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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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gezwungen, der Wahrheit halber hinzuzufügen. Fletcher stieß einen so tiefempfundenen Seufzer aus, dass ich übereilt fortfuhr: »Doch ohne Ihnen falsche Hoffnungen machen zu wollen, stehe ich im Begriff, Inspector Ross etwas auszuhändigen, das möglicherweise den ein oder anderen Hinweis enthält.«
    »Oh?« Fletcher beugte sich in frisch erwachendem Interesse vor. »Dürfte ich erfahren, um was es sich handelt?«
    Ich bedauerte augenblicklich meine vorlaute Zunge, die stets ohne meinen Willen Worte von sich gab, die mein Gehirn, hätte ich es denn benutzt, niemals geäußert hätte. Ich wünschte, wir wären schon beim Scotland Yard und ich von dieser Konversation erlöst, doch es schien eine Ewigkeit zu dauern, dorthin zu gelangen. Der Nebel verlangsamte unser Vorankommen, wie nicht anders zu erwarten; aber er schien zugleich die Zeit auf eigenartige Weise nahezu zum Stillstand zu bringen. Ich stellte überrascht fest, dass ich nicht zu sagen vermochte, wie lange ich bereits in Mr Fletchers Kutsche saß. Mehr noch, die Nebelschwaden isolierten uns vom Rest der Welt und schufen eine eigenartige Intimität zwischen Fletcher und mir. Zwei einsame Reisende in einer Welt aus waberndem Dunst.
    »Nun ja«, gestand ich zögernd. »Ich habe ein Tagebuch gefunden, von dem ich annehme, dass es Miss Hexham gehört hat.«
    Fletcher schwieg für einen langen Moment. »Sie haben darin gelesen?«, fragte er sodann. Seine Stimme klang angespannt.
    »Nein. Ich habe nur einen flüchtigen Blick hineingeworfen, um herauszufinden, was es war.« Ich besaß nicht die Absicht, ihm von meinem Verdacht in Bezug auf James Belling zu erzählen.
    »Und Mrs Parry? Hat sie dieses Tagebuch ebenfalls gesehen?«
    Ich antwortete, dass sie es nicht gesehen hätte.
    »Hmmm«, sagte er nachdenklich. »Nun, dann wollen wir hoffen, dass es sich als hilfreich erweist.«
    Die Kutsche war endlich schaukelnd zum Stehen gekommen, und der Kutscher sprang herbei, um die Stufe auszuklappen. Fletcher folgte mir nach draußen, und wir standen in der milchig gelben, faulig riechenden Atmosphäre der Straße. »Los, weg mit Ihnen, Mullins!«, rief Fletcher, und zu meiner Überraschung setzte sich die Kutsche in Bewegung und fuhr davon.
    »Warum haben Sie den Kutscher weggeschickt?«, fragte ich.
    »Weil ich denke, dass ich mit Ihnen zu dem Inspector gehen sollte. Oh, passen Sie auf, wo Sie hintreten …!« Und mit diesen Worten packte er mich fest am Ellbogen.
    Mittlerweile kehrten meine Sinne allmählich zurück, und der Nebel hatte sich, bildlich gesprochen, in meinem Kopf gelichtet, obwohl er mich noch immer von allen Seiten umgab.
    Vor uns in der massiven Fassade brannten keinerlei Lichter. Ein geschäftiges Gebäude voller Menschen, die mit Papier und Stift arbeiteten und in dem ständig Besucher ein und aus gingen, würde an einem so grauenhaften Tag nicht in Dunkelheit liegen, wo sämtliches natürliche Licht wie ausgelöscht schien. Noch würde jegliches Geräusch von Bewegungen und Unterhaltungen fehlen.
    »Wir sind nicht beim Scotland Yard«, sagte ich gepresst.
    Mein Herz pochte wie wild. Ich wusste, dass ich in großer Gefahr schwebte. Ich hatte eine Reihe von ernsten Fehlern begangen. Mein größter Fehler war gewesen, eine voreilige Schlussfolgerung in Bezug auf die Identität von Madeleines Bewunderer zu treffen, jenes ›Er‹. Ich hatte zu schnell vergessen, was ich erst kürzlich herausgefunden hatte: Auch Fletcher gehörte zum Kreis der Besucher am Dorset Square.
    Sein Verdacht musste in jenem Augenblick erwacht sein, als ich ihm erzählt hatte, dass ich zum Scotland Yard wollte. Was konnte mich an einem so grauenhaften Nachmittag wie diesem zu Fuß auf die Straße bringen – außer der Entdeckung einer Information, von der ich glaubte, dass Ross so unverzüglich davon erfahren sollte, dass ich meine Gesundheit und einen Unfall riskierte, indem ich durch den Nebel irrte? Fletcher musste herausfinden, was ich wusste, und hatte seinen Kutscher angewiesen, uns zu einem anderen Ort zu bringen. Und dank meiner vorlauten Zunge wusste er inzwischen auch, welche Information das war: die Existenz eines Tagebuchs.
    »Hören Sie«, sagte er mit einer ruhigen, ausdruckslosen Stimme, die mit den einförmigen Nebelschwaden in merkwürdigem Einklang zu stehen schien. »Ich denke, Sie sollten mir dieses Tagebuch geben.«
    Mein Gehirn raste, während ich versuchte, mir eine Strategie zu überlegen, um ihn abzulenken und im Nebel zu fliehen. Er würde mich

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