Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
lachten. Ich hätte dem Witzbold keine großen Chancen eingeräumt, hätte Mrs Riley ihn in ihre muskulösen Hände bekommen, jedenfalls nach dem bösen Funkeln in ihren schwarzen Augen zu urteilen, das an seine Adresse ging.
»Wir suchen nach einem Mann namens Adams …« Ich wandte mich an Fletcher. »Wie lautet sein Vorname?«
»Jem«, kam es dumpf unter dem Taschentuch hervor. »Aber ich weiß nicht, ob der Name für Jeremy oder Jeremiah steht.«
»Jem Adams also. Laut unseren Informationen wohnt er bei Ihnen«, wandte ich mich wieder an die Wirtin.
»Das tut er«, bestätigte Mrs Riley. »Aber er ist nicht hier.«
»Hat er das Haus heute Morgen zur üblichen Zeit verlassen?«
»Nein«, antwortete Mrs Riley.
»Wann ist er dann gegangen?«
»Er ist überhaupt nicht gegangen.«
Mrs Riley Informationen zu entlocken, erwies sich als zähes Unterfangen. »Wohnt er hier oder wohnt er nicht hier?«, fragte ich in scharfem Ton. »Sie sagen, er wohnt hier, aber er ist nicht da und er hat das Haus nicht verlassen. Seien Sie so gütig, und bringen Sie einen Sinn in Ihre Worte.«
»Er hat bis Sonntag bezahlt«, sagte Mrs Riley. »Ich nehme nur Leute auf, die montagmorgens für eine Woche im Voraus bezahlen. Und weil heute Samstag ist, wohnt er noch hier. Wenn er bis Montagmorgen nicht wieder zurück ist und nicht bezahlt, wohnt er nicht mehr hier, und ich vermiete das Zimmer an den Nächsten. So einfach ist das.«
Meine Zuversicht sank rasch. Verdammt! War ich zu spät gekommen, um mit Adams zu reden? Was war aus dem Burschen geworden?
»Dürfen wir hereinkommen?«, fragte ich.
Neben mir stöhnte Fletcher protestierend auf, doch ich ignorierte ihn.
Mrs Riley trat zur Seite und ließ uns in ihren beengten schmuddeligen Flur. Wir traten ein, und sie warf die Tür vor den Nasen der Schaulustigen krachend ins Schloss. Das Publikum, seiner Unterhaltung beraubt, stieß ein Hohngelächter aus.
»Wann haben Sie Mr Adams zum letzten Mal gesehen?«, erkundigte ich mich streng.
»Gestern Abend. Er kam nach Hause wie üblich, und er ging aus wie üblich.«
»Wissen Sie, wohin er ausgegangen ist?«
»In einen Pub, nehme ich an. Er ist ein Arbeiter, und ein Arbeiter trinkt abends gerne ein Pint. Aber er ist nie betrunken nach Hause gekommen, nicht dass Sie denken! Ich lasse das nicht zu. Keine Betrunkenen, keine Hunde und keine leichten Mädchen!«
»Dürfen wir sein Zimmer sehen?«
Sie wandte sich um und führte uns die knarrende, nackte Holztreppe hinauf in den obersten Stock, wo sie eine Tür aufstieß und zur Seite trat, um uns einzulassen.
Die Dielen hier waren ebenfalls nackt und staubig. Es war ein kleines Zimmer mit einem einzelnen Fenster zur Straße hinaus, vor dem ein zerrissener Fetzen Tüllgardine an einer Schiene von der Decke hing. Das Mobiliar bestand aus einem einzelnen Stuhl, einem Bett mit schmuddeligem Bezug darauf, einem klapprigen Waschtisch mit Marmoroberfläche, einer Schale und einem Wasserkrug darauf und einem Stück Seife in einer alten Schale. Außerdem stand dort ein emaillierter und mit Vergissmeinnicht bemalter Becher mit einer Rasierbürste darin. Daneben, sauber in eine Scheide gepackt, lag ein Rasiermesser. Als letztes Möbelstück gab es eine Schubladenkommode mit einem Spiegel in einem Holzrahmen und einem Kerzenständer darauf. Nur die oberste Schublade wurde benutzt. Sie enthielt ein paar Socken, ein Hemd und wollene Unterwäsche, die vom häufigen Waschen und vielen Tragen verfilzt war. Das war alles. Ich schob die Schublade mit einiger Mühe wieder hinein, denn das Holz war gequollen und hatte sich in der feuchten Atmosphäre verzogen; dann drehte ich mich zu der Wirtin um.
»Wie lange wohnt Mr Adams bereits hier?«
»Seit sechs Monaten«, antwortete sie, ohne nachzudenken. »Er war ein guter Mieter.«
»Er hat seine persönlichen Besitztümer nicht mitgenommen«, sagte ich. »Das bedeutet, dass er vorhatte wiederzukommen.«
Fletcher, das Taschentuch gegen die üblen Gerüche seiner Umgebung noch immer fest auf Mund und Nase gepresst, hatte sich zum Fenster geschoben und spähte von dort zur Straße hinunter und auf die Köpfe der wartenden Menge. Sie entdeckten ihn, und erneutes Grölen ließ ihn zurück in den hinteren Bereich des Zimmers flüchten.
»Das kann schon sein«, sagte Mrs Riley. »Aber wenn er bis Sonntagabend nicht zurück ist, vermiete ich das Zimmer weiter. Wenn er seine Siebensachen nicht abholt, schicke ich sie zum alten Jones, dem Lumpensammler. Nicht,
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