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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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unmissverständlichsten Einladungen antrugen, was Fletcher dazu veranlasste, indigniert zu protestieren. Ein älterer Chinese, der seine spärlichen Haare zu einem dünnen Zopf geflochten hatte, vervollständigte die Schar der Schaulustigen. Er schien zu glauben, dass wir eine Art Straßentheater spielten, und klatschte höflich. Vielleicht beurteilte er die Situation sogar tatsächlich richtig, was das anging. Unterhaltung boten wir jedenfalls zur Genüge. Die Menschen kamen vor die Türen ihrer Häuser, als wir vorbeigingen, und stellten neugierige Fragen an die anderen.
    »Jemand ist gestorben!«, rief ein Mann aus der Menge zurück. »Und das dort ist der Bestatter!« Er deutete auf Fletcher, der vor Empörung das Gesicht verzerrte.
    Ich muss gestehen, es brachte mich zum Lächeln, doch das Lächeln verging mir bald, als ein anderer laut rief: »Ha, der andere Kerl ist ein Bulle in Zivil, angezogen wie ein Herr! Sieht so aus, als hätte jemand versucht, die Bank of England auszurauben!«
    Diese Bemerkung wurde mit allgemeiner Heiterkeit aufgenommen und ging durch die noch immer wachsende Menge, und als sie die äußeren Ränder erreichte, war die Neuigkeit längst zu einer Tatsache geworden. Jemand hatte den Versuch unternommen, die Bank of England auszurauben, und die Verbrecher hatten sich in Limehouse versteckt. Die Nachricht, einmal allgemein akzeptiert, würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten und wahrscheinlich in den Abendzeitungen erscheinen.
    Ich sah, dass Fletcher zunehmend nervös wurde und sein Angebot, mich zu begleiten, inzwischen ernsthaft bedauerte. Die johlende Menge machte ihn nervös. Er packte seinen Schirm wie einen Knüppel.
    »Vielleicht wird man uns ausrauben, niederschlagen und uns alles nehmen, was wir bei uns tragen!«, stöhnte er und fügte bettelnd hinzu: »Lassen Sie uns umkehren!«
    Ich ignorierte sein Jammern und setzte meinen Weg fort. Da Fletcher fürchtete, die Sicherheit meiner Begleitung zu verlieren und alleine zum wartenden Fuhrwerk zurückkehren zu müssen, blieb ihm nichts anderes übrig, als das Gleiche zu tun, während er neben mir unablässig leise jammerte. Zu guter Letzt packte er meinen Arm und brachte uns vor einer billigen Pension zum Halten. Draußen hing ein Schild, auf dem zu lesen stand, dass Zimmer frei wären, Bezahlung eine Woche im Voraus, keine Ausnahmen.
    »Hier ist es«, ächzte Fletcher atemlos, nahm seinen Seidenhut ab und wischte sich über die Stirn. »Inspector, können Sie nicht Ihre Autorität einsetzen, um die Menge zu vertreiben? Das ist höchst unangenehm für mich!«
    »Sie würde nicht gehen«, sagte ich leise. »Und ich allein kann sie nicht zwingen. Ignorieren Sie die Leute einfach.«
    »Das ist leichter gesagt als getan!«, murmelte er.
    Ich klopfte an die Tür, und wir warteten. Hinter uns wartete die aufgeregte Menge. Jemand kicherte nervös.
    Die Tür flog auf, und in ihrem Rahmen erschien ein furchterregendes Mannweib in einer fleckigen Schürze über einem schmuddeligen Kleid mit hochgekrempelten Ärmeln. Die nackten Unterarme hätten jedem Kohlenträger Ehre gemacht. Mit ihr gelangte ein strenger Geruch nach Schweiß, Kohlwasser und verbranntem Fett ins Freie und vervollständigte Fletchers Unbehagen. »Igitt!«, ächzte er leise und presste sich ein Taschentuch auf Nase und Mund.
    Die kleinen, scharfen Augen der Frau in dem teigigen Gesicht verliehen ihr das Aussehen eines ungebackenen Rosinenbrötchens. Sie starrte erst den einen, dann den anderen von uns an und hatte offensichtlich keinerlei Schwierigkeiten, meinen Beruf zu erraten.
    »Was gibt’s?«, erkundigte sie sich ungehalten. »Ich hab nicht nach Ihnen gerufen. Ich hab keine Probleme in meinem Haus.«
    »Das freut mich zu hören«, antwortete ich. »Ich bin Inspector Ross. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Ich bin Mrs Riley, die Wirtin dieser Pension. Ich führe ein anständiges Haus, von dem alle nur Gutes berichten. Ist das nicht so?«, wandte sie sich an die Menge hinter uns, die gehorsam ihre Zustimmung johlte.
    Ein Witzbold im Hintergrund rief: »Sie hat die gesündesten Wanzen zwischen hier und dem Buckingham Palace!«
    Dies inspirierte einen Betrunkenen, der mit einem Krug in der Hand aus einem Bierlokal getorkelt war, um herauszufinden, was auf der Straße passierte, zu einem lauten: »God save the Queen!«
    Seine Loyalität wurde von den anderen ignoriert. Sie besaßen so viel Ehrfurcht vor der Wirtin des Etablissements, dass nur wenige über den Witz

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