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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Autofokus lebte. Aber danach antwortete ich nicht mehr gleich auf seine Anrufe und SMS . Und jetzt erinnerte ich mich auch, dass er an dem Donnerstag, an dem die Party gewesen war, mehr als einmal angerufen hatte und ich die Anrufe an den Anrufbeantworter weitergeleitet hatte.

    »Scott, es tut mir so leid, dass ich dich neulich nicht zurückgerufen hab. Ich …«
    »Genau deswegen bin ich hier. Um eine Entschuldigung zu bekommen. Ich nehme zurück, was ich vorhin gesagt habe. Du bist wirklich verrückt.«
    Ich lachte.
    »Die Livingston-Schüler schmeißen jedenfalls ziemlich wilde Partys. Hast du gehört, was mit Elsa passiert ist?«
    »Ich hab gehört, dass sie einen Autounfall hatte.«
    »Und jetzt ist sie hier auf der psychiatrischen Station. Ich wollte sie besuchen, aber sie sagten, sie könnte keinen Besuch bekommen.«
    »Wow. Vielleicht bin ich nicht die einzige Verrückte.«
    »Ich glaube, es liegt daran, dass ihr reichen weißen Leute zu viel Zeit habt. Ihr wisst nicht, was ihr machen sollt, und entschließt euch, verrückt zu werden.«
    »Ja, das wird’s sein.«
    »Nehmen wir mal für eine Sekunde an, dass du nicht verrückt bist, hat die Polizei eine Idee, was passiert ist? Irgendwelche Anhaltspunkte?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie haben keine Ahnung, wer dich angefahren haben könnte? Es gibt keine Zeugen oder so?«
    »Angeblich waren es irgendwelche Supermarkt-Einbrecher. Aber ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Nicht mal daran, dass du die Party verlassen hast? Was du gemacht hast, als du durch die Straßen von Deal gelaufen bist?«
    »Nein.«
    Er blickte auf meine Hände. »Dein Ring. Der Freundschaftsring, den du, Kate und Langley tragt.«
    »Was ist damit?«
    Er schüttelte den Kopf, als versuchte er, einen klaren Kopf zu bekommen. »Hm, ich dachte gerade, war er nicht sonst an der anderen Hand?«
    Er hatte recht. Ich trug meinen Freundschaftsring normalerweise an meiner linken Hand, aber jetzt war er an der rechten. Seltsam. »Das muss das Krankenhauspersonal gewesen sein. Unglaublich, dass du das bemerkt hast.«
    »Du weißt, ich achte auf alles.« Es folgte eine merkwürdige Pause, und ich hatte den Eindruck, dass er noch etwas sagen wollte, mehr sagen wollte. Aber als er fortfuhr, meinte er nur: »Ich bin sicher, du hast recht mit dem Krankenhauspersonal.« Er stand auf. »Ich muss leider schon los. Die Tische im ›Le Marcel‹ räumen sich nicht von alleine ab, und ich muss um vier da sein.«
    Ich lächelte ihn an, rieb mit meiner Daumenspitze den Ring. »Danke, dass du gekommen bist. Mir geht’s jetzt besser. Ehrlich gesagt, so gut ging es mir noch gar nicht, seitdem ich hier bin.«
    »Werd nicht noch verrückter.«
    »Werd ich nicht.«
    Bitte, dachte ich, lass das wahr ein.

Sonntag
    Zwanzigstes Kapitel
    I n dieser Nacht träumte ich nicht. Als ich morgens um zehn aufwachte, fühlte ich mich so gut, wie schon lange nicht mehr. Der Robert-Frost-Hund lag unter meinem Kinn.
    Dr. Connolly hatte mich am Abend vorher besucht und gesagt, meine Fortschritte wären »fast ein Wunder«. Ich hatte keine Halluzinationen mehr gehabt. Ich wagte mir vorzustellen, dass ich wirklich auf dem Weg der Besserung war.
    Als Loretta mein Frühstück hereinbrachte, sah ich ein rechteckiges Paket auf dem Stuhl neben meinem Bett. »Das wurde heute Morgen ganz früh für dich abgegeben«, sagte sie. Ich griff danach und zog es auf meinen Schoß, freute mich einfach nur unheimlich darüber, dass ich meine Arme wieder benutzen konnte. Es war nicht eingepackt. Als ich es öffnete, war eine teuer aussehende Porzellanpuppe darin.
    Eine Puppe mit dunklen Haaren, gekleidet wie eine Fee. So wie ich am Abend der Party. Sie hielt eine Rose in der Hand. Ich nahm die Karte heraus:
Eine Puppe für eine Puppe. Ich hoffe, Dein Abbild macht Dich gesund. Herzliche Grüße, Dein heimlicher Verehrer.
    Als ich die Puppe hochnahm, fiel der Kopf ab, rollte vom Bett auf den Fußboden und zerbrach.

    Die perfekt konturierten Lippen meiner Mutter waren aufeinandergepresst. »Jane, sei nicht albern. Irgendjemand hat sich die Mühe gemacht, eine Puppe anfertigen zu lassen, die genauso aussieht wie du. Es ist eine hübsche Geste, keine Drohung. Kein Grund, den Sicherheitsdienst zu rufen.«
    »Wirklich? Eine Puppe, deren Kopf in dem Moment abfällt und zerbricht, in dem ich sie berühre? Das ist nicht hübsch, das ist Voodoo.«
    An ihrem blonden Bob bewegte sich kaum ein Haar, als meine Mutter den Kopf schüttelte. »Diese zunehmende

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