Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Angesichts dessen und der Tatsache, dass Mrs Parry Häuser in Agar Town an die Eisenbahngesellschaft verkauft hat, besitzt sie wohl ein starkes Interesse an den Vorgängen dort, auch ohne dass sie die Arbeitgeberin der armen Madeleine Hexham war.«
Ich fragte mich, wie viel ich von der Unterhaltung weitergeben durfte, der ich beigewohnt hatte, ohne die Vertraulichkeit gegenüber meiner Arbeitgeberin zu verletzen oder mich angesichts ihres Geschenks als undankbar zu erweisen. Ich dachte an den Faden, den ich soeben erst erstanden hatte, um die Änderungen an dem Hausmantel aus Tussahseide vorzunehmen, und ich verspürte das Verlangen, ihn rauszuholen und wegzuwerfen. Die ganze Angelegenheit versetzte mich in eine peinliche Situation in Bezug auf Inspector Ross. Wenn ich ihm von Tante Parrys Geschenk erzählte, würde er es wahrscheinlich – genau wie ich in zunehmender Weise – als Bestechungsversuch betrachten, damit ich meine flüchtige Bekanntschaft mit ihm zum Vorteil meiner Arbeitgeberin und ihres Mitverschwörers Fletcher ausnutzte. Als ob ich mich in seine Ermittlungen einmischen würde! Ganz im Gegenteil, ich hatte ihm schließlich wertvolle Informationen geliefert, indem ich Bessie und Wally Slater zu ihm gebracht hatte. Das war meine Bürgerpflicht gewesen. Doch wie viel mehr konnte ich ihm erzählen? Doch auch abgesehen von der Peinlichkeit meiner Lage durch das Geschenk von Tante Parry schuldete ich ihr Diskretion, ganz gleich, wie sehr es mich wurmte.
Der Midland Railway Company auf der anderen Seite war ich nicht das Geringste schuldig, und ganz gewiss nicht ihrem Repräsentanten Fletcher. Ich konnte frei berichten, was er erzählt hatte. »Er sprach von seiner Frustration ob der Störungen, die Ihre Ermittlungen verursachen, sowie der wachsenden Zahl von neugierigen Gaffern, die die Baustelle inzwischen anzieht. Ich muss gestehen, dieser Gedanke ist für meinen Geschmack recht abstoßend«, fügte ich ehrlich hinzu.
»Abstoßend vielleicht, ja, aber natürlich«, lautete Ross’ offene Antwort. »Haben Sie noch nie einen Unfall mit Fuhrwerken beobachtet? Oder zugesehen, wie irgendeine arme Seele auf der Straße von einem Karren überfahren wurde? Oder einen Arbeiter von einem Gerüst fallen sehen? Vielleicht nicht, aber glauben Sie mir, diese Dinge ziehen Zuschauer an wie ein offenes Marmeladenglas die Wespen. Wenn Sie Fletcher und mich vor zwei Stunden in Limehouse gesehen hätten, würden Sie herausgefunden haben, dass nicht einmal ein Unglück nötig ist, um Neugierige anzulocken. Jeder ungewöhnliche Anblick reicht völlig dazu aus. Obwohl ich zu sagen wage, dass die Gaffer in Limehouse die Hoffnung hatten, mir bei einer Verhaftung zusehen zu können. Wenn ich doch nur einen Verdächtigen hätte, wäre ich schon zufrieden!«, fügte er niedergeschlagen hinzu.
»Sie werden schon einen finden«, sagte ich tröstend. »Ich bin sicher, dass Sie einen finden werden.«
Ross schüttelte den Kopf, um seine finstere Stimmung zu vertreiben. »Sie sind sehr freundlich, und ich wünschte, Superintendent Dunn hätte das gleiche Vertrauen in mich wie Sie. Ja, ich nehme an, dass Mrs Parry als Anteilseignerin nicht möchte, das die Bauarbeiten aufgehalten werden. Sie ist innerlich zerrissen, nicht wahr? Auf der einen Seite möchte sie, dass wir den Mörder der armen Madeleine Hexham finden, und auf der anderen will sie uns möglichst schnell von der Baustelle herunterhaben, damit ihre Investitionen sich in angemessener Zeit auszahlen. Es ist eine recht normale Reaktion. Die Öffentlichkeit will stets, dass die Polizei so schnell wie möglich arbeitet und den Gesetzestreuen so wenig wie möglich Unannehmlichkeiten bereitet. Ich nehme an, Fletcher war dort, um sich die Unterstützung von Mrs Parry zu verschaffen? Antworten Sie nicht auf meine Frage, wenn sie zu vertraulich ist!«
»Das werde ich auch nicht«, sagte ich. »Aber ich möchte Sie trotzdem warnen, dass Mrs Parry möglicherweise versuchen wird, sich meine Unterstützung zu verschaffen. Ich war gezwungen, ihr zu sagen, dass mein Vater Sie gefördert hat.«
Inspector Ross nahm diese Information überraschend gelassen auf. »Ich hatte vermutet, Sie hätten dies bereits getan, genauso, wie ich es Superintendent Dunn erzählen musste. Es wäre für uns beide unklug gewesen, ein Geheimnis daraus zu machen.«
Ich war erleichtert, dass ich es ihm erzählt hatte. Es hatte auf meinem Gewissen gelastet. »Nebenbei bemerkt«, sagte ich offener, als ich
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