Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Ross in ungläubigem Ton.
»Ein Freund von Mrs Parry«, fand ich Zeit zu antworten, bevor Tibbett bei uns war.
»Guten Tag, Dr. Tibbett«, begrüßte ich ihn höflich trotz meiner privaten Verachtung für den alten, scheinheiligen Schurken.
Dr. Tibbett starrte mich aufmerksam an, und ich erinnerte mich daran, dass er viele Jahre lang Schulmeister gewesen und nicht leicht über das hinwegzutäuschen war, was die Menschen dachten. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass er sehr klare blaue Augen besaß. Ich nahm an, dass er in jungen Jahren ein attraktiver Mann gewesen war, und etwas davon war noch immer zu sehen.
Tibbett hatte seinen Blick auf Ross gerichtet. »Und das?«, erkundigte er sich eisig. Er deutete mit einem langen schlanken und behandschuhten Finger auf den Inspector. Ich war ein wenig überrascht, dass kein Blitz aus der Fingerspitze zuckte. »Vielleicht wären Sie so freundlich, mich diesem Gentleman vorzustellen?«
»Selbstverständlich«, sagte ich. »Das ist Inspector Ross vom Scotland Yard. Er untersucht den Mord an Miss Madeleine Hexham, und Sie haben seinen Namen sicherlich bereits bei Tante Parry gehört.«
»Das habe ich in der Tat!«, sagte Tibbett. Er wirkte und klang vollkommen unbeeindruckt.
»Und ich habe Ihren Namen ebenfalls gehört, Sir. Mrs Parry hat ihn erwähnt«, sagte Ross.
Tibbett war von dieser Aussage nicht besänftigt, sondern starrte Ross im Gegenteil noch misstrauischer an als zuvor. »Kommen Sie in der Angelegenheit denn voran, Inspector?«, fragte er.
»So gut, wie es in diesem Stadium zu erwarten ist, Sir«, antwortete Ross.
»Tatsächlich?«, fragte Tibbett. »Und welches Stadium wäre das, frage ich mich? Welche Hinweise hoffen Sie an einem Samstagnachmittag auf der Oxford Street zu finden? Ich sehe lediglich, dass Sie in anderer Hinsicht kein Gras zwischen Ihren Stiefeln wachsen lassen. Haben Sie Ihre Unterhaltung mit der jungen Lady beendet? Ich nehme an, es ging um eine berufliche Angelegenheit, auch wenn ich mich frage, welcher Natur sie sein könnte. Miss Martin war kein Mitglied von Mrs Parrys Haushalt zur Zeit von Miss Hexhams bedauerlichem Verschwinden. Sie kannte Miss Hexham nicht.«
Ich bemerkte ein Funkeln in den Augen von Ross. »Ich führe meine Ermittlungen wie und wo ich es für angebracht halte, Sir.«
»Dann werden wir Sie nicht länger aufhalten! Sie müssen ein vielbeschäftigter Mann sein und haben sicherlich viele Verpflichtungen gegenüber der Öffentlichkeit!«, entgegnete Tibbett. »Einen guten Tag wünsche ich Ihnen, Inspector!«
Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte ich, dass Ross endlich die Fassung verlieren und seine kühle Art einem wütenden Ausbruch weichen würde, doch stattdessen wandte er Tibbett langsam und sehr betont den Rücken zu und sagte zu mir, indem er Tibbetts Abschiedsworte ignorierte: »Ich hoffe, ich habe Sie nicht aufgehalten, Miss Martin. Ich danke Ihnen, dass Sie mit mir gesprochen haben.«
Er legte die Hand an den Hut, verneigte sich leicht vor mir und ging davon, ohne Tibbett eines weiteren Blickes zu würdigen.
»Was für ein impertinenter Bursche!«, schnappte Dr. Tibbett.
Nachdem ich mir bereits Fletchers Kritik an Ben Ross hatte anhören müssen, lief das Maß nun über. Ich mochte den Inspector ja selbst gerade erst getadelt haben, doch das bedeutete noch lange nicht, dass ich die Absicht hatte, andere damit durchkommen zu lassen.
»Dr. Tibbett!«, platzte es aus mir heraus. Ich war außerstande, mich länger im Zaum zu halten. »Inspector Ross ist meiner Meinung nach nicht derjenige, der hier Impertinenz gezeigt hat! Wie können Sie es wagen, eine private Unterhaltung zu unterbrechen, die ich mit ihm geführt habe, und noch dazu auf derart unverschämte Weise?«
Ich sage nicht, dass Tibbett erstaunt zurückzuckte, doch sein Unterkiefer sank für einen Augenblick herab, und er wich einen Schritt zurück, auch wenn es nur aus dem Grund geschah, den Ursprung dieser unerwarteten Attacke besser in Augenschein nehmen zu können. »Ich glaube, ich kann meinen Ohren nicht trauen, junge Dame.«
»Ich nehme an, das sollten Sie aber«, entgegnete ich gelassen. »Sie scheinen mir ein exzellentes Gehör zu besitzen.«
Tibbett antwortete nicht sogleich. Er hob seinen Spazierstock und tippte sich nachdenklich mit dem silbernen Griff ans Kinn.
»Sie haben eine flinke Zunge, Miss Martin«, sagte er schließlich.
Ich wusste, dass ich ihn auf dem falschen Fuß erwischt hatte, und nutzte meinen kurzfristigen
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