Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
Vom Netzwerk:
›Gentlemen‹ zu werden.
    Ich erinnere mich daran, wie meine Mutter an jenem Tag geweint hat, da der Doktor zu uns kam und erklärte, dass ich zur Schule gehen sollte. Es war nicht Angst oder Sorge, die sie zum Weinen brachte, sondern Freude. Mein Vater war Grubenarbeiter gewesen und an den Folgen seiner Arbeit gestorben – nicht durch einen Unfall, sondern durch den Kohlenstaub, der in seine Lunge eingedrungen war und sie verstopft hatte. Ich hatte Glück gehabt, doch ich wünschte, ich hätte gewusst, was aus Joe geworden war.
    Der Morgen kam, und mit ihm sanken die alten Erinnerungen ins Unterbewusstsein zurück. Diese Schwierigkeiten lagen lange hinter mir, und ich hatte mit neuen Problemen zu kämpfen. Es war peinlich gewesen für die Polizei, dass die einzigen wertvollen Erkenntnisse bis zu diesem Zeitpunkt von Zivilisten stammten. Doch waren wir als Detektive nicht letzten Endes auf die Öffentlichkeit angewiesen, wenn wir Informationen suchten?
    Ich machte mich gleich auf den Weg nach Agar Town, als ich aus Dunns Büro kam, entschlossen, diesmal nicht mit leeren Händen zurückzukehren.
    Ich war ziemlich überrascht, als ich meinen Zielort erreichte. Trotz allen Lamentierens von Seiten Fletchers, wir würden die Arbeiten aufhalten, waren die verbliebenen Häuser irgendwie niedergerissen und der Großteil des Schutts abtransportiert worden. Der Rest war eine eigenartige, von Menschenhand erschaffene Ödnis. Der Regen hatte den Staub abgewaschen; stattdessen bedeckte nun eine dünne Schlammschicht die Baustelle und bildete Pfützen auf dem unebenen Grund, und bald waren meine Stiefel mit der zähen Masse besudelt. Ich fragte nach dem Vorarbeiter Adams, doch ich erhielt überall die gleiche Antwort: »Hab ihn noch nicht gesehen.«
    Ich überlegte gerade, was ich als Nächstes tun sollte, als ich plötzlich meinen Namen hörte. Neugierig drehte ich mich um. Es war Fletcher, mein Schreckgespenst, der sich mir vorsichtig näherte. Ich sah, dass er sein Schuhwerk mit Gummigaloschen schützte. Dazu trug er einen zusammengerollten Schirm als Abwehrmaßnahme gegen weitere Regengüsse. Wäre er nicht so ein Ärgernis gewesen, er hätte mich zum Lächeln gebracht. Er sah aus wie eine jener ältlichen Damen auf dem Weg zur Kirche an einem nassen Morgen.
    »Was machen Sie denn schon wieder hier, Inspector?«, begrüßte er mich mit dürftiger Höflichkeit. »Sind Sie immer noch nicht fertig?«
    »Ich wäre froh, wenn wir solche Fortschritte gemacht hätten wie Sie!«, entgegnete ich und deutete auf unsere Umgebung.
    »Ich habe einen Zeitplan!«, erwiderte er gereizt. »Ich bin meinen Vorgesetzten gegenüber verantwortlich, falls ich in Verzug gerate.«
    Ich dachte an die zurückliegende Besprechung in Dunns Büro und überlegte, ihn zu fragen, ob er damit meinte, ich sei niemandem gegenüber zu Rede und Antwort verpflichtet. Doch es hatte keinen Sinn, mit dem Burschen zu diskutieren. Stattdessen sagte ich ihm, dass ich gekommen war, um mit Adams zu sprechen, und dass ich ihn nirgendwo finden konnte.
    »Das geht uns beiden so!«, schnappte Fletcher. »Er ist heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen und hat nicht Bescheid gegeben! Gestern war er noch kerngesund, keine Spur von Krankheit. Schlimm genug, wenn die Arbeiter ohne Vorwarnung verschwinden, aber dass Adams dies nun ebenfalls tut, ist äußerst ärgerlich! Und es ist sehr merkwürdig obendrein, weil wir Samstag haben und heute die Löhne ausgezahlt werden. Samstags fehlt nie einer von den Arbeitern!«
    Irgendetwas in mir, eine mentale Warnglocke, läutete leise, aber bestimmt Alarm. »Wo wohnt Adams?«, erkundigte ich mich. »Können Sie das für mich herausfinden?«
    »Rein zufällig«, antwortete Fletcher, »habe ich eben erst die Lohnliste des Buchhalters konsultiert, um es für mich selbst in Erfahrung zu bringen. Ich beabsichtige, jemanden zu ihm nach Hause zu schicken. Er wohnt in Limehouse. Er arbeitet schon seit einer ganzen Weile für die Gesellschaft, seit Beginn dieses Projekts, und es sieht dem Mann überhaupt nicht ähnlich, nicht zur Arbeit zu erscheinen. Würde ich wetten, was ich nicht tue, hätte ich mein Geld auf Adams gesetzt. Ich bin sehr enttäuscht, das kann ich Ihnen sagen. Falls er sich entschlossen hat aufzuhören, wird es schwierig sein, ihn zu ersetzen. Aber ich wage zu behaupten, dass er wie alle anderen auf dieser Baustelle auch die Nase von den ewigen Fragen Ihrer Constables voll hatte!«
    »Geben Sie mir die Adresse«, forderte ich

Weitere Kostenlose Bücher