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Wer Schuld War

Titel: Wer Schuld War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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krümmt sich innerlich im Bewusstsein ihrer eigenen Schuld. Auch wenn
     ihre Beteiligung an den Geschehnissen nur mittelbar war, hat sie doch alles ausgelöst.
    »Du, weil du an der falschen Stelle geparkt hast. Manuel, weil er unbedingt an dieser Stelle parken wollte. Ihr beide, weil
     ihr euch nicht einigen konntet und euch deshalb für die dümmste Alternative entschieden habt.«
    »Ja.«
    »Pilar, weil sie Paul verlassen hat. Philipp, weil er dein Auto aufgebrochen hat und Paul mit dieser Geschichte belastet hat.«
    »Du vergisst deinen Anteil, Schatz.«
    »Ich, weil mir Philipp wichtiger war als Paul.«
    Es klingt so überzeugend, und doch spürt sie, dass das nicht die ganze Wahrheit ist, dass Alex etwas auslässt, etwas Wesentliches.
    »Selbst wenn das stimmen sollte, ist es doch egal, oder?«
    »Egal? Du bist gut, die Schuldfrage ist die wichtigste Frage überhaupt. Kriege werden deshalb geführt und verloren.«
    »Das ist doch verrückt.«
    »Nichts davon wäre passiert, wenn du und Manuel damals ganz normal nach Hause gefahren wärt. Paul wäre vielleicht noch am
     Leben.
Das
ist verrückt.«
    »Und Gina?«
    »Sie hat mit Manuel geschlafen und damit eure Krise vertieft, die wiederum dazu führte, dass ihr zur falschen Zeit am falschen
     Ort gelandet seid.«
    »Zu weit hergeholt.« Sie wird ungeduldig, diese Betrachtungen bringen doch nichts.
    Alex zuckt die Achseln. »Wie du willst. Dann ist sie die Einzige, die nichts mit Pauls Tod zu tun hat. Sie ist außen vor.
     Wie immer. Sie ist nie Teil von irgendetwas.«
    »Das klingt fast noch schlimmer.«
    »In diesem Fall nicht. Ich muss los, Barb.«
    »Wohin?« Sie blinzelt zu ihm hoch.
    »Pilar hat gedacht, dass es Philipp war. Oder einer seiner Freunde, die Philipp verfolgt haben. Deswegen hat sie nur den Arzt
     alarmiert und nicht die Polizei.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es nicht. Ich denke es mir. Pilar würde alles für Philipp tun, auch einen Meineid leisten. Genau wie ich. Eltern
     sind so.«
    »Alex?«
    »Ja?«
    Sie strafft sich innerlich, nimmt seine Hand, spürt eine Gefahr, die sie aber nicht näher benennen kann, versucht, sie abzuwenden.
     »Vielleicht wäre Paul sowieso gestorben. Auch ohne dein Erscheinen, auch ohne die ganze Vorgeschichte. Vielleicht wäre es
     sowieso passiert. Er hatte zu hohen Blutdruck, miserable Cholesterinwerte, er hat trotzdem weiter getrunken und sich ungesund
     ernährt, und er hat nicht einmal Medikamente dagegen genommen. Manchmal habe ich überlegt, ob er es drauf angelegt hat.«
    »Ich habe von Paul geträumt. Er hat um Hilfe gerufen.«
    »Ich habe auch von ihm geträumt. Er sah sehr einsam aus.«
    »Wo immer er sich befindet, er ist nur einsam, wenn er es so will.«
    »Vielleicht wollte er nie etwas anderes sein. Vielleicht ist Pilar deswegen gegangen.«
    »Ja.«
    »Wo gehst du jetzt hin?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du musst zur Polizei. Und dann – nimm die Strafe an, lebe dein Leben weiter.« Aber sie merkt, dass sie ihn nicht mehr erreicht.

KLAUS
    Klaus macht Überstunden, denn er muss einen Zwischenbericht über den Fall Paul Dahl schreiben. Die Sekretärin seines Chefs
     legt ihm, bevor sie nach Hause geht, ein Fax auf den Schreibtisch, und Klaus beachtet es erst nicht. Dann wirft er doch einen
     Blick darauf und stellt fest, dass es von Alexander Czettritz stammt und dass dort alles steht, was er wissen muss.
    Es ist ein langer Brief, und er liest sich seltsam wirr.
    Er ruft Czettritz an und erreicht seinen Anrufbeantworter.
    »Schön, von euch zu hören, hinterlasst keine Nachricht, ich bin tot. Alles Gute.«
    Klaus glaubt, nicht richtig zu hören, und ruft ein zweites Mal an, aber er hat sich nicht verhört. Er springt auf und stürzt
     durch die fiesen engen Flure zum Lift in die Tiefgarage. Er muss wenigstens diesen angekündigten Selbstmord verhindern, da
     er schon Paul Dahls Tod nicht verhindert hat, obwohl er als sein neuer Nachbar das Rumpeln in der fraglichen Nacht gehört
     hat, das Geschrei zweier Männer, den dumpfen Fall auf hartes Parkett. Aber Klaus war ja zu beschäftigt, war so konzentriert
     gewesen auf diese blondierte Russin, die ihm gerade einen blies, dass er keine Zeit hatte, im Dienst zu sein, obwohl er natürlich
     immer im Dienst ist. Unterlassene Hilfeleistung nennt sich das und ist strafbar. Insofern hat er noch Glück gehabt, denn keinem
     seiner Kollegen ist das »Kreitmeier« auf dem Schildchen nebenan aufgefallen, gemeldet ist eran seiner neuen Adresse noch nicht,

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