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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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glaube, dass du deinen eigenen Haushalt verdienst und deinen eigenen Platz in der Welt. Josiah hätte sicher gewünscht, dass ich mein Bestes für dich tue, und das werde ich auch.« Plötzlich richtete sie jenes wohlwollende Lächeln auf mich, das ich bereits kennen gelernt hatte und von dem ich nun erkannte, dass sie es einsetzen konnte, wann immer sie den Moment für gekommen hielt. »Ich werde die Augen für dich offen halten, Elizabeth.«
    »Wirklich, Tante Parry«, sagte ich geschmeichelt. »Ich bin dir wirklich mehr als dankbar für dein freundliches Interesse, aber ich möchte wirklich nicht, dass irgendjemand glaubt, ich würde verzweifelt nach einem Ehemann suchen, denn das tue ich nicht.«
    »Selbstverständlich nicht!«, sagte sie anerkennend und nickte mir zu. »Du würdest nie so etwas Vulgäres tun. Aber du bist klug und einfühlsam, und ich bin sicher, du weißt, wo deine besten Interessen liegen. Und jetzt brauche ich Nugent. Sie muss mir beim Anziehen helfen. Also lauf nur zu, meine Liebe. Ich fahre heute zusammen mit meiner lieben Freundin Mrs Belling hinaus nach Hampstead; somit hast du den Tag über für dich zur Verfügung.«
    Ich war mehr als glücklich darüber und machte mir meine eigenen Gedanken. Tante Parry wollte mich aus dem Haus haben, so viel war klar. Sobald diese unglückselige Geschichte mit dem Mord an Madeleine Hexham vorüber und meine Verbindung zu Inspector Ross nicht mehr länger von möglichem Nutzen war, würde ich zu einer Belastung werden. Ich hatte bereits zu viel gesehen; meine Augen waren zu kritisch und meine Zunge zu ungezügelt. Ich war nicht die schwache, zurückhaltende, unsichere Gesellschafterin, die sie benötigte. Ich war, wie es im Marinejargon so schön heißt, eine Kanone, die nicht festgebunden war und in einer stampfenden See gefährlich übers Deck rutschte.
    Andererseits konnte Mrs Parry mich nicht ohne triftigen Grund entlassen. Ich war das Patenkind ihres verstorbenen Mannes. Und sie wollte auch nicht, dass ich eine Stelle in einem anderen Haushalt annahm, wo ich in Versuchung geraten könnte, über die Vorgänge in ihrem Haus am Dorset Square zu plaudern. Also verheiraten! Das war die Lösung. Sicher gefangen in den Fesseln der Ehe mit irgendeinem älteren Brummbären von ›Gentleman‹, der mich nicht eine Sekunde aus den Augen lassen würde. Eine unbezahlte Krankenschwester für einen Hypochonder in einem Rollstuhl! Pah!
    In diesem Augenblick stieg eine Woge der Empörung in mir auf und brachte mich dazu, in meinem Zimmer mit Kissen um mich zu werfen. Niemals! Niemals, unter gar keinen Umständen, würde ich einen Ehemann nehmen, den Tante Parry für mich ausgesucht hatte!
    Wie es schien, verfügte Mrs Belling über ein eigenes Fuhrwerk. Es hielt um Viertel nach zwölf vor unserem Haus und trug Tante Parry nach Hampstead davon.
    »Was möchten Sie zum Mittagessen, Miss?«, erkundigte sich Simms. »Mrs Simms hat eine kalte Hühnchenpastete fertig.«
    Ohne Zweifel zusammengemischt aus den Resten des Geflügels vom gestrigen Mittagstisch und gefolgt von einem nahen Verwandten des kalten Kaffee-Puddings.
    »Sagen Sie Mrs Simms, dass ich ihr sehr danke und dass sie sich wegen mir wirklich keine Umstände machen muss. Ich habe mehrere Besorgungen zu erledigen und brauche kein Mittagessen. Das Frühstück von Mrs Simms war ausgezeichnet und reichhaltig.«
    In Wirklichkeit hatte ich nur den Seidenfaden zu kaufen. Ich zupfte ein paar Stränge vom Saum der Tussahseide als Muster und machte mich auf den Weg. Ich bin gut zu Fuß, und indem ich mehr oder weniger den direktesten Weg einschlug, fand ich mich kaum zwanzig Minuten später unter dem Marble Arch am Anfang der Oxford Street wieder und durchwanderte die berühmte Straße. Obwohl ich erst so kurze Zeit in London wohnte, fing ich bereits an, mich als Londonerin zu fühlen, und ich hatte meine Ehrfurcht vor dem Gedränge und der Hektik mehr oder weniger abgelegt, wenngleich nicht meine Besonnenheit. Überall lauerten Bettler und Straßenkinder herum sowie einige scharfgesichtige Burschen, die nur herumlungerten und dem Anschein nach nichts zu tun hatten. Einer von ihnen, so fiel mir auf, richtete es so ein, dass er mit dem älteren Gentleman zusammenprallte, der vor mir ging. Er entschuldigte sich überschwänglich, fasste den Älteren beim Arm, um ihn zu stützen, und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass er sich nicht weh getan habe. Dann eilte er davon und war bald in der Menge verschwunden. Der alte

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