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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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gereizt. »Ich werde ihn aufsuchen. Mir gefällt sein Fernbleiben von der Arbeit genauso wenig wie Ihnen.«
    Fletcher blinzelte und starrte mich an. »Also schön«, sagte er dann. »Ich werde persönlich mit Ihnen kommen. Haben Sie eine Fahrgelegenheit?«
    »Nein«, antwortete ich. »Wir können eine Droschke rufen.«
    »Wir benötigen keine«, sagte Fletcher und zeigte zur Seite.
    Dort, in einiger Entfernung, stand ein kleiner geschlossener Wagen und wartete. Ich war überrascht, dass Fletcher über ein privates Transportmittel verfügte, doch ich folgte ihm zum Wagen. Er gab dem Kutscher ein paar Anweisungen, und wir stiegen ein.
    Während wir von Agar Town wegrumpelten, verlieh ich meiner Neugier wegen unseres Gefährts Ausdruck.
    »Es gehört mir nicht«, erklärte Fletcher rasch und errötete. »Ich bin wohl kaum in einer Position, ein privates Fuhrwerk zu unterhalten. Es wurde mir von einem der Hauptanteilseigner der Midland Railway Company zur Verfügung gestellt.«
    »Das ist sehr großzügig von dieser Person«, bemerkte ich.
    Fletcher errötete womöglich noch stärker. »Ich habe die Ehre, mit seiner Tochter verlobt zu sein«, sagte er steif.
    »Meinen Glückwunsch, Sir«, antwortete ich höflich.
    »Ja, danke sehr«, murmelte er; dann drehte er den Kopf aus dem Fenster und wünschte offensichtlich keine weitere Konversation mehr.
    Mir kam der Gedanke, dass Fletchers zukünftiger Schwiegervater ihm das Leben wahrscheinlich sehr schwierig machte und dass es kaum eine Überraschung war, wenn seine Reaktion darin bestand, seinerseits die Polizei zu schikanieren. Der Meister tritt den Diener, welcher den Lakaien tritt, der den Küchenjungen tritt, der den Hund tritt. Ich war nicht sicher, wo die Polizei in dieser Reihenfolge stand. Und ich hatte immer noch kein Mitleid mit diesem Kerl.
    Unser Eintreffen in Limehouse sorgte für einige Aufregung. Das war keine Gegend, wo viele private Fuhrwerke herumfuhren. Während wir im Schneckentempo durch die belebten Straßen rumpelten, sammelte sich eine johlende und pfeifende Schar von Straßenkindern um uns. Zahlreiche Hunde undefinierbarer Rassen gesellten sich hinzu und schnappten nach den Hufen der Pferde. Die wurden nervös, und der Wagen schaukelte und wankte, als die Tiere die Köpfe warfen und in ihren Geschirren schnaubten und bockten. Der Kutscher fluchte gotteslästerlich.
    Die Straße, in der Adams seine Unterkunft hatte, war zu schmal für unser Vehikel; also hielt der Kutscher an der Einmündung und ließ uns aussteigen. Fletcher und ich gingen zu Fuß weiter. Es war eine arme Gegend, und diese Straße war eine der ärmsten. Sämtliche Häuser waren alt und verwahrlost, bar jeglicher Farbe oder äußeren Putzes. Nebelschwaden umgaben uns, während die Tagessonne herabschien und die Nässe der Nacht vertrieb. Eine Wäscheleine spannte sich über unseren Köpfen von einer Straßenseite zur anderen, und an ihr baumelte eine gewaschene wollene Männerhemdhose und tropfte auf die Köpfe der Passanten. Wahrscheinlich würde sie Ende nächster Woche noch nicht trocken sein. Über allem hing ein Gestank aus kochenden Knochen, Schmutzwasser und Flussschlamm. Offensichtlich herrschte gegenwärtig Ebbe.
    »Das alles gefällt mir nicht!«, stöhnte Fletcher und verdrehte die Augen, während er sich umsah.
    »Kommen Sie schon, Mr Fletcher!«, munterte ich ihn auf. »Nehmen Sie sich ein Herz! Sie werden immerhin von einem Beamten des Gesetzes begleitet.«
    »Aber wissen diese Menschen das auch?«, jammerte er. »Sie sind schließlich nicht in Uniform!«
    »Sie können sich ruhig darauf verlassen, dass sie es trotzdem wissen«, entgegnete ich forsch. »Diese Leute haben in derartigen Dingen einen untrüglichen Instinkt.«
    Unsere bunte Schar von Mitläufern blieb bei uns, während wir uns durch die Gasse bewegten. Ihre Reihen wurden von Minute zu Minute dichter, bis die gesamte Breite der schmalen Straße von einer Traube ungewaschener Menschen blockiert war. Es waren nicht mehr nur die Gassenkinder und die Hunde, die den Pferden nachgestellt hatten, sondern inzwischen auch zahlreiche Erwachsene, die sonst nichts Besseres zu tun hatten. Unter ihnen befanden sich auch der ein oder andere betrunkene Seemann, ein verkrüppelter Bettler auf einer Krücke, der immer wieder rief, dass er sein Bein im Dienst für Königin und Vaterland verloren hätte und ob wir nicht so gut sein könnten, ihm jeder einen Shilling zu geben, und eine Gruppe leichter Mädchen, die uns die

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