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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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und fuhr dann fort: »Obwohl es angesichts der traurigen Angelegenheit vom Tod der armen Madeleine ein Wunder ist, dass ich überhaupt an etwas anderes denken kann. Ich bin in der Tat recht melancholisch geworden deswegen, und ich wünschte, diese ganze Sache könnte endlich zu einem Ende gebracht werden.«
    Sie zögerte einen winzigen Moment lang, um sich zu versichern, dass ich ihren Standpunkt bemerkt hatte und mich daran erinnern würde, wenn ich beim nächsten Mal meinen alten Bekannten Inspector Ross traf; dann fuhr sie munter fort, nachdem sie Madeleine offensichtlich in einen anderen Bereich ihres Gehirns verdrängt hatte, der sich einzig mit Trauern beschäftigte.
    »Es kommt eine Zeit, da man sich mit weltlichen Dingen befassen und offen reden muss. Ich hoffe sehr, du erlaubst mir, dies zu tun. Versteh mich richtig, ich habe nichts als deine besten Interessen im Sinn.« Sie tätschelte meine Hand.
    Händetätscheln als Geste ist etwas, dem ich stets mit Misstrauen begegnet bin. Im Allgemeinen geht diese Geste schlechten Neuigkeiten voraus.
    »Du bist keine schlecht aussehende junge Frau, Elizabeth«, informierte sie mich in freundlichem Ton. »Zwar keine Schönheit, und selbstverständlich nicht mit persönlichem Vermögen ausgestattet, und ein junges Mädchen bist du auch nicht mehr, wenn ich das so sagen darf.«
    »Ich werde nächstes Jahr dreißig, Tante Parry.«
    »Dabei siehst du gar nicht aus wie dreißig«, sagte sie, indem sie mich leidenschaftslos beäugte wie ein Möbelstück. »Du hast dich sehr gut gehalten.«
    Ich glaubte, einen leicht ablehnenden Unterton in ihrer Stimme zu erkennen. Ihre Aufmerksamkeit wanderte für ein oder zwei Sekunden von mir weg, während sie sich vorbeugte und in den Spiegel ihres Schminktisches blickte. Etwas an ihrer Frisur war nicht so, wie sie es wollte, und sie zupfte an einer kastanienbraunen Schmachtlocke.
    »Danke sehr, Tante Parry«, sagte ich. Ich gab mir die allergrößte Mühe, nicht laut aufzulachen. Manche Menschen hätten an ihren Worten Anstoß genommen, doch sie schaute vollkommen ernst drein, wie sie dort in ihrem extravaganten Kimono saß, der für die schlanke Gestalt einer japanischen Lady geschaffen worden war. Der Stoff spannte über ihrem Leib und wurde von einer Seidenschärpe gehalten, sodass sie an ein Keilkissen für das Sofa erinnerte. Auf einem Beistelltisch befand sich ein kleines Tablett, und auf diesem stand ein Teller mit Kuchenkrümeln zusammen mit den Tee-Utensilien, die mir bereits aufgefallen waren.
    »Es gibt viele ältere Gentlemen«, fuhr Tante Parry fort, indem sie sich in vertraulicher Weise nach vorn beugte, »die entweder Junggesellen geblieben oder bereits Witwer sind und wünschen, etwas an dieser Situation zu ändern. Sie suchen nach einer Lebenspartnerin, die angenehm ist, gute Gesellschaft bietet, präsentabel aussieht, bei Tisch vorsitzt und die Gäste unterhält, den Haushalt führt … kurz gesagt, sie suchen nach einer Frau, die sich nicht auf die Art und Weise aufführt, wie dies eine jüngere Frau tun würde. Sie würde sich beispielsweise nicht die ganze Zeit über herumtreiben wollen. Sie suchen nach einer Frau, die hin und wieder ihre Pflege übernehmen würde. Die Tatsache, dass du die Tochter eines Arztes bist, würde dir dabei sehr zupasskommen. Was deinen Mangel an persönlichem Vermögen betrifft, so spreche ich hier von Gentlemen, die finanziell selbst sehr gut dastehen. Sie suchen nicht nach einer wohlhabenden Frau. Sie suchen auch nicht nach Kultiviertheit. Dass du, mein liebes Kind, ein mittelloses Mädchen aus der Provinz bist, würde dir nicht zum Nachteil gereichen.«
    Ich presste die Lippen aufeinander, um sie nicht anzugaffen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Was? Glaubte diese kleine dicke Person in ihrem lächerlichen japanischen Kimono allen Ernstes, dass sie kultiviert wirkte? Hatte sie etwa vor, einen älteren Gentleman und Ehemann für mich zu suchen …?
    Ich runzelte die Stirn und fragte mich, ob sie meinen verstorbenen Patenonkel Josiah Parry beschrieb, zu der Zeit, als er sie geheiratet hatte. War nicht Tante Parry selbst die mittellose Tochter eines Provinzgeistlichen gewesen, wenn man Franks Worten glauben durfte? Sie schien sich jedenfalls alles sehr gut überlegt zu haben. Ich lauschte der Stimme der Erfahrung.
    »Ich bin selbstverständlich sehr froh, dich als Gesellschafterin bei mir zu haben und wäre mehr als traurig, dich wieder zu verlieren, meine liebe Elizabeth! Aber ich

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