Wer Schuld War
Nacht im viel zu großen Doppelbett, und fast tut ihr Barbara ein bisschen leid,
die sich weiter mit diesem ganzen Zeug, das sich Leben nennt, herumschlagen muss. Einer Eingebung folgend möchte sie ihr etwas
zuflüstern –
er ist nicht hier
–, und einen Moment lang kommt es ihr so vor, als würde Barbara innehalten, zuhören. Aber dann geht sie einfach weiter, typisch
für sie, typisch für alle jungen Leute, die sich nichts mehr sagen lassen. Martha gibt auf, kämpft sich durch einen engen
Korridor wieder nach draußen und gelangt endlich dorthin, wo alle sich auf sie freuen.
BARBARA
Sie konzentriert sich auf das Gras, ein geteerter Weg, ein Gebüsch, dann wieder eine Wiese, dann ein Baum. Sie fährt mit ihren
Fingerkuppen über die dunkle Rinde, kratzt daran herum, hält die Finger an die Nase und riecht den schweren Geruch nach Erde,
Holz und einer sehr, sehr schwachen Spur von Blut. Sie findet ein dunkles Haarbüschel, hält es zwischen Daumen und Zeigefinger.
Sie sucht immer noch nach einem toten oder verletzten Jungen, den niemand zu vermissen scheint, der vielleicht schon längst
wieder zu Hause ist mit seinen geheilten Verletzungen.
Und dann entdeckt sie ein mit rostroten Tupfern beflecktes Basecap unter einem abgeblühten Fliederbusch. Während sie das Cap
in ihre Tasche steckt, muss sie auf einmal an Manu denken, den sie nicht wiedersehen wird, an Pilar, die die bessere Frau
für ihn ist, an Paul, den sie zu vergessen beginnt, an Gina, die nie mehr ihre Freundin sein kann, an Alex, der seinen Dämonen
erlegen ist, und schließlich an sich selbst, die ganz neu anfangen muss. Mit nichts als zwei Katzen im Gepäck und der Überzeugung,
dass alles gut werden kann. Jedenfalls irgendwann, jedenfalls dann, wenn sie dieses ganze, zwei bis drei Quadratkilometer
große Gebiet bis auf den letzten Busch abgesucht hat, ohne einen toten Jungen zu finden, der ihretwegen hatte sterben müssen.
Erst dann wird sie gehen können.
In ein neues, unbekanntes Leben.
Informationen zum Buch
Paul, Mitte dreißig, ist tot. Der Psychotherapeut stirb eines Abends völlig überraschend an einem Schlaganfall. Aber eine
unerklärliche Schädelfraktur wirft Fragen auf. War es vielleicht doch ein gewaltsamer Tod oder eine Verkettung tragischer
Umstände? Wer hat Paul zuletzt lebend gesehen? Die Ermittlungen beginnen im Freundeskreis des Toten: Gina, Manuel, Alex, Barbara
und Pilar sind alle in den Dreißigern und mit dem eigenen Leben, dem oft vergeblichen Streben nach Glück, Zufriedenheit und
Erfolg beschäftigt. Pauls plötzlicher Tod erschüttert das enge Geflecht aus Liebe und Lüge, Betrug und Verrat, das ihre Beziehungen
jahrelang umgeben hat. Unbequeme Wahrheiten kommen ans Licht, lang gehütete Geheimnisse werden aufgedeckt. Und Paul bleibt
nicht der einzige Tote …
Ein faszinierender Roman über Freundschaft und Verrat und darüber, was Menschen einander antun können.
Informationen zur Autorin
Christa Bernuth
arbeitete viele Jahre als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen und Magazine. Ihre erfolgreichen Kriminalromane wurden
in mehrere Sprachen übersetzt und teilweise auch verfilmt. ›Wer schuld war‹ ist ihr sechster Roman. Christa Bernuth lebt mir
ihrem Mann in München.
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