah er exotisch aus und unglaublich cool. Immer, wenn ihn jemand angefleht hatte – und dazu war es gekommen – als Model zu arbeiten, erklärte er, dass sein Platz hinter der Kamera wäre.
    Und er war ein talentierter Fotograf. Er war sehr gut in allem, was er anpackte, weil er es von sich erwartete, und er war sehr ehrgeizig.
    »Schön, dich zu sehen. Wenn ich gewusst hätte, dass du hier bist, hätte ich nicht so

Weitere Kostenlose Bücher