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Wer Schuld War

Titel: Wer Schuld War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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bildet er sich ein, sie
     erst einmal für sich gewinnen zu müssen, bevor er sie mit seinem Verdacht konfrontiert. Er sieht schon, dass es nicht einfach
     werden wird. Sie gehört ganz sicher nicht zu den Menschen, die gern und freiwillig mit Behörden zusammenarbeiten, dafür hat
     er mittlerweile einen Blick. Aber an diesem Fall ist einiges oberfaul, und sie muss sich damit früher oder später auseinandersetzen,
     ob es ihr passt oder nicht.
    Außerdem fühlt er sich dieses Mal direkt persönlich verpflichtet, die Sache aufzuklären, allein schon wegen seines nagenden
     Schuldgefühls. Er hätte ja, verdammt noch mal, die Gelegenheit gehabt, einzugreifen. Was sie nicht wissen kann. Was auch seine
     Kollegen nicht wissen.
    Und wenn dann noch ein Arzt erst den Totenschein mit der Diagnose Schlaganfall unterschreibt, und sich dann Tage später bei
     der Polizei meldet, mit der Begründung, er sei sich bezüglich der Todesursache plötzlich nicht mehr sicher, dann muss diesem
     ungewöhnlichen Umstand nachgegangen werden. Immerhin mussten die Kollegen vom Dezernat für Todesermittlung daraufhin die Leiche
     bei dem erstaunten Bestattungsunternehmer inspizieren, während sich die Spurensicherung nach Entdeckung der kaum sichtbaren
     Kopfwunde sofort Paul Dahls Wohnung vorgenommen hat, was ein fast aussichtsloses Unterfangen war, nachdem bereits der Arzt,
     Pilar Ansari, Pauls Eltern und die Angestellten des Bestattungsunternehmens durch ihre pure Anwesenheit sämtliche Spuren vernichtet
     haben dürften. Klar bleibt: Jemand hatte die Wunde an Paul Dahls Schädel gesäubert und das Haar darüber sorgfältigvon Blutresten befreit. Eine höchst dubiose Aktion, deren Hintergründe jetzt zu ermitteln sind.
    »Lassen Sie uns einen Kaffee trinken gehen, dann können wir uns unterhalten«, sagt Klaus, und hofft, dass er sich irrt, dass
     sie wider Erwarten keine Schwierigkeiten macht, aber ihre Antwort kommt prompt und mit einem Gesicht, als fände sie diesen
     Vorschlag angesichts der Umstände völlig absurd.
    »Gehen Sie allein und trinken Sie einen für mich mit.«
    »Ich glaube, Sie haben mich nicht verstanden.«
    »Ich habe Sie ganz gut verstanden.«
    »Wir können auch bei Ihnen reden. Oder wo Sie wollen.«
    »Ich habe keine Zeit.« Sie weicht zurück, und jetzt ist etwas wie Angst in ihren Augen, als sei er ein mutmaßlicher Sittenstrolch.
     Da bleibt ihm natürlich nichts anderes übrig, als in die Amtssprache zu verfallen, sie darauf hinzuweisen, dass sie eine Zeugin
     sei, und damit auskunftspflichtig, und natürlich verschwindet darauf ihr Lächeln, als sei es nie da gewesen, bekommt ihr Blick
     etwas Verächtliches, das Klaus nicht kaltlässt, obwohl er weiß, dass er darüberstehen müsste. Schließlich hat er nichts anderes
     erwartet, und es passiert ihm ja nicht zum ersten, sondern mindestens zum hundertsten Mal. »Jetzt werden also andere Töne
     angeschlagen«, sagt Pilar Ansari, und ihre Stimme hat sich verändert. Aber es hilft ja nichts, da muss Klaus jetzt durch,
     und so sagt er: »Sie wollen doch sicher auch, dass dieser Fall geklärt wird.« Und obwohl ihm, während er diese blödsinnige
     Phrase drischt, seine eigene Stimme kalt und hässlich in den Ohren klingt, er sich in der Defensive fühlt, obwohl doch eigentlich
     er der Angreifer zu sein hat, gibt die Frau überraschend nach und sagt: »Also gut.« Nun kommt sogar das Lächeln wieder zurück,
     erhellt ihr eben noch finsteres Gesicht auf beinahemagische Weise. Nicht nur das, selbst die unmittelbare Umgebung wirkt lichter, strahlender und heiterer, und Klaus hätte beinahe
     Pilar Ansaris Arm genommen und eine Vernehmung in ein Rendezvous verwandelt.
    »Vielleicht doch einen Kaffee?«, fragt er stattdessen und lächelt seinerseits, freundlich, aber zurückhaltend, wie er hofft,
     denn natürlich darf sie nicht merken, wie sie auf ihn wirkt; solche Situationen, beziehungsweise deren fatale Folgen, haben
     schon Kollegen in Teufels Küche und anschließend zu Versetzungen in die finsterste Provinz geführt. Er gedenkt nicht, in diese
     Falle zu stolpern.
    »Warum nicht«, sagt sie währenddessen, freundlich, als hätte sie nie etwas dagegen gehabt, als hätte er sich ihre ablehnende
     Haltung von A bis Z eingebildet. Als sie zusammen losgehen, hofft er unwillkürlich, dass ihn jetzt jemand sieht, ein Kollege
     oder ein Bekannter, egal wer, Hauptsache irgendjemand bekommt mit, wie Klaus Kreitmeier mit einer unglaublichen Frau in einem
     wehenden

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